Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

tionspflichten so weit wie möglich entlastet zu werden und die Daten aus der säulen- übergreifenden Information in eigenen Firmenportalen im Interesse der Anwärter nutzen zu können. Es sollte eine Win-win- Situation entstehen“, so Stiefermann. Auch wenn der bald erwartete Gesetzent- wurf zunächst nur ein erster Schritt zum Ziel einer säulenübergreifenden Renteninforma- tion sein wird, sind noch einige grundlegende Punkte offen, zum Beispiel: • Wie sollen die Datenformate ge- staltet werden (Thema Vergleich- barkeit)? Eventuell könnten zu- nächst Kapitalbeträge und Renten getrennt aufgeführt werden und in einem zweiten Schritt eine Um- rechnung von Kapitalbeträgen in Renten erfolgen. • Welchen eindeutigen Identifier will man verwenden (eventuell die Steuer-ID)? • Wie lässt sich höchstmöglicher Daten- schutz gewährleisten? • Trägerschaft – ein zentraler Träger? Oder lieber dezentral? • Wie wird die Exportierbarkeit der Daten gewährleistet, um sie später in eine even- tuelle Beratung einfließen zu lassen? Wenn man sich in diesen Punkten einigt, ist schon viel geschafft. Der Nutzen einer einheitlichen Darstellung ist klar: „Es gibt heute zwar schon eine Menge Informationen, aber sie erfolgen zu unterschiedlichen Zeitpunkten, in unterschiedlichen Formaten und auf verschiedenen Wegen. Nur sehr wenige Bürger raffen sich auf, diese Mitteilungen der Versorgungsträger selbst zusam- menzufassen“, weiß Morgenstern. Mit dem Online-Rentenkonto gäbe es erstmals eine Stelle, bei der die Versicherten auf einen Blick alle Ansprüche zusammen- gefasst sehen könnten.“ Wie bei jeder Harmonisierung liegt auch hier die Hauptlast der Umsetzung bei den Anbietern. Dabei wird der Aufwand bei den großen und technisch versierten Anbietern wohl weniger ins Ge- wicht fallen als bei den kleineren. Aber es ist nicht nur eine Frage der Größe: Auch die Dienstherren der Beamten – Bund, Länder und Gemein- den – übermitteln ihren beamteten Mitar- beitern bislang noch nicht standardmäßig Informationen über ihre künftigen Pensions- ansprüche, an mangelnder Größe dürfte es hier nicht liegen. Es gibt also auch bei einigen großen Anbietern Aufholbedarf. Stiefermann sieht jedoch einige Mitglie- der seines Verbands, die als Vorreiter bei der Darstellung der künftigen Rentenleistungen für ihre Mitglieder angesehen werden kön- nen: „Es gibt viele Beispiele von vorbild- lichen Firmenportalen, regelmäßig aber nur bei wirklich großen Unternehmen oder Ver- sorgungswerken.“ Vorreiter BMW Ein Beispiel ist der Autohersteller BMW, der bereits ein flexibles System anbietet, mit dem sich die Mitarbeiter über die Summe all ihrer Altersvorsorgebausteine informie- ren können. „Für den kompletten Service müssen die Mitarbeiter einige Daten selbst eingeben“, erklärt Wolfgang Degel, Leiter des Center of Competence Altersvorsorge- systeme bei BMW. „Für die erste Säule bie- ten wir Schätzer, oder der Mitarbeiter gibt die Daten seiner letzten Renteninformation selbst ein. Die Daten für die dritte Säule gibt er ebenfalls selbst ein – etwa ein End- vermögen oder eine Rente. Dazu müssen die Mitarbeiter eine geschätzte Rendite ein- geben. Hier haben wir Grenzen vorgegeben, die liegen zwischen 0,9 und 5,0 Prozent per annum.“ Der Mitarbeiter wählt dann eine Inflationsrate, wobei BMW 1,5 und 2,0 Pro- zent vorschlägt. Am Ende wird das Kapital, das der Mitarbeiter bereits hat, mit dem Kapital, das er benötigt, abgeglichen, und der Mitarbeiter kann sehen, was er brutto umwandeln müsste, um die Lücke zu schließen. Degel warnt vor zu hohen An- sprüchen an die Exaktheit einer solchen Rentenberechnung: „Es ist nicht sinnvoll, hier eine Punktlandung anzustreben – die werden Sie nicht hinbekommen. Wir erheben nicht den Anspruch, dass wir die Gesamtheit der Ren- ten für den Mitarbeiter auf den Cent genau ausrechnen können. Aber die Darstellung ist eine gute Näherung.“ Die größte Unsicher- heit sei dabei der Zinsfaktor. „Wenn Sie vor zehn Jahren mit sechs Prozent Rendite hochge- rechnet hätten, hätte jeder gesagt, das ist okay! Heute wären sechs Prozent undenkbar. Eine solche Renteninformation kann nur eine ungefähre Größenordnung als grobe Orientierung bieten! Aber das ist schon eine ganze Menge!“ Ein positiver Effekt, den das Sys- tem für BMW bietet, ist, dass den Mitarbeitern der Nutzen der ange- botenen betrieblichen Altersvor- sorge dargestellt wird. ANKE DEMBOWSKI FOTO : © D I A | M I CHA E L GOT T SCHA L K » Nur sehr wenige Bürger raffen sich auf, die Mitteilungen der Versorgungsträger selbst zusammenzufassen. « Klaus Morgenstern, Sprecher des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) Wesentliche Aufgaben der säulenübergreifenden Altersvorsorgeinformation Die Aufgaben der Altersvorsorgeinformation, die in der Studie vorgeschlagen werden, sind: Informationen sammeln, filtern und geeignet aggregieren. Quelle: Studie „Konzeptionelle Grundlagen für eine säulenübergreifende Altersvorsorgeinformation“ Informationen an einer Stelle sammeln Relevante Informationen filtern Zu einem Gesamtüberblick aggregieren Bestehende Altersvorsorge- informationen DRV Bund Beamten- versorgung Berufsständische Versorgung Kapital-LV Pensions- fonds Direkt- zusagen Direkt- versicherung … U-Kassen Riester-/ Basisrenten- versicherung Pensions- kassen Säulenüber- greifende Altersvorsorge- information 282 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T : R ENT EN I NFORMAT I ON

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