Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

Manager haben in der Vergangenheit zu Protokoll gegeben, dass es gerade das spe- kulative Element von Bitcoin sei, das sie in entsprechende Tracker-Zertifikate habe in- vestieren lassen. Ein weiteres Argument, das für ein Engagement in herkömmliche Kryptos, allen voran Bitcoin und Ethereum, ins Feld geführt wurde, waren die in ver- schiedenen Studien nachgewiesenen Diver- sifikationseffekte zu herkömmlichen Asset- klassen. Wird eine Währung nun an den US-Dollar gekoppelt, ergibt sich dieselbe Korrelation wie bei einem unmittelbaren Dollar-Investment – es stellt sich also aus dieser Perspektive die Frage nach der Sinn- haftigkeit von Stablecoins. Regulierung und Tokenisierung Von diesen Bedenken abgesehen ist un- bestritten, dass sich das Blockchain-Phäno- men professionalisiert und institutionalisiert. Eines der wichtigsten Schlagwörter lautet in diesem Zusammenhang „Tokenisierung“ von Assets. Das bedeutet nichts anderes, als dass auf digitalisierte Weise Wertpapiere entstehen, in denen die unterschiedlichsten Rechte und Pflichten als Code verankert werden. Somit kann ein Emittent per Knopfdruck ein anleihenähnliches Instru- ment emittieren oder eine Aktie, eine Wan- delanleihe, eine reine Umsatzbeteiligung … Der Phantasie sind – innerhalb des rechtli- chen Rahmens – keine Grenzen gesetzt. Womit wir beim nächsten Stichwort wä- ren: rechtliche und regulatorische Rahmen- bedingungen. Diese sind de facto noch nicht einmal entfernt abgesteckt – was die Bun- desregierung aber ändern will. Mitte Sep- tember hat sie also ihre Blockchain-Strategie mit dem Untertitel „Wir stellen die Weichen für die Token-Ökonomie“ vorgestellt. Die Rezeption in der Szene war, um es vorsich- tig zu formulieren, höhnisch-positiv. So stellte Sven Wagenknecht, Chefredakteur von „BTC Echo“, seinen Kommentar zum Thema unter den Titel „Stets bemüht“. Mario Brandenburg, ehemaliger SAP-Mana- ger und inzwischen Abgeordneter der FDP, meinte wiederum: „Die Bundesregierung verdient Respekt dafür, dass sie endlich ein- gesehen hat, dass sie weder Kompetenz noch Ambition noch Empathie für Techno- logie-Themen hat. Daher war es richtig und wichtig, bei der Blockchain-Strategie auf maximale Hilfe von außen zu setzen.“ Tatsächlich umfasst das Papier der Regie- rung neben ausreichend Text einen Katalog von 44 Einzelmaßnahmen. Diese wirken mitunter recht schwammig, es finden sich jedoch auch konkrete Punkte wie beispiels- weise das Ansinnen, „den Einsatz von Blockchain-Technologien im Rahmen der Beweisführung zu prüfen“, oder das Vorha- ben, „Rechtssicherheit für Handelsplattfor- men und Krypto-Verwahrer zu schaffen“ ( siehe Tabelle „Regierung goes Krypto“ ). Als einzelnen Punkt hebt die Regierung auch hervor, dass man verhindern wolle, dass sich Kryptowährungen als alternative staatliche Zahlungsmittel etablieren. Viel- mehr kann man sich eine Art e-Euro, also eine von der EZB zentral verwaltete staa- tliche Kryptowährung, vorstellen. Interessant aus Sicht des Kapitalmarktes erscheint auch der Punkt, wonach die Re- gierung „das deutsche Recht für elektroni- sche Wertpapiere öffnen“ und bis Jahresen- de „einen Gesetzentwurf zur Regulierung des öffentlichen Angebotes bestimmter Krypto-Token veröffentlichen“ will. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Anbieter von solchen digitalen Assets bis dahin in einer rechtlichen Grauzone operieren. Stuttgart reitet vor Das trifft nicht zuletzt auf die Börse Stutt- gart zu, die sich als hoch spezialisierter » Stablecoins sind mit hohen Kosten bezüglich der Kapitalaufnahme zur Deckung verbunden. Das wirft Fragen zur Skalierbarkeit auf. « Usman W. Chohan, University of New South Wales Verschiebung der Machtverhältnisse Das Handelsvolumen der großen Kryptos wartet mit einer Überraschung auf. Kurs 24 Stunden Rang Bezeichnung (in USD) Volumen (Mio. USD) 1 Tether 1,00 22.209 2 Bitcoin 7.622,00 18.234 3 Ethereum 161,33 7.955 4 Litecoin 49,66 2.616 5 EOS 2,78 2.121 6 XRP 0,28 1.662 7 Bitcoin Cash 211,52 1.524 8 TRON 0,01 699 9 Ethereum Classic 4,21 505 10 Bitcoin SV 93,72 462 Tatsächlich haben zuletzt weder Bitcoin noch Ethereum die höchsten Handels- umsätze erzielt, sondern die Stablecoin Tether. Quelle: Cryptoslate Die Top 10 Stablecoins Ein Platzhirsch und eine Handvoll kleinerer Player Umsatz 24 Std. Marktkapitalisierung Rang Bezeichnung (in Mio. USD) (Mio. USD) 1 Tether 21.276,0 4.200,00 2 USD Coin 176,51 470,92 3 Paxos Standard 305,87 263,07 4 TrueUSD 152,77 185,78 5 Dai 27,20 83,84 6 Stasis Euro 0,84 35,51 7 USDK 15,61 28,25 8 Binance USD 5,28 15,48 9 CryptoFranc 0,004 12,55 10 Gemini Dollar 2,34 8,84 Von der Marktkapitalisierung steht der am Dollar ausgerichtete Tether unter den Stablecoins unangefochten an der Spitze. Quelle: Cryptoslate 276 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T : B LOCKCHA I N & R EGUL I E RUNG

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=