Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

Warten auf € str-Derivate Doch sofort alles auf €str umstellen kann Simeon nicht: „Wir investieren weiterhin in Cash-Produkte, die auf Eonia indexiert sind, da Eonia noch veröffentlicht wird. In der Zwischenzeit erwarten wir, dass bald Cash- Produkte mit €str-Indexierung entwickelt werden“, so Simeon. „Außerdem glauben wir, dass auch bald Futures und Overnight Index Swaps auf €str auf den Markt kom- men. Bis dahin müssen wir warten.“ Sobald es einen aktiven Markt für Cash-Produkte und Derivate auf €str gibt, wird Amundi von Eonia auf €str umsteigen. „Dies erwarten wir für das zweite Halbjahr 2020“, meint Simeon. „Bis dahin sollte der Markt robust und ausreichend entwickelt sein.“ Eine dramatische Anpassung der von Amundi verwalteten Geldmarktport- folios erwartet er durch die Umstellung nicht. „Wir werden lediglich die Bench- mark für unsere Fonds von Eonia auf €str abändern und dies unseren Kunden entspre- chend kommunizieren“, so Simeon. Koexistenz der beiden Sätze Auch Vogler von Union Investment hat sich mit der neuen Cash-Benchmark ange- freundet: „Wir finden es gut, dass die EZB nun seit Oktober den Referenzzinssatz €str ermittelt und veröffentlicht. Der neue Zins- satz schwankt wenig und ist stabil. Außer- dem sind gute Umsätze hintendran. Per- spektivisch werden wir unsere Fonds, die eine Eonia-Benchmark haben, umstellen.“ Vogler erklärt auch gleich, was es hier zu tun gibt: „Dazu muss unter anderem das Fondsprofil etwas angepasst werden, das ist aber nur eine minimale Umstellung. Wir wechseln dann lediglich zu einer Bench- mark, die breiter ist als die vorherige. Eine deutlich andere Wertentwicklung wird am Ende nicht rauskommen, beides sind ja Tagesgeld-Benchmarks, und es ist halt das kurze Ende.“ Auch wenn alles dafür spricht, dass es bis Ende 2021 eine Koexistenz der beiden risi- kofreien Overnight-Zinssätze geben wird, rät Völker von der LBBW dazu, in Verträ- gen die vor dem 31. 12. 2021 enden, Fall- back-Klauseln einzufügen. Das für den Fall, dass der neue Eonia doch wegfällt oder aus irgendeinem Grund nicht mehr passt. „Für Eonia-Kontrakte, die nach dem 1. 1. 2022 enden, sollte eine Umstellung möglichst schnell ab Oktober 2019 (Wertpapiere) beziehungsweise nach dem avisierten Auf- bau eines Marktes für €str-Derivate initiiert werden. Alternativ ist das Hinzufügen von Fallback-Klauseln (€str +8,5 Basispunkte ist Standard-Fallback) zwingend empfohlen. Neu abgeschlossene Kontrakte sollten so bald wie möglich auf €str referenzieren“, rät Völker. Auch die Clearing-Stellen scheinen un- aufgeregt, was den Wechsel von Eonia auf €str betrifft. „Aufgrund der Eonia-Neukali- brierung von 2019 sind keine Änderungen am Risikomanagementverfahren von Eurex Clearing erforderlich“, heißt es bei Eurex Clearing, und weiter: „Alle geclearten OTC-Derivate, die auf €str referenzieren, unterliegen wie alle anderen Euro-OTC-De- rivate einem gemeinsamen Eonia-basierten Diskontierungs- und PAI-System (Price Alignment Interest). Für 2020/2021 ist eine Umstellung auf ein gemeinsames €str-ba- siertes Diskontierungs- und PAI-System vorgesehen, das dann mit den Clearing-Mit- gliedern abgestimmt wird.“ Neuer hybrider Euribor Neben Eonia waren auch die Referenz- zinssätze Libor und Euribor umzugestalten, denn sie entsprachen nicht der Benchmark- Verordnung. „Während der Finanzkrise hat man bemerkt, dass diese beiden Sätze be- sonders manipulationsanfällig waren“, er- klärt Völker von der LBBW. Auf seiner Website erklärt das Non-Pro- fit-Institut European Money Markets Insti- tute (Emmi): „Der Euribor ist einer der weltweit wichtigsten Referenzzinssätze. Es wird geschätzt, dass Verträge im Wert von mehr als 180.000 Milliarden Euro auf diese Benchmark referenzieren. Während es sich bei diesen Verträgen hauptsächlich um Zinsswaps handelt, ist diese Benchmark auch für Privatkundenhypotheken im Wert von über 1.000 Milliarden Euro relevant.“ Die britische Finanzaufsichtsbehörde FCA will die beiden Zinssätze allerdings ab 2021 nicht mehr durch die tägliche Abfrage von Daten zu den Interbankenzinssätzen ermit- teln. Der Grund sind die jahrelangen Mani- pulationen und Absprachen der beteiligten FOTO : © PAT R I CK S I MEON, UN I ON I NV E S TMENT » Wir glauben, dass bald Futures und Overnight Index Swaps auf € str auf den Markt kommen. « Patrick Simeon, Leiter des Geldmarktfondsteams bei Amundi, Paris Alternative Tagesgeld-Referenzsätze in ausgewählten Jurisdiktionen Besichert/ Term-Sätze (z. B. als Jurisdiktion Neuer Referenzsatz unbesichert Veröffentlichung Fallback für Libor/Euribor) Secured Overnight Veröffentlichung ab USA Financing Rate (SOFR) Besichert Seit 3. April 2018 Q4/2021 Swiss Average Rate Neuer Referenzsatz Aufzinsung mit Schweiz Overnight (SARON) Besichert seit 7. Oktober 2017 hist. SARON-Werten Sterling Overnight Veröffentlichung ab Großbritannien Index Average (SONIA) Unbesichert Seit 23. April 2018 Q4/2021 erwartet Tokyo Overnight Neuer Referenzsatz Japan Average Rate (TONAR) Unbesichert seit 28. Dezember 2016 Diskussion läuft Euro short term rate EZB-Empfehlung: Euroraum ( € STR) Unbesichert Seit 2. Oktober 2019 auf Basis von € str-Derivaten Andere Währungsräume sind mit ihren Vorbereitungen auf eine Umstellung der Referenzsätze deutlich weiter fortge- schritten. „In den USA hat die Fed im April 2018 mit der Veröffentlichung der ,Secured Overnight Financing Rate‘ (SOFR) begonnen. Inzwischen existieren bereits Terminkontrakte auf die SOFR, und es werden zunehmend Anleihen mit Bindung an SOFR emittiert“, erklärt Elmar Völker von LBBW Research. Quelle: Working Group on Euro risk free rates, Börsenzeitung, LBBW Research 272 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T : GE LDMARK T- R EGUL I E RUNG

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