Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

Versicherungsgesellschaften und anderen Parteien. T+1 anstatt wie früher T Berechnet wird €str an jedem Target2- Handelstag bis neun Uhr, basierend auf den Geschäften des vorherigen Handelstages. Bahl verweist darauf, dass auch das ein Unterschied zu Eonia ist: „Eonia wurde taggleich veröffentlicht, um 19 Uhr abends, also T+ 0. Dann konnten die Parteien über Nacht ihre Berechnung laufen lassen.“ Die Geschäftsabläufe müssen nun entsprechend abgeändert werden. Der rekalibrierte Eonia, der nach wie vor durch Emmi administriert wird, wird dann auf Basis von €str systematisch um 9.15 Uhr veröffentlicht. Eonia: Wichtige Benchmark Dass es bei der Umstellung von Eonia auf €str relativ lange Übergangsfristen gibt, die dann auch noch einmal verlängert wur- den (von Ende 2019 auf Ende 2021), liegt auch daran, dass die Liquiditäts-Benchmark Grundlage Hunderttausender Verträge ist. „Die zwei wichtigsten Anwendungsbereiche von Eonia sind das Collateral Management und Kassenkredite“, erklärt Bahl. Im Col- lateral Management basieren viele Besiche- rungen auf Eonia, und die Central Counter- parties diskontieren mit Eonia ab. Kassen- kredite sind kurzfristige Kreditaufnahmen im kommunalen Verwaltungshaushalt, die dem Ausgleich kurzfristiger Liquiditäts- schwankungen dienen und die normaler- weise sehr einfach gehalten sind. Das Chaos sieht Bahl durch die Umstel- lung jetzt nicht über die Märkte herein- brechen, da die Übergangsphase mit den beiden parallel laufenden Sätzen ausrei- chend lang ist. „Viele Geschäfte werden mit Eonia zu Ende laufen, denn sie sind ja über- wiegend kurzlaufend“, meint die Expertin. „Für Neugeschäfte werden dann die Ver- träge so umgestellt, dass sie auf €str statt auf Eonia referenzieren. Im Vertragswerk ist das keine große Sache, es sind ja beides Overnight-Sätze.“ Sie schätzt, dass die ganz großen Häuser wie Bank of America, Chase Manhattan, Goldman Sachs und Citibank mit der Um- stellung am weitesten sind. Außerdem glaubt sie, dass bei den einfachen Geschäf- ten jetzt rasch auf €str umgestellt wird. „Wenn Sie einen Kassenkredit machen, können Sie den im Prinzip jetzt schon auf €str umstellen. Viele Marktteilnehmer war- ten aber erst mal ab, was die anderen tun“, weiß Bahl. Der Druck ist auch nicht groß, da bis Ende 2021 noch der rekalibrierte Eonia-Satz veröffentlicht wird. Produktseitig schlagen sich Overnight- Sätze unter anderem in Geldmarkt- und Indexfonds nieder, aber auch in Zinsswaps, Zertifikaten etc. Fragt man die Produktan- bieter, trifft man auf Gelassenheit. „Ich gehe davon aus, dass es bis zur endgültigen Ein- stellung von Eonia Anfang 2022 einen rei- bungslosen Übergang zwischen Eonia und dem neuen Euro-Leitzins geben wird. Bis dahin gelten die 8,5 Basispunkte Spread- Aufschlag“, erklärt Patrick Simeon. Er leitet bei Amundi ein Team von sechs Geldmarkt- fondsmanagern. Der Asset Manager verwal- tet Geldmarktfondsvermögen in Höhe von insgesamt 110 Milliarden Euro und beschäf- tigt sich daher intensiv mit der Änderung der Cash-Benchmarks. „Geschüttelt, nicht gerührt“ mag für James Bond wichtig sein. Für die Finanzaufsichtsbehörden ist „Beobachtet, nicht gemeldet“ wichtig. Die neuen Interbankenzinsen basieren auf beobachteten Zinssätzen, damit es nicht mehr so leicht zu Manipulationen kommen kann. N o. 4/2019 | www.institutional-money.com 271 S T E U E R & R E C H T : GE LDMARK T- R EGUL I E RUNG

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