Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

bilanzieren und an die BaFin berichten – über zehn Jahre lang.“ Bei so viel Übung verwundert es kaum, dass er sich in Sachen Bilanzierung auskennt wie kaum ein Zweiter. Konsolidierung erwartet Angesprochen auf die Zukunft der Pen- sionskassen, meint Wessling: „Es wird eine Konsolidierung bei den Pensionskassen geben. Viele, wie wir auch, haben bei der BaFin beantragt, dass sie Versorgungswerke verwalten dürfen.“ Versicherer können das von sich aus machen, während regulierte Pensionskassen für diesen Geschäftszweig eine Genehmigung brauchen. Zu den Dienstleistungen für andere Kassen gehören dann etwa das Inkasso, Auszahlungen, die Bestands- und Kapitalverwaltung. Auf diese Weise können Kassen Dienstleistungser- träge generieren. „Vielleicht sehen wir auch einen Zusammenschluss von Branchenkas- sen“, meint er. Insgesamt müssten Pensions- kassen mehr in den Fokus der Bevölkerung treten. „Ich sehe das bei meinen Müllern. Für sie steht die bAV nicht im Mittelpunkt. Wir müssen die Erwerbstätigen aber dazu bringen, sich mit bAV zu beschäftigen.“ Er erwähnt einige der Vorteile. „Die bAV wird sowohl steuerlich als auch über die Sozial- versicherungsfreiheit der Beiträge gefördert, und das Betriebsrentenstärkungsgesetz hat weitere Verbesserungen gebracht. Jetzt ist man sogar dabei, die doppelte Verbeitra- gung in der Sozialversicherung abzuschal- ten, was Ulla Schmidt und Karl Lauterbach 2003 eingeführt haben!“ Jetzt klingt Wess- ling doch wieder politisch: „Zu den frei- willigen Beiträgen bei privater Fortführung der bAV gab es im Juni 2018 ein Urteil, das die Gier der Krankenkassen eingedämmt hat. Mal sehen, was wir in diese Richtung noch Positives bewegen können!“ Er erwähnt, dass die Pensionskassen trotz der Niedrigzinsphase noch Renditen von über drei Prozent erwirtschaften. Auf der anderen Seite stehe die Entwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung ja schon fest: „Aus der Pyramide wurde ein Pilz! Man muss die bAV in genau die Medien bringen, die sich normalerweise nicht mit solchen Themen befassen. Wir brauchen den Mainstream!“ Wessling meint, die Politik sollte die Pensionskassenregulierung präziser auf das Geschäft, das Pensionskassen be- treiben, ausrichten, und nennt ein Bei- spiel: „Berufsständische Versorgungs- werke – das ist ja erste Säule – haben ein sogenanntes offenes Deckungsplan- verfahren. Die müssen keine unmittel- bare Äquivalenz darstellen.“ Deutsche Lebensversicherungen und Pensions- kassen müssen hingegen an jedem Bilanz- stichtag die Deckungsrückstellungen auf- bauen, damit der Beitrags-Barwert dem Leistungs-Barwert entspricht. „Die müssen immer 100-prozentig finanziert sein, ob- wohl ja nicht alle Leute sofort in Rente gehen.“ Bei Versorgungswerken werde also die Langfristigkeit des Geschäfts besser berücksichtigt als bei den Pensionskassen, kritisiert Wessling. „Das sollte man harmo- nisieren, schließlich ist das Geschäft das Gleiche.“ Mit der Harmonie sind wir wieder bei der Musik angekommen. Sie habe dazu geführt, dass er sich als Jugendlicher sozialisiert habe. „Musik konditioniert. Wenn man als Drum- mer in einer Band spielt, ist man der ver- steckte Dirigent. Die Leute wissen anzufan- gen, wenn der Drummer vorzählt, und hö- ren auf, wenn er aufhört.“ Taktgefühl brau- che man sowohl in der Musik als auch in der Gesellschaft. „Wenn man sich unterhal- ten oder Überzeugungen durchsetzen will, ist Taktgefühl nicht schlecht.“ Man kann nur hoffen, dass Wessling als Drummer noch mehr in der bAV dirigieren kann. ANKE DEMBOWSKI FOTO : © B E T T I NA KOCH, FOTOAT E L I E R HE R R » Wenn man programmiert, muss man runter auf die unterste Ebene, im Prinzip zu den einzelnen Deals. « Paul Wessling, Vorstand der Müllerei-Pensionskasse MPK 268 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com POR T RÄ T: PAUL WE S S L I NG | MÜL L E R E I - P ENS I ONS KA S S E MPK

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