Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

diversen Funktionen in der Rolle eines Instis selbst“, bestätigt Krumnack. Wer noch nicht bei einer Arbeitskreis- tagung war, sollte das unbedingt nachholen. Man spürt sofort, dass die Referenten dort nicht in Erwartung einer hohen Vergütung hingehen, sondern weil Wessling sie einge- laden hat. Der Netzwerker „Netzwerken halte ich für eine absolute Notwendigkeit, und mir macht es auch un- glaublich viel Spaß, mich mit anderen aus- zutauschen. Da kann man seine Kollegen fragen: Wie machst du das, wie machst du jenes? So etwas ist extrem hilfreich. Wenn du ein gutes Netzwerk hast, musst du dich nicht immer auf dich allein verlassen.“ Das läuft bei ihm in beide Richtun- gen. „Ich schätze Paul Wesslings Fähig- keit, das Netzwerk zu betreuen, und freu mich jedes Mal auf ein Wiedersehen“, erzählt Ralf Langhoff, besonderer Ver- treter des Vorstands der Babcock Pen- sionskasse VVaG. „Er hat mich durch sein Netzwerk sehr schnell Fuß fassen lassen. Schon beim zweiten Treffen hat er mir den ehrenamtlichen Vorstandsjob in Gerthe angeboten, und es war mir ein Vergnügen, mit seiner Hilfe die Kasse von der Bundes- in die Landesaufsicht zu brin- gen und dann zu fusionieren. Dabei hilft Paul immer bei regulatorischen Fragen und beschafft geeignete Finanzprodukte für Club Deals. Er opfert sein Wissen und seine ungebrochene Begeisterung für das Thema bAV für kleinere Sterbekassen und auch deren Schieflagen.“ Robin Hood der Sterbekassen Apropos Schieflagen: Als sein schönstes berufliches Erlebnis sieht Wessling die Sa- nierung der Gerther Sterbekasse. „Ich habe die Kasse mit einer Absenkung der Überschussgutschriften um 96 Pro- zent übernommen. Die Überschüs- se der letzten 30 Jahre waren weg. Der Vorstand dieser Kasse hat näm- lich gemeinsam mit einer Bank Gelder veruntreut. Als das auffiel, hat die BaFin die Lizenz für das Neuge- schäft entzogen und eine Sonderbeauftra- gung eingesetzt.“ In den Jahren 2009 bis 2019 sanierte Wessling die Kasse so weit, dass er sie auf eine andere Sterbegeldversi- cherung übertragen konnte. „Ich bin stolz darauf, dass ich mehrere Millionen von den Protagonisten der Veruntreuung wieder rein- holen konnte.“ Der Weg dahin verlief aller- dings steinig. Im ersten Jahr seiner Über- nahme kam es zu 50 Prozent Stornoanteil in den Versicherungsleistungen, als die Schieflage bekannt wurde. „Die Leute woll- ten einfach raus. Und Neugeschäft gab’s na- türlich auch nicht!“, erinnert sich Wessling. Mühevoll gelang es ihm, das Vertrauen wiederherzustellen, indem er Ruhe in die Kapitalanlage brachte. Die Probleme bei einer solchen Sanierung kommen dabei aus mehreren Richtungen: „Es war schon schwierig, einen Anwalt für die Prozesse zu finden. Aber ich wollte, dass die Bösewichte bestraft werden und die Kasse wieder auf die Füße kommt.“ Auch die Abstimmung der Finanzie- rungs- und Sanierungspläne mit der BaFin im Zuge des Wiederaufbaus der Kasse bezeichnet der bAV-Profi heute als „interessant“, was man wohl als Euphemismus für „Knochenarbeit“ ver- stehen muss: „Ich musste jeden Monat FOTO : © B E T T I NA KOCH, FOTOAT E L I E R HE R R Paul Wessling Er ist Vorstand der Müllerei-Pensionskasse und hat eine über 40-jährige Erfahrung in der Rechnungslegung von Lebens- und Sachversicherern, war verantwortlich für die Entwicklung und vielfache Betreuung von Anwendungen zur Versicherungstechnik, MARisk wie auch Asset-Management-Systemen bei Lebensversiche- rern/Pensionskassen und hatte die Leitung der Kapitalanlagen- verwaltung und des Rechnungswesens sowie Treuhandmandate bei Erst- und Rückversicherungsunternehmen. Vor allem die Beachtung aufsichtsrechtlicher sowie handels- und steuerrechtlicher Sachverhalte war Schwerpunkt seiner Tätigkeit in der Beratung der Bankenbranche zur Gestaltung und Umset- zung geeigneter Anlageideen mit Sicherstellung des Berichts- und Meldewesens als auch die Messung ihrer Ergebnisbeiträge im ALM-Prozess. » Man muss die bAV in die Medien bringen, die sich normalerweise nicht mit solchen Themen befassen! « Paul Wessling, Vorstand der Müllerei-Pensionskasse MPK 266 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com POR T RÄ T: PAUL WE S S L I NG | MÜL L E R E I - P ENS I ONS KA S S E MPK

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