Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

und stehen mit 107,1 Prozent deutlich bes- ser da als öffentlich-rechtliche Kassen, die lediglich einen Deckungsgrad von 93,7 Pro- zent besitzen. Eine weitere Differenzierung ist „bei den öffentlich-rechtlichen Kassen aber zwingend notwendig“, will man laut Rothacher die Dynamik des Marktes ver- stehen. Demnach müssen „Kassen, die nicht vollständig ausfinanziert sind, naturgemäß mit einem tieferen Deckungsgrad leben. Die voll ausfinanzierten Kassen weisen einen durchschnittlichen Deckungsgrad von 101,7 Prozent auf, während die teilfinanzierten Kassen in der Studie nur einen Deckungs- grad von 82,3 Prozent besitzen.“ Das sind dann schon Größen, die sich als krisen- anfällig herausstellen können. Alternative ist Trumpf Wie aber kommen die schweizerischen Kassen mit diesen teils prekären Kennzah- len zurecht beziehungsweise wie wollen sie sie verbessern und so der Todeszone ent- kommen, die sich unterhalb von 100 Pro- zent Deckungsgrad auftut? Die Antwort: mit einer Anpassung der Investmentstrate- gie. Ein rascher Blick auf die einschlägigen Daten (siehe Grafik „Anpassen oder abstür- zen“) zeigt vor allem zwei Charakteristika. Erstens: Auch in der Schweiz ist das klas- sische 60/40-Portfolio tot. Und zweitens: Alternative is King – denn zum ersten Mal in der Geschichte steigt der Anteil der alter- nativen Strategien am Portfolio mit zehn Prozent in den zweistelligen Bereich. Zum Vergleich: In der Zeit vor der großen Finanzkrise lag dieser Wert noch bei fünf Prozent. Bemerkenswert erscheint dabei dass die Top Five unter den alterna- tiven Positionen von den Hedge- fonds – mit einem Anteil von 2,2 Prozent am Gesamtvermögen – an- geführt werden. Rechnet man das auf den Anteil an den alternativen Anlagen hoch, so kommt man auf eine beeindruckende Quote von 22 Prozent. Zwar entspricht das gegen- über den Höchstwerten, die im Jahr 2007 erzielt wurden, einem Rück- gang von rund einem Drittel, den- noch sind die Schweizer im internationalen Vergleich nach wie vor relativ hedgefonds-affin. Denn laut Daten des Finanzhauses State Street aus dem Jahr 2018 betrug das durchschnittliche Exposure von Pensions- fonds Richtung Hedgefonds in Europa rund ein Prozent. Im Aufwind befindet sich hingegen Private Equity, das zwei Prozent des Ge- samtvolumens und ein Fünftel der Alterna- tives bestreitet. Das Investitionsvolumen bei Private-Equity-Anlagen ist deutlich kon- stanter als bei den anderen alternativen Anlagen und liegt seit 2007 dauerhaft über einem Prozent. In den letzten drei Jahren stieg die Quote nun aber nochmals deutlich an und erreichte 2018 erstmalig besagten Wert von zwei Prozent. Auch Rohstoffe spielen mit 1,3 Prozent des Portfolios eine relativ starke Rolle. Das ist aber noch den Boomjahren bis 2008 geschuldet, als die Positionen in diesem Bereich knapp doppelt so hoch waren. Seit- her wird kontinuierlich abgebaut. Sensationelle Zuwachsraten erlebt im Gegensatz dazu das Segment Private Debt. Innerhalb von vier Jahren hat sich das Exposure von – zugegebenermaßen gerin- gen 0,3 Prozent – auf 1,2 Prozent vervier- facht. Dass die Zuwachsraten in Zukunft ähnlich steil nach oben zeigen, hält Roth- acher aber für eher unwahrscheinlich, da „die hohe Nachfrage nach diesen Produkten und die allgemeine Zinssituation in jüngerer Vergangenheit jedoch Druck auf die Ren- diten ausübten, was weitere Zuwächse hem- men dürfte“. Mittlerweile stecken des weiteren 1,2 Prozent der Pensionskassengelder in Infra- strukturanlagen. Ähnlich wie bei Private- Equity-Anlagen ist der Zugang zu dieser Kategorie für kleine Kassen kompliziert. Kleine und mittlere Kassen besitzen Investi- tionsquoten von 0,3 beziehungsweise 0,7 Prozent. Schwierige Ertragslage Doch haben diese komplexen Strategien die Schwierigkeiten des nun schon seit Jah- ren bestehenden Niedrigzinsumfeldes kom- pensieren können? Ein Blick auf die bisher ausgewerteten Daten lässt einen vorsichti- gen ersten Schluss zu, der auf „Eher nicht“ hinausläuft. Denn auf den Deckungsbeitrag bezogen haben ja kleinere Player einen durchschnittlich höheren Deckungsgrad er- zielen können als die großen Marktteilneh- mer, obwohl – oder weil – sie nur einen eingeschränkten Zugang zum Werkzeug- kasten der „Alternatives“ haben. Bei der Ertragslage tun sich ebenfalls Fragezeichen auf. Anleger haben im vergan- genen Jahr bis auf sehr wenige Ausnahmen mit fast allen Anlagekategorien Verluste erlitten. Im Schnitt betrug das Minus am Jahresende 2,7 Prozent. Während 5,7 Pro- zent aller Kassen noch ein minimales Plus erwirtschaften konnten, summierten sich bei 8,7 Prozent aller Kassen die Verluste auf mehr als fünf Prozent. Überschaubare Performance Werden die Vermögenserträge seit 2001 mitberücksichtigt, sind in der zweiten Säule Erträge von 60,7 Prozent erzielt worden. Pro Jahr entspricht dies einer Performance von 2,7 Prozent. In diesem Zeitraum reduzierte sich der durchschnittliche Deckungsgrad von 115,9 auf 102,7 Prozent. Zwi- schen den Teilnehmern variieren die langfristig erzielten Erträge deutlich: Seit 2001 liegen die Renditen einzel- ner Kassen zwischen 1,8 und 3,4 Prozent per annum. Die Renditen variieren insbesondere während und direkt nach den Krisen. In den Ver- lustjahren 2001, 2002 und 2008 streuten die Erträge am stärksten, gefolgt von den Erholungsjahren 2003 und 2009. Die effektiv erziel- ten Renditen und die der Bench- marks liegen, über 18 Jahre gemes- sen, sehr nah beisammen. Die zwei- te Säule hat somit das Marktpoten- Riskante Richtung Wie sich das Risiko-Rendite-Verhältnis des Sektors darstellt In den vergangenen Jahren ist die Rendite zwar nach oben gegangen, gleichzeitig ist aber auch das Risiko deutlich gestiegen. 2018 stellt aufgrund des turbulenten Aktienjahres eine Ausnahme dar. Quelle: Studie 4,0 % 4,5 % 5,0 % 5,5 % 11 % 10 % 9 % 8 % 7 % 6 % 5 % 8 Risiko (Volatilität) p.a. 2013 2014 2015 Anlagemix 2018 2016 2017 Rendite p.a. A Strategie- varianten „Rebalanced“ Strategie- varianten „Floating“ Aktive Vermögens- steuerung 2. Säule 2 238 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : S CHWE I Z E R P ENS I ONS KA S S EN

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=