Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

D as Segment der Pensionskas- sen befindet sich in der Schweiz ebenso wie in Deutschland und Österreich im Schrumpfen. Der Anpassungsprozess läuft seit mehr als einem Jahrzehnt. Per annum geht die Zahl Pensionskassen laut Daten der Schweizer Statistik um vier Pro- zent zurück. Somit kommt „Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen, die teilwei- se untereinander im Wettbewerb stehen und oftmals den Versichertenbestand von liquidierten Kassen übernehmen, eine größere Bedeutung zu“, wie Heinz Roth- acher, CEO des Consultingunternehmens Complementa, im Zusammenhang mit der Publikation des „Risiko-Check-up 2019 – Zur aktuellen Lage der schweize- rischen Pensionskassen“ erklärt. Harte Einschnitte Es ist allerdings nicht nur der steigende Konsolidierungsdruck, der den überleben- den Versorgungseinrichtungen der Schweiz ein immer sophistizierteres Investitions- management abverlangt, den Eidgenossen macht – wie dem Rest Europa auch – die Zinslandschaft zu schaffen, was sich wie- derum in fallenden Deckungsgraden und einem stetig sinkenden Umwandlungssatz niederschlägt. Dieser gibt den Prozentsatz des angesparten Kapitals an, der den Pen- sionierten als Rente jährlich ausbezahlt wird, und liegt liegt im Staatlich-obligato- rischen bei „hochalpinen“ 6,8 Prozent, wie es Rothacher formuliert. Durchschnittlich gesehen – also über alle Arten von öffentli- chen und privaten Kassen gemessen – sind es nur noch 5,6 Prozent. Für Rothacher ist aber selbst dieser Satz nicht haltbar. Er geht von einem notwendigen Abschmelzen auf 4,7 Prozent aus – drastische Pensionskür- zungen wären die Folge eines solchen Ein- schnitts. Das Spannungsfeld zwischen Einkünften über Beitragszahlungen sowie Marktrendi- ten auf der einen- und den gegenüberste- henden Verpflichtungen auf der anderen Seite, hat jedenfalls dazu geführt, dass das Aufrechterhalten des Deckungsgrades für die schweizerischen Pensionskassen inzwi- schen zu einem Drahtseilakt geworden ist – wobei besagter Draht mitunter ordentlich in Schwingung gerät. Ein gutes Beispiel für den Stress, unter dem diese Kennzahl steht, bieten die vergangenen zwei Jahre: Nach- dem 2018 relativ gut begonnen hatte und die Pensionskassen einen Deckungsgrad Die eidgenössischen Pensionskassen kämpfen mit einem immer schwankungsanfälligeren Deckungsgrad. Der Einsatz von Alternatives erreicht zeitgleich ein historisches Hoch von zehn Prozent. In der aktuellen Complementa-Risiko-Studie wird das nicht unkritisch gesehen. Schweizerische Versorgungseinrichtungen unter Druck Der Deckungsgrad liegt derzeit im Durchschnitt über 100 Prozent – die Höhe der Kennzahl hängt aber stark von der jeweiligen Struktur der Pensionskasse ab. In den vergangenen Jahrzehnten ist der durchschnittliche Deckungsgrad in drei Krisenjahren unter 100 Prozent gesunken. Zur Jahresmitte lag die Kennzahl sektorweit über 100 Prozent und sollte sich inzwischen laut Complementa-Prognose auf knapp unter 110 Prozent eingependelt haben. Quelle: Studie 50 % 75 % 100 % 125 % 150 % 175 % 102,7 % 99,8 % 121,6 % Deckungsgrad gewichtet 10%- und 90%-Quantil D Deckungsgrad 2015 2010 2005 2000 1995 60 % 80 % 100 % 120 % 140 % 160 % Privat- rechtliche Pensions- kassen Öffentlich- rechtlich, nicht teilfinanziert Öffentlich- rechtlich, teilfinanziert Deckungsgrad Deckungskapital 10 100 1.000 10.000 100.000 1 Mio. CHF 2 FOTO : © COMP L EMENTA , E L NUR | S TOCK . ADOB E . COM » 2018 zeigt eindrücklich, wie schnell vier bis fünf Deckungsgrad- punkte verloren gehen können. « Heinz Rothacher, CEO Complementa Schweizer Drahtseilakt 236 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : S CHWE I Z E R P ENS I ONS KA S S EN

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