Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

E s waren keine einfachen zwölf Monate, die dem Beobach- tungszeitraum des „Global Family Office Report 2019“, zugrunde liegen. Der Bericht, der von UBS und Campden Research erstellt wird, ist be- reits in seiner 5. Auflage erschienen. Dabei werden nicht nur die Performances von Jah- resmitte zu Jahresmitte gemessen, sondern auch auskunftswillige Vertreter dieser Inves- torenschicht zu ihrer generellen Einschät- zung des Marktes befragt. Der Beobach- tungszeitraum umfasst somit auch die schwierigen Wochen Ende 2018. Diese ha- ben nicht unwesentlich zu dem beigetragen, was Sara Ferrari, Head UBS Global Family Offices Group, recht euphemistisch als eine „Abkühlung der Erträge auf 5,4 Prozent“ beschreibt. Tatsächlich weist der Report aus dem Jahr zuvor einen durchschnittlichen Ertrag von 15,5 Prozent aus, es wäre also durchaus legitim, von einem „Einbrechen“ der Performance zu sprechen. Dabei gibt es ein Caveat: UBS und Campden haben in der aktuellen Ausgabe des Reports an der Metho- dologie gefeilt. In früheren Ausga- ben wurde in Kalenderjahren abge- rechnet. Um die Aktualität der Daten zu erhöhen, haben die Autoren für den Report 2019 aber, wie erwähnt, von Halbjahr zu Halbjahr gemessen. Würde man die alte Methodologie fortführen und per Kalenderjahr kal- kulieren, läge der Ertrag 2017 bei besagten 15,5 Prozent, während für 2018 ein durchschnittlicher Verlust von 4,0 Prozent zu Buche stünde. Geht man von der aktualisierten und sinnvolleren Methode aus, hat Europa im regionalen Vergleich mit einem Plus von 4,3 Prozent unter- durchschnittlich performt. Am bes- ten schneiden Asien und die Emer- ging Markets mit plus 6,2 Prozent ab. Angesichts dieser Differenz er- scheint es natürlich interessant, was asiati- sche Family Offices anders gemacht haben als europäische (siehe Grafiken „Wie sich europäische Family Offices schlagen“ und „Wie sich asiatische Family Offices schla- gen“) . Emerging Markets bleiben an dieser Stelle unberücksichtigt, da sie in der geo- grafischen Definition des Reports bezüglich der Gesamtkapitalisierung kaum relevant sind. So wird Russland etwa zu Europa gezählt, Indien zu Asien. Vergleicht man unter diesen Rahmenbe- dingungen also Asien mit Europa, so fällt auf, dass bereits der grundsätzliche Port- folioansatz unterschiedlich ist. Asiatische Investoren sind offenbar stärker aus dem Risiko gegangen, haben die Ausrichtung „Wachstum“ beherzt reduziert und stattdes- sen verstärkt auf „Vermögensbewahrung“ gesetzt. Europäer verstärkten zwar auch ihre Positionen, die auf „Vermögensbewahrung“ hinauslaufen, sie behielten ihr Exposure Richtung „Wachstum“ aber mehr oder weniger konstant bei, was im jüngeren Marktumfeld wohl etwas zu ambitioniert war. Ein weiterer Erkenntnisgewinn er- gibt sich, wenn man die Realloka- tionen in den einzelnen Assetklassen unter- sucht. Hier zeigt sich, dass im asia- tischen Raum vor allem die Hedge- fondspostionen zurückgefahren wur- den – und zwar deutlich aggressiver als im Vergleich zu Europa oder zum globalen Durchschnitt. Auch Private Equity, eine Assetklasse, die gern zu Diversifikationszwecken und somit zur Risikostreuung ver- wendet wird, wurde im Gegensatz zur europäischen Strategie deutlich reduziert. Markant aufgestockt ha- ben asiatische Family Offices jedoch ihr – aus westlicher Sicht vermeint- lich riskanteres – Emerging-Market- Exposure, das in Europa wiederum Asiatische Family Offices haben in den vergangenen zwölf Monaten mehr Ertrag erwirtschaftet als ihre Konterparts in den USA und Europa. Geschafft haben sie das über eine Strategie, die nach konventioneller Sichtweise als paradox bezeichnet werden darf. Selbst ist die Familie 28 Prozent des Engagements erfolgen inzwischen über Direktinvestitionen. Private Equity und Direktinvestitionen stehen global bei Family Offices ziemlich hoch im Kurs. Auch das Hegdefonds-Exposure ist im Vergleich zu anderen Institutionellen – noch – relativ hoch. Quelle: UBS/Campden 0 % 5 % 10 % 15 % Cash Gold/Edelmetalle Sonstige Rohstoffe Land- und forstwirtschaftl. Produkte Hedgefonds REITs Immobilien Direktinvestitionen Private Equity Fonds Private Equity Direktinvestitionen Aktien Emerging Aktien Industrienationen Fixed Income Emerging Fixed Income Industrienationen 1 % 1,3 % 1 % 7,5 % 4,4 % 17 % 7,6 % 11 % 7,3 % 25 % 4,2 % 12 % 0,7 % FOTO : © GMF, B L ANT I AG+DA R K B I RD | S TOCK . ADOB E . COM » Immer mehr Family Offices gehen dazu über, direkt zu investieren, und übernehmen dabei auch die operative Kontrolle. « Sara Ferrari, Head UBS Global Family Offices Group Familiäre Vorbilder 232 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : FAMI LY OF F I C E S

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