Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

7orca: Rolltreppe statt Aufzug Ein Basisportfolio, das ebenfalls keine Aktien enthält, fährt auch Tindaro Siragu- sano, Gründer des Hamburger Asset Mana- gers 7orca, der gerade seine zweijährige BaFin-Zulassung feiern kann. Ähnlich wie Wolf von Frankfurt Asset Management ver- steht Siragusano die 7orca-Vega-Return- Strategie als risikoärmere Alternative zu Aktien und setzt dabei auf die Ver- einnahmung von Optionsprämien. Allerdings setzt er nicht nur auf Aktienoptionen. „Unser Basisportfolio besteht aus Cash und kurz laufenden Anleihen. Im Overlay verkaufen wir Call- und Put-Optionen auf Aktienindizes, Währungen und Anleihen, jeweils etwa ein Drittel“, erklärt Derivate- spezialist Siragusano, der bis 2017 das Asset Management bei der Berenberg Bank geleitet hat. Bei den Aktienoptionen setzt 7orca auf breite Indizes wie S&P 500, Euro Stoxx, Nikkei, aber auch auf den SMI und den Hang Seng Index. 7orca verkauft jeweils gleichzeitig eine Put- und eine Call-Option. „Wir bilden also einen sogenannten Strangle“, so Siragusano. Dabei liegen beispielsweise die Optionen auf den Euro Stoxx rund fünf Prozent aus dem Geld. „Wenn der Markt innerhalb von einem Monat um mehr als fünf Prozent fällt oder steigt, tritt der Versicherungsfall ein. Fällt oder steigt er um weniger als fünf Pro- zent, vereinnahmen wir die Prämie. Unser Ziel ist es, Optionsprämien zu ver- einnahmen.“ Bei starken Marktbewegungen nach oben oder unten wird 7orca mit seiner Strategie hinten liegen. „Wenn sich hingegen die Märkte nur leicht bewegen, bieten wir mit unse- rer Strategie eine Art Rolltreppe statt Lift“, wird Siragusano bildhaft. „Dann vereinnahmen wir die Volati- litätsrisikoprämie“, und er fährt fort: „Ob der Markt ruhig fällt oder ruhig steigt, ist für unsere Strategie egal. Er darf nur nicht übertrieben rea- gieren.“ Im vierten Quartal 2018 lag der Fonds nur zwei Prozent im Minus, während der Euro Stoxx in dieser Zeit um knapp zwölf Prozent gefal- len ist (–11,82 %). „Für unsere Stra- tegie braucht man aber schon ein Risikobudget von fünf bis sieben Prozent“, so Siragusano. Ertrag aus Prämien Eine sehr ähnliche Strategie wie Wolf fährt Winfried Walter vom Kölner Vermö- gensverwalter Schneider, Walter & Kolle- gen. Auch wenn dieser Vermögensverwalter schon seit 25 Jahren eine Optionsstrategie verfolgt, hat er sie aber erst seit Januar die- ses Jahres in einen Fonds gepackt, der von der KVG Monega administriert wird ( siehe Tabelle ). Sein Basisportfolio besteht aus Cash und Kurzläufern. „Das hält die Attribution ein- fach“, so Walter. „Der Ertrag unserer Stra- tegie kommt ausschließlich aus Options- prämien.“ Dazu verkauft er Put-Optionen auf 36 Einzelaktien. Ein Drittel davon beziehen sich auf europäische Blue Chips, ein Drittel auf europäische Mid Caps. „Die sind vola- tiler, sodass hier die Prämieneinnahmen höher sind“, so Walter. Das letzte Drittel bezieht sich auf Aktien, die an amerikani- schen Börsen gelistet sind, wobei hier auch Optionen auf eine brasilianische Petrobras oder eine indische Tata Motros darunter sein können, denn auch diese haben ein US- Listing. Auf diese Weise hat er auch Emer- ging Markets mit dabei. „Der Verfall der Optionen, die im Port- folio enthalten sind, erfolgt smooth und kontinuierlich, wobei hier auch die Eigen- bewegungen der zugrunde liegenden Aktien zum Tragen kommen“, erklärt Walter. Auf diese Weise hat das Portfolio eine niedrigere Volatilität als ein Aktienportfolio. „Unsere Zielgröße nach Kosten liegt bei 4,5 bis 6,0 Prozent im Jahr. Mehr als sechs Prozent wird’s allerdings nicht“, verrät Walter. Dass er in diesem Jahr hinter den anderen Stra- tegien liegt, erklärt er so: „Unser Fonds ist erst im Januar 2019 an den Start gegangen, und im Juni waren wir erst zu 60 Prozent investiert. Wir wollten das Portfolio lang- sam aufbauen.“ Titelselektion zählt Einen etwas anderen Ansatz als die drei oben genannten fährt der Zürcher Asset Manager Diem Client Partner, der insgesamt mehrere Mil- liarden Assets, davon etwa 60 Pro- zent in Aktienoptionsstrategien, ver- waltet. Anders als bei Wolf, Walter und Siragusano, die jeweils ein Ren- tenportfolio beziehungsweise Cash als Basis haben, dient hier ein Large- Cap-Aktienportfolio aus dem Uni- versum des S&P 500 und des Stoxx Europe 600 als Basis. „Wir setzen auf Qualitätsaktien mit nachvollzieh- barem Geschäftsmodell und hohen Cashflows. Bereits durch die Titelse- lektion wollen wir das Risiko in unserem Aktienportfolio möglichst gering halten, und wir konzentrieren uns auf 25 bis 30 Blue Chips. Wir FOTO : © 7ORCA » Ob der Markt ruhig fällt oder ruhig steigt, ist für unsere Strategie egal. Er darf nur nicht übertrieben reagieren. « Tindaro Siragusano, Gründer des Hamburger Asset Managers 7orca Implizite Vola vs. realisierte Vola für Puts auf den Euro Stoxx 50 mit 30 Tagen Laufzeit Die implizite Volatilität liegt bei einer langfristigen Betrachtung typi- scherweise über der realisierten Volatilität. Anders ausgedrückt: Die Options- preise sind de facto höher, als dies eigentlich gerechtfertigt wäre. Grund für dieses „strukturelle Mispricing“ ist der stets vorhandene Absicherungsbedarf vieler (Aktien-)Investoren. Prämienstrategien, die auf den Verkauf von Optionen setzen, nutzen diese Marktineffizienz aus. Quelle: FAM -40% -30% -20% -10% 0% 10% 20% 30% Differenz implizite Vola ./. realisierte Vola ist positiv Differenz implizite Vola ./. realisierte Vola ist negativ Durchschnittliche Differenz implizite ./. realisierte Vola = 3,4% 2015 2019 2010 2005 2000 208 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : OP T I ONS S T RAT EG I EN

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