Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

die meisten Investoren leben können“, so Wolf. Unfaire Preise Sein Hauptaugenmerk liegt darauf, eine Anomalie des Optionsmarktes auszunutzen: „Der Optionsmarkt ist nicht fair gepreist“, meint Wolf, „strukturell ist die implizite Volatilität höher als die realisierte.“ Dies be- deutet, dass die Preise für Put-Optionen, die letztlich der Absicherung dienen, strukturell zu hoch sind. Das Fachgebiet der Beha- vioral Finance hat eine Erklärung für dieses Phänomen: Der Mensch nimmt Verluste stärker wahr als Gewinne in derselben Grö- ßenordnung. Daraus folgt, dass man Absi- cherung tendenziell überbezahlt. Wenn es am Markt zu einem sehr heftigen Kursrück- gang kommt, bekommt Wolf allerdings die Aktien angedient, aber auch das bereitet ihm kein Kopfzerbrechen: „Zum einen erholt sich der Markt relativ häufig schon bald wieder, und zum anderen steigt die Vo- latilität bei fallenden Märkten im Regelfall an, sodass wir die nächsten Put-Optionen dann zu einem für uns sehr attraktiven – al- so hohen – Preis verkaufen können“, erklärt er und zieht einen Vergleich zur Versiche- rungswirtschaft: „Das ist wie eine Wirbel- sturm-Versicherung. Die wird auch teurer, wenn gerade der Sturm durchgezogen ist.“ Implizite vs. realisierte Vola Die Differenz zwischen impliziter und realisierter Vola für Euro-Stoxx-50-Puts mit 30 Tagen Laufzeit betrug von 1999 bis heu- te im Schnitt etwa 3,4 Prozent per annum ( siehe Chart „Implizite Vola vs. realisierte Vola“ ). „Genau dieses Phänomen nutzen wir aus“, erklärt Wolf. „Etwa zwei Drittel der Rendite unserer Strategie resultieren aus der Prämienstrategie, und das weitere Drit- tel holen wir aus dem Anleihenportfolio.“ Seit Beginn der Strategie im Juni 2007 konnte er damit eine Performance von 3,8 Prozent pro Jahr generieren, und das bei einer jährlichen Volatilität von 11,9 Prozent. Der Dax hat im selben Zeitraum eine an- nualisierte Rendite von 3,9 Prozent erzielt mit einer jährlichen Volatilität von 21,7 Pro- zent; die Rendite für den Euro Stoxx 50 (Total Return) betrug 2,3 Prozent mit einer Volatilität von 22,4 Prozent. In den Jahren zwischen 2007 und 2017 verwaltete Wolf einen Fonds mit dieser Strategie – damals als Portfoliomanager und Vorstand der Wallrich Wolf Asset Manage- ment AG. Nach der Trennung gründete er am 15. April 2019 mit FAM Frankfurt Asset Management AG eine neue Vermögensver- waltung. Heute setzt er seine erprobte Stra- tegie in Form von institutionellen Mandaten ein. Am 8. November startete Frankfurt Asset Management in Zusammenarbeit mit der Axxion auch einen entsprechenden Pu- blikumsfonds, der unter der Bezeichnung FAM Prämienstrategie vermarktet wird. In Zeiten stark steigender Märkte hinkt natürlich jede nach oben beschränkte Einkommensstrategie der Marktentwicklung hinterher. Aber bei einer Korrektur der Aktienmärkte könnte die Stunde der optionsbasierten Strategien schlagen. Deren Investoren wären dann gehedgt. N o. 4/2019 | www.institutional-money.com 207 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : OP T I ONS S T RAT EG I EN

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