Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

Z u den unerfreulichsten Er- kenntnissen der Kapitalanlage zählt die Tatsache, dass ein breit diversifiziertes Portfolio nicht notwendigerweise ein risikoresistentes Portfolio ist. Viele Investoren haben in den hinter uns liegenden Jahren die Anzahl der Assetklassen und Sub-Assetklassen deutlich erhöht und wähnen sich heute unter Um- ständen in einer trügerischen Sicherheit. Doch wie sieht die Risikoallokation eines Portfolios aus, das neben den klassischen Bausteinen auch Schwellenländeranleihen, Liquid Alternatives, Private Debt und Infra- struktur enthält? Man darf bezweifeln, dass alle Investoren, die heute in solch exoti- schen Sparten engagiert sind, ihre Risiko- allokation tatsächlich kennen. Vielfach lie- gen hier gar nicht genug Erfahrungswerte vor, um einschätzen zu können, wie sich all diese Portfoliobestandteile in einer extre- men Marktphase verhalten wer- den. Das internationale Consul- tingunternehmen bfinance ist der Ansicht, dass sich viele Investo- ren angesichts des drohenden Abschwungs verstärkt mit ihrer Risikoallokation auseinanderset- zen sollten. Illiquide Alternatives Privatmarktinvestments wie Infrastruktur, Private Debt und Real Estate sind seit fast einem Jahrzehnt die Renner, wenn es um Diversifikation geht. Wer hier immer auch unter Diversifi- kationsaspekten zur Allokation schreitet, sollte ein scharfes Auge auf das mögliche Ausmaß der Korrelation seiner Investments zu Aktien haben. Diese Korrela- tion fällt besonders in den letz- ten Stadien eines Marktzyklus – und kaum jemand wird bestrei- ten, dass wir uns ebenda befin- den – besonders signifikant aus. Im Normalfall sind es vor allem Aktien, de- nen man mehr Gefahrenpotenzial zuspricht, tatsächlich sind es eben nicht nur Dividen- denwerte, die hohe potenzielle Risiken ent- halten. Die Verstärkung des „Aktienrisikos“ kann laut bfinance etwa auch dadurch geschehen, dass sich ein Investor in seiner Immobilientangente von Core-Immobilien- anlagen in Richtung Value-Add begibt oder in Immmobilienkreditportfolios von Senior Debt einen Schwenk in Richtung Mezza- nine unternimmt. Für Portfolios, die aus Real Assets mit Fokus auf Kapitalzuwachs bestehen und für die das laufende Einkom- men von geringerer Bedeutung ist, entsteht eine höhere Korrelation zu Aktien. Diese versteckten Erhöhungen des Aktienrisikos sind nicht so offensichtlich, dass sie dem Investor sofort auffielen. Das gilt insbeson- dere für fremdgemanagte Mandate, wo die Anlagerichtlinien dem Fremdmanager einen gewissen Spielraum bei den Vermögensan- lagen einräumen, die dieser dann oft auch gleichzeitig nutzt. Das gilt bei liquiden tra- ditionellen Assets im Übrigen genauso wie bei illiquiden: Unter „Core Infrastructure“ beispielsweise verstehen verschiedene Mana- ger nicht das Gleiche, Style Drifts sind hier möglich oder auch ein Drift in der Strategie, um die ursprünglich gewünschten Rendite- ziele zu erreichen. Hier spielt das schwieri- ge Feld der Managerauswahl eine Schlüs- selrolle, um dieses Thema zu adressieren und zu kontrollieren. Eine Idee davon, wie sehr leichte Verschiebungen des Anlage- schwerpunkts von Privatmarktinvestments das Aktiengesamtrisiko erhöhen können, illustriert die Grafik „Versteckte Aktienrisi- ken“ . Dazu kommt, dass tiefergehende Ana- lysen bfinance gezeigt haben, dass in der Zeit von 2016 bis 2018 viele Privatmarkt- strategien ihren Investoren geringere Rendi- ten geliefert haben oder mit einer höheren Korrelation zu Aktien einhergingen. Auswirkungen auf die Diversifikation können sehr leicht durch die Schwierigkeiten bei der Einschätzung des Risi- kofaktor-Exposures in Privat- marktportfolios entstehen, selbst wenn der Investor sich des Pro- blems bewusst ist und dieses Risikoexposure überwachen möchte. Dazu kommt, dass der Anreiz, zu verstehen, inwieweit seine Anlagen die Risikopositio- nierung des Klienten in Bezug auf dessen Aktienrisiko verän- dern, für einen Manager von Privatmarktanlagen sehr gering bis nicht vorhanden ist. Privat- marktmanager fokussieren sich stattdessen auf konventionellere Risikomaßstäbe. Breiteres Angebotsmenü Der Charme von illiquiden Vermögensanlagen wird auch Risikodiversifikation. Aktienengagements sind angesichts dürrer Renditen im Anleihensegment nötig. Doch das volle Aktienrisiko zu tragen erscheint Institutionellen nicht zumutbar. Auswege sind gefragt. FOTO : © ROMOLO TAVAN I | S TOCK . ADOB E . COM Versteckte Risiken Grundmodell der Strategieeinordnung Liquid Alternatives können in ihrer Vielfalt bestimmten Gruppen zugeordnet werden. Viele dieser Strategiegruppen sind sehr heterogen und umfassen eine weite Band- breite an Risiko-Ertrags- und Direktionalitätsprofilen. Der 4. Quadrant bleibt unberück- sichtigt (illiquid und direktional). Quelle: bfinance LIQUIDITÄT MARKTUNABHÄNGIGKEIT M LIQUID DIREKTIONAL LIQUID NICHT DIREKTIONAL WENIGER LIQUID, NICHT DIREKTIONAL WENIGER LIQUID, DIREKTIONAL Z Equity Market Neutral Multi-Strategy HF Relative Value Event Driven Distressed Investing ARP Risk Overlays Multi-Asset Absolute Return Managed Futures Equtiy L/S Multi-Asset Total Return Macro 200 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : AK T I ENR I S I K EN

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