Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

künftig entwickeln werden, beispielsweise wenn CO 2 bepreist wird. Wir wissen auch, dass das noch nicht perfekt ist. Man müsste zum Beispiel berücksichtigen, wie ein Unternehmen in der Lage ist, seine CO 2 - Emission, die jetzt vielleicht hoch ist, künf- tig zu reduzieren. Die gesamte Branche muss und wird sich hier weiterentwickeln. Inwiefern warten Sie auf weitere Hinweise aus Brüssel, z. B. zur Taxonomie? Christoph Kiehn: Generell arbeiten wir an Regulierungsvorhaben lieber aktiv mit, statt auf fertige Regulierungen zu warten. Wir sind z. B. in der aba und der AEIP und über die aba bei PensionsEurope vertreten – über die Verbände wollen wir unsere Sichtweise in die Gesetzgebung mit einbringen. Zu den Workshops der BaFin fahren wir auch im- mer hin und arbeiten aktiv mit. Das gilt nicht nur für ESG-Themen, sondern etwa auch für das Own Risk Assessment nach IORP II. Wir wollen gern mitgestalten, wie wir als Pensionskassen in Deutschland un- sere Risiken auf einer quantitativen Ebene berechnen. Wir wollen hier keine Solven- cy-II-Kriterien einführen – da sind sich wohl alle Pensionskassen einig. Wir müssen aber mit daran arbeiten, was wir stattdessen machen wollen. Ich könnte mir vorstellen, auf Basis unserer nationalen Gesetzgebung eine eigene Risikomodellierung aufzu- bauen. Wir können ja der EIOPA nicht ein- fach nichts entgegensetzen, denn nichts kann ja auch nicht adäquat sein! Wer macht bei Ihnen das Meldewesen? Christoph Kiehn: Das macht bei uns die Buch- haltung in Zusammenarbeit mit dem Asset Management. Wir müssen natürlich akzep- tieren, dass EIOPA und EZB einen bestim- men Informationsbedarf hinsichtlich unserer Kapitalanlage haben, den wir dann auch erfüllen müssen. Wünschenswert wäre aber, dass das Meldewesen an die BaFin, die EZB und die EIOPA einheitlich wäre und nicht jeder etwas anderes haben möchte. Gerade im Meldewesen könnte man sehr gut mit einer Vereinheitlichung beginnen, damit nicht jede Stelle unterschiedliche Da- ten in einem anderen Format abfragt. Die aba wünscht sich ja eher eine Beauf- sichtigung durch die BaFin als durch die EIOPA. Stimmen Sie dem zu? Christoph Kiehn: Der sehr heterogene Pen- sionsmarkt in der EU gibt es nicht her, dass alle genau gleich reguliert werden. Die Sys- teme sind nicht einheitlich, daher ist es schwierig, diese einheitlich administrieren zu wollen. Insofern ist es schon richtig, hier das lokale Aufsichtsprinzip zu bevorzugen. Was wäre denn hier Ihr Wunsch? Christoph Kiehn: Mein persönlicher Wunsch wäre, wenn wir da über die ALM-Modelle rangehen könnten. Wir bilanzieren nach HGB, also nach nationalem Recht. Unsere Risikomodelle müssen sich dann ebenfalls auf die HGB-Bilanz und deren langfristige Darstellung unter Einfluss von Stressszena- rien beziehen. Eine interessante Größe ist z. B., mit welcher Wahrscheinlichkeit man die nationalen Solvabilitätsregeln über die nächsten Jahre erfüllen kann. Die dabei ver- » Wünschenswert wäre, dass das Meldewesen an die BaFin, die EZB und die EIOPA einheitlich wäre und nicht jeder etwas anderes haben möchte. « Christoph Kiehn, SOKA-BAU, Abteilungsdirektor Finanzen und Risiko Mathematisches Verständnis Funktion: Leiter Finanzen und Risiko. Seit Juni 2011 bei der SOKA-BAU, zunächst als Leiter Risikomanagement (bis Juli 2019). Zuvor: • DZ Bank AG • Landesbank Rheinland-Pfalz • Schott AG Ausbildung • Studium der Mathematik (Diplom-Mathematiker) • Promotion zum Dr. rer. nat. Nach seiner Promotion in stochastischen Diffe- renzialgleichungen beschäftigte sich Dr. Kiehn zunächst mit internen (Markt-)Risikomodellen und deren Anerkennung durch die BaFin. Anschließend lag sein Schwerpunkt auf der Entwicklung von Bewertungsbibliotheken für exotische Finanzderivate. Durch den Wechsel zu SOKA-BAU erweiterte sich sein Fokus zusätzlich auch auf das Asset Liability Ma- nagement von Pensionskassen. A L L E F OTO S : © D E T L E F GOT TWA L D 184 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com PRODUK T E & S T RA T EG I EN : CHR I STOPH K I EHN | SOKA-BAU

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=