Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

Wie sind Sie dann vorgegangen? Christoph Kiehn: Unser Vorgehen ist, dass wir als Underlying einen Small-Cap-Aktien-In- dex nehmen, und darauf einen Illiquiditäts- Spread legen. Wie hoch der im Einzelnen ist, besprechen wir mit unseren Asset Ma- nagern. Wir können aber nicht die komplet- te Überrendite, die wir uns beispielsweise mit Private Equity erhoffen, mit Illiquidität erklären. Also bezahlen wir sie mit Risiko. Daher lassen wir den Aktienindex sozusa- gen mehr wackeln, erhöhen also die Vola- tilität. Natürlich ist das auch nur eine Nähe- rung, aber an diesen Modellierungen arbei- ten wir gerade. Wir überlegen etwa, dass es bei den illiquiden Assets nicht diese regel- mäßige Vola – von heute auf morgen oder von Jahr zu Jahr – gibt, wie wir sie im Aktienbereich kennen. Die Wertentwick- lung verläuft oft sehr stetig, bis ein Event eintritt, das den Preis einbrechen lässt. Der Mathematiker würde hier von „Jump-Pro- zess“ sprechen. Illiquide Assets zu model- lieren ist eine Herausforderung, denn Sie müssen die Vola eher über Sprünge darstel- len als über die jederzeitige Volatilität, wie Sie sie vom Aktienindex her kennen. Wie hoch ist denn Ihre Quote an Illiquids? Christoph Kiehn: Wir haben traditionell einen recht hohen Immobilienanteil, in der Ren- tenkasse marktwertig etwa 24,5 Prozent. Den Private-Equity-Anteil bauen wir jetzt erst auf. Unsere Zielquote ist hier fünf Pro- zent, gegebenenfalls auch mehr, je nach Marktsituation. Halten Sie die Immobilien direkt? Christoph Kiehn: Traditionell hat insbesondere unsere Rentenkasse viel selbst gebaut, und wir bauen immer noch selbst. Aber wir wer- den natürlich keine direkten Immobilien in Asien bauen. Im Rahmen der Internatio- nalisierung gibt es im Immobilienbereich sicher einen Shift in Richtung indirekte Anlagen. Zurzeit sind 19,5 Prozent unserer Anlagesumme direkt in Immobilien und fünf Prozent über Fonds. Der Fondsbereich wird künftig ausgebaut. Und Infrastruktur? Christoph Kiehn: Da haben wir bisher nichts, sind jetzt aber dabei, etwas aufzubauen. Mit Infrastruktur und Private Equity zusammen wollen wir uns auf einen Anteil von etwa fünf Prozent hinbewegen. Beides vergeben wir dann extern an Asset Manager. Welche Renditeerwartungen haben Sie bei den illiquiden Anlagen? Christoph Kiehn: Natürlich erwarten wir höhe- re Renditen als im liquiden Bereich, aber es ist am Ende doch sehr unterschiedlich. Wir Risikomanager diskutieren diese Daten mit unserem Asset Management und den eingesetzten externen Asset Managern. Das unterscheidet sich sehr von Private Equity über Immobilien bis hin zu Infrastruktur. Dazu ist es dann auch sehr mandatsspezi- fisch, ob Sie beispielsweise Core-Immobi- lien oder Value Add haben und so weiter. Inwieweit berücksichtigen Sie bereits Nach- haltigkeitskriterien? Christoph Kiehn: Die gehören ebenfalls in ein ALM-Modell. Aber hier wollen wir gern mit der Branche gemeinsam lernen, wie wir Nachhaltigkeitskriterien quantitativ in die Modelle hineinbringen können. Eine reine Betrachtung von instantanen Stressen wird der Problematik nicht gerecht. Wir beginnen mit Klima-Stresstests, weil es hierzu schon viel Literatur gibt. Wir teilen unsere Kapi- talanlagen nach NACE-Codes ein und be- trachten dann für jeden einzelnen NACE- Code die CO 2 -Abhängigkeit. Dazu greifen wir natürlich auf Studien zurück, ansonsten könnten wir das intern nicht leisten. Wir überlegen, wie sich die einzelnen Sektoren » Mit Infrastruktur und Private Equity zusammen wollen wir uns auf einen Anteil von etwa fünf Prozent hinbewegen. « Christoph Kiehn, SOKA-BAU, Abteilungsdirektor Finanzen und Risiko A L L E F OTO S : © D E T L E F GOT TWA L D 182 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com PRODUK T E & S T RA T EG I EN : CHR I STOPH K I EHN | SOKA-BAU

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