Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

den Private-Asset-Anteil im Portfolio aufzu- stocken bei den Europäern mit 8,7 Prozent etwas höher als durchschnittlich im Rest der Welt, wo der Prozentsatz auf 8,5 Prozent steigen soll. Neue Kernkompetenz Potenzial besteht bei Alternatives nicht zuletzt im Bereich Infrastruktur, der nur von unterdurchschnittlichen 28 Prozent zum „neuen“ Core gezählt wird. Liedtke zeigt sich jedenfalls überzeugt, dass es hier zu einer stärkeren Akzeptanz kommen wird – was er nicht zuletzt mit den ureigensten Kompetenzen der Branche begründet. „Aufgrund des eigentlichen Versicherungs- geschäfts ist gerade bei den direkten Invest- ments etwa im Infrastruktur- oder Gewerbe- immobilienbereich ein gewaltiges Know- how vorhanden.“ Freilich unterliegt genau dieses Ursprungsgeschäft auch Beschrän- kungen. „Wenn ein Versicherer etwa eine Brücke versichert, kann er natürlich nicht beim selben Projekt ein Infrastrukturinvest- ment fahren. Wenn da etwas passiert, hat das Unternehmen den doppelten Schaden.“ Wachsam zeigt man sich auf Investorenseite aber auch, was „potenzielle Fehlpreisungen und Liquiditätsrisiken“ betrifft, wie José Luis Jiménez, CIO der spanischen MAPFRE- Gruppe, meint. Hinzu kommen Bedenken zu neuen Emittenten im Fixed-Income-Be- reich, die „die herkömmlichen Banken in zunehmendem Maß ersetzen, sich aber noch nicht in einem marktfeindlichen Umfeld be- währt haben.“ Mit Liquidität hat Jiménez aus Sicht der europäischen Versicherer das Toprisiko in den Private Markets beim Na- men genannt. Er gehört damit zu jenen 34 Prozent der EMEA-Versicherer, die Liqui- ditätssorgen als schwerwiegendstes Hinder- nis bezüglich eines Private-Market-Engage- ments sehen – was natürlich einigermaßen paradox ist, war Liquidität doch im bereits beschriebenen Fragen-Set rund um die all- gemeine Resilienz von Versicherern kein besonders starkes Thema. „Interne Risiko- vorgaben“ und „Regulatorische oder bilan- zielle Aspekte“ folgen jedenfalls auf Platz zwei und drei der Sorgenliste. Der ESG-Kompromiss Woran die Versicherer weder gegenwärtig noch in der näheren Zukunft vorbeikom- men, ist das Thema ESG (Environmental, Social, Governance) – und zwar weder in den privaten noch den öffentlichen Märk- ten. Rund zwei Drittel der befragten Versi- cherungsmanager gehen davon aus, dass sie generell ESG-Aspekte stärker als im Vor- jahr berücksichtigen werden, nur ein Pro- zent implementiert ESG hingegen gar nicht. Der Preis der Nachhaltigkeit Allerdings sieht die Branche das Thema bei Weitem nicht blauäugig. Denn rund je- weils ein Drittel der CIOs geht davon aus, dass ESG-Implementierungen zulasten von Diversifikation, Ertrag und Alpha gehen werden (siehe Chart „Wird ESG Kompro- misse erfordern?“). Immerhin 23 Prozent glauben, dass die Implementierung von ESG de facto keine negativen Auswirkun- gen zeitigen wird. Besonders besorgt zeigen sich die anderen 77 Prozent zu Abstrichen bei der nach außen hin sichtbarsten Kom- ponente: dem Ertrag. „Bei der Implemen- tierung von ESG-Kriterien sieht man sich in der Regel mit Long-Tail-Risiken kon- frontiert“, erklärt Aviva-CIO Dafria. „Was mache ich also, wenn mein ESG-Portfolio in der Zwischenzeit gegenüber einem Port- folio ohne ESG-Overlay drei Jahre lang underperformt? Werden unsere Kunden das akzeptieren? Und wie erklären wir ihnen das?“ HANS WEITMAYR Stärkerer Fokus auf ESG-Integration 96 Prozent aller Versicherungs-CIOs planen, weitere ESG-Aspekte zu berücksichtigen. Ohne ESG geht anscheinend nichts mehr – zumindest auf dem Fragebogen. Gerade ein Prozent der Befragten implementiert ESG gar nicht, nur drei Prozent wollen sich etwas weniger engagieren. Quelle: BlackRock-Studie 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % Wir implementieren ESG nicht Etwas weniger als im Vorjahr Etwa so wie im Vorjahr Etwas mehr Deutlich mehr als im Vorjahr 0 % 10 % 20 % 30 % N 23 % 44 % 29 % 3 % 1 % Wird ESG Kompromisse erfordern? Zu ESG gibt es Risiken und Nebenwirkungen. Weltweit sehen Versicherungskonzerne das Thema ESG in der Mehrheit alles andere als blauäugig. Fast zwei Drittel gehen davon aus, dass das Thema auf Kosten von Diversi- fikation, Ertrag oder Alpha geht. Quelle: BlackRock-Studie 0 % 10 % 20 % 30 % Nein Ja, Alpha Ja, Ertrag Ja, Diversifikation 33 % 31 % 30 % 23 % » Was, wenn ein ESG-Portfolio gegenüber dersel- ben Strategie ohne ESG-Overlay underperformt? Wir erkläre ich das meinen Kunden? « Ashish Dafria, CIO Aviva Wie Risiko gemanagt wird Die beliebtesten Ansätze 1. VaR / Bedingtes VaR (35 %) 2. Marktweite Stresstests (34 %) 3. Prüfung von Indikatoren (OAD/OAS) (30 %) 4. Asset Liability Management (30 %) VaR-Modelle wurden von 35 Prozent der Befrag- ten als Management-Tool genannt. Quelle: Studie 158 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : VE R S I CHE RUNGEN GLOBA L

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