Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

ergeben, wenn man die Geldströme igno- riert, sind, gelinde gesagt, inakzeptabel. Erst wenn man die positiven und dann die posi- tivsten Geldströme berücksichtigt, hellt sich das Bild auf – zu einer ordentlichen Sharpe Ratio kommt es aber erst, wenn man die Kapitalströme berücksich- tigt, eine regionale Unterteilung un- terlässt und sowohl die USA als auch Europa gemeinsam als Anla- geuniversum zulässt. Kompromisse notwendig Für den Investor bedeutet das, dass er bei einer Strategie, die den CO 2 -Fußabdruck reduzieren soll, jedenfalls Kompromisse eingehen muss. Will man ei- nen möglichst geringen CO 2 -Fußabdruck im Portfolio verursachen, müsste man ten- denziell in europäische Unternehmen inve- stieren, da diese eine geringer Carbon Inten- sity aufweisen. Über die Kombination mit den USA verschlechtert sich zwar die CO 2 - Bilanz, dafür steigt der Ertrag. Auf der anderen Seite kauft man mit einem US- Engagement unter Umständen einen stärker ausgeprägten CO 2 -Reduktionsprozess ein, da es in den USA in Sachen CO 2 -Ausstoß starke Aufholprozesse gegenüber Europa gibt. Außerdem zeigen die Charts, dass die Performance von ausgewählten Dekarbo- nisierungsfaktoren mit den Jahren immer besser greift. Regulatorische und soziale Rahmenbedingungen könnten dazu führen, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren noch verstärkt. Die hier vorgestellte Faktorstrategie stellt nur eine Möglichkeit dar, in eine derartige Entwicklung zu inves- tieren. Sie erscheint vom Grundgedanken nicht schlecht, irritierend ist aber, dass sie nur dann funktioniert, wenn gehörig an den Stellschrauben wie den eigens entworfenen „außerordentlichen Dekabornisierungskapi- talströmen“ geschraubt wird. Serafeim und sein Team finden jeden- falls, dass „die Dekarbonisierungsfaktoren konsistent gut funktionieren, dass sie durch- gehend positives und statistisch relevantes Alpha generieren, wenn die Kapitalströme ebenfalls positiv sind“. HANS WEITMAYR FOTO : © S TAT E S T R E E T Der finale Dekarbonisierungsmix Die Kombination von Einzelfaktoren und regionalen Aspekten im Portfoliokontext Alle Dekarbonisierungs- Alle Dekarbonisierungs- Dekarbonisierungsfaktoren faktoren faktoren mit positiven Flüssen mit den stärksten Zuflüssen USA Europa USA & Europa USA Europa USA & Europa USA Europa USA & Europa Ertrag (p. a.) 1,42 % 0,44 % 0,94 % 3,93 % 3,61 % 3,65 % 3,52 % 4,31 % 5,34 % Risiko 3,46 % 3,56 % 3,01 % 4,03 % 4,47 % 3,85 % 5,25 % 5,27 % 4,98 % Sharpe Ratio 0,41 0,12 0,31 0,98 0,81 0,95 0,67 0,82 1,07 Alpha 1,25 % 2,82 % 2,31 % 3,78 % 5,94 % 5,24 % 3,19 % 6,46 % 6,53 % Alpha (t-stat) 1,43 3,38 3,08 2,48 5,87 5,56 2,05 4,63 3,68 Erst die Kombination von Dekarbonisierungsfaktoren unter Berücksichtigung von Kapitalströmen führt zu halbwegs akzeptablen Erträgen. Interessant ist, dass die US-Portfolios ein ge- ringeres Alpha, aber insgesamt höhere Erträge abwerfen als die europäischen Strategien. Die zugrunde liegende Performance des Gesamtmarktes liefert die Erklärung. Quelle: Studie Kombinierte vs. alleinstehende Dekarbonisierungsstrategien Das Alpha von Kombinationsansätzen ist deutlich ausgeprägter als das einzelner Faktoren. Unternehmen in Unternehmen in Unternehmen in Branche in Branche in Sektor in Strategievergleich Branche Sektor Markt Sektor Markt Markt Komb. US-Faktor vs. US-Faktor Alpha-Diff. 6,94 % 8,77 % 3,16 % 6,62 % 1,13 % -0,20 % P-Wert 0,000 0,000 0,000 0,000 0,010 0,840 Komb. Europa-Faktor vs. Europa-Faktor Alpha-Diff. 8,57 % 7,02 % 6,63 % 7,76 % 7,10 % 6,42 % P-Wert 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 Komb. US- + Europa-Faktor vs. US-Faktor Alpha-Diff. 12,01 % 13,84 % 8,24 % 11,69 % 6,20 % 4,88 % P-Wert 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 Komb. US- + Europa-Faktor vs. Europa-Faktor Alpha-Diff. 9,61 % 8,06 % 7,67 % 8,80 % 8,14 % 7,46 % P-Wert 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 Besonders ausgeprägt ist die Differenz beim Vergleich einer kombinierten US-Europa-Strategie mit dem Single-Faktor US-Unternehmen im Sektor. Die Outperformance belegt, wie in der herkömmlichen Faktortheorie, dass die Kombination die Einzelauswahl in der Regel schlägt. Quelle: Studie » Die Faktoren funktionieren gut – sie generieren bei positiven Kapitalströmen durchgehend positives (…) Alpha. « George Serafeim, Charles M. Williams Professor of Business Administration – Harvard Business School, Partner bei State Street 152 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : NACHHA LT I GK E I T

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