Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

W enn die Autoren des jüngsten Schroders-Re- ports „Inescapable In- vestment Truths for the Decade Ahead“ recht haben, dann werden internationale Investoren in den nächsten Jahren mit einigen unerfreulichen Wahrhei- ten zu kämpfen haben. Charles Prideaux und Keith Wade, bei Schroders Global Head of Product and Solutions respektive Chief Economist, gehen in ihrer Analyse nämlich unter anderem davon aus, dass das aktuelle Niedrigzinsumfeld kein vorüberge- hendes Phänomen ist, sondern eines, das die Märkte noch über Jahrzehnte begleiten könnte. Zu diesem Schluss kommen die beiden Briten nach ei- nem Blick auf die weltweite Zins- landschaft des vergangenen Jahrhun- derts (siehe Chart „Zinsen und das ,New Normal‘“). Dieser zeigt, dass reale Negativzinsen gerade im Europa des 20. Jahrhunderts über lange Zeite ein treuer Wegbegleiter waren – konkret von der Jahrhun- dertwende bis ins Jahr 1980. Wenn die historische Analogie stimmt, könnten wir also gerade am Anfang „einer relativ langen“ Niedrig- oder gar Negativzinsphase stehen, wie Wade meint. Negative und … Unter Berücksichtung dieser und anderer makroökonomischer Fakto- ren wie BIP-Wachstum oder Pro- duktivität kommt Wade schließlich zum Schluss, dass auch „die Aktien- märkte in den kommenden zehn Jahren ein insgesamt niedrigeres Beta generieren werden“ – und zwar im Vergleich zu den vergangenen zehn Jahren und mit Ausnahme der Pro- gnosen für die Emerging Markets (siehe linke Hälfte der Grafik „Zu hoch gesteckte Erwartungen“) . Für institu- tionelle Investoren ergibt sich laut Schro- ders nun das Problem, dass sie für eine derartige Situation nicht optimal positioniert sind. Denn laut der „2018 Global Investor Study“ erwarten die Anleger für die kom- mende Dekade weltweit deutlich höhere Betas ( siehe rechte Hälfte der Grafik „Zu hoch gesteckte Erwartungen“ ), als sie Schroders prognostiziert. So gehen 42 Pro- zent der europäischen Investoren davon aus, dass sie über die kommenden fünf Jahre Erträge von fünf bis neun Prozent erzielen werden. Laut Schroders-Projektionen dürf- ten es aber im regional gewichteten Median wohl nur 3,8 Prozent werden. Man kann hier also von einem negativen Megatrend sprechen, der es unmöglich machen wird, die hoch gesteckten Ziele mit den derzeit gehypten Smart-Beta- bezie- hungsweise breit aufgestellten ETF-Stra- tegien zu erreichen. Dass von der in der Vergangenheit so wichtigen Anleihenseite ein relevanter Beitrag kommt, erscheint an- gesichts des aktuellen und künftigen Zinsniveaus ebenfalls illusorisch. … positive Megatrends Schroders ist mit seiner Sicht bezüglich zukünftig sinkender Betas nicht allein. Auch bei Mitbewerbern wie J.P. Morgan, Apo Asset Ma- nagement oder Allianz geht man von global geringeren Markterträgen aus und kommt zu dem Schluss, dass Investoren danach trachten müssen, deutlich mehr Alpha zu erzielen, als bislang budgetiert ist. Möglich wäre das, so die gemeinsame Schluss- folgerung, indem man schwächer werdende „Megatrend-Betas“ durch das Auffinden positiver „Megatrend- Alphas“ kompensiert. Das ist natürlich leichter gesagt als getan und setzt zunächst einmal vor- aus, dass man „Megatrends“ über- Megatrend-Investments können in Zeiten sinkender Markt-Betas zu einer langfristigen Alpha-Quelle werden. Die Schwierigkeit besteht allerdings darin, einen erfolgreichen Trend zu erkennen und effizient zu erschließen. Ein paar Instrumente, die diese Aufgabe erleichtern sollen, gibt es. 5 messbare Megatrends Klima, Demografie und Technologie als global wirksame Faktoren Drei der fünf von BlackRock identifizierten Megatrends kommen aus dem Bereich Demografie, einer aus dem Bereich Klima und einer aus dem Bereich Technologie. Quelle: BlackRock FOTO : © SCHRODE R S, S E RGE Y N I V ENS | S TOCK . ADOB E . COM » Wir erwarten für die Aktienmärkte in den kommenden zehn Jahren ein insgesamt niedrigeres Beta. « Keith Wade, Chief Economist Schroders Alpha aus Megatrends 17 der historisch 18 wärmsten Jahre sind seit 2001 aufge- treten. Das wärmste Jahr der Aufzeichnungen war 2016. 2018 war wahrscheinlich das Jahr, ab dem mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung Zugang zum Internet hatte. 2019 lebt zum ersten Mal mehr also 50 Prozent der asiatischen Bevölkerung in urbanen Siedlungsräumen. 2020 wird das Durchschnittsalter der Weltbevölkerung 30 Jahre betragen. 1995 waren es noch 25 Jahre. 2023 wird Indien China als bevölkerungsreichstes Land der Welt überholen. 142 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : MEGAT R END - I NVE S TMENT S

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