Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

ACHTUNG! 2020 in Wiesbaden DER KONGRESS FÜR INSTITUTIONELLE ANLEGER KONGRESS 2020 SAVE THE DATE! 25. UND 26. MÄRZ 2020 | WIESBADEN Liquiditätsentwicklung Was die Entwicklung der Liquidität anbe- langt, so liegt der durchschnittliche quotierte Spread bei 0,27 Prozent, der effektiv reali- sierte bei 0,17 Prozent. Höchstwerte wurden hier während der Krise 2002/2003 und 2008/2009 erreicht, wobei die Tiefs gegen Ende des Untersuchungszeitraums auf- tragen. Die Differenz der beiden Spreads ging ab 2012 gegen null. Der Kurs- Impact, berechnet als zweimal die prozentuale Abweichung von der Midquote vor dem Deal bis fünf Minuten nach dem Deal, gilt als Messgröße für die Adverse- Selection-Komponente der Spreads. Durchschnittlich liegt dieser bei 0,13 Prozent. Das impliziert, dass die Adverse- Selection-Komponente ungefähr 76 Prozent des effektiven Spreads ausmacht, der im Schnitt bei 0,17 Prozent liegt. Effek- tiver Spread und Kurs-Impact sind jeden- falls sehr hoch korreliert. Diese Werte sind volumengewichtet. Wendet man einen Gleichgewichtungsansatz an, stellt sich her- aus, dass der quotierte und der effektive Spread substanziell höher ausfallen. Das impliziert, dass die Liquidität bei Small Caps beträchtlich niedriger ist. Für Asset Manager ist nicht nur bedeut- sam, wie sich die Marktliquidität als Aggre- gat entwickelt, sondern auch die Frage, ob die Liquidität von Einzelaktien korreliert ist und hier etwaige Gleichläufe bestehen. Um diesen Problemkreis anzusprechen, haben die Autoren auf den Ansatz von Chordia, Roll und Subrahmanyam aus dem Jahr 2000 in „Communality in Liquidity“, publi- ziert im „Journal of Financial Economics“, abgestellt und aktienspezifische Messgrö- ßen für die Liquidität in Beziehung zu Messgrößen der Marktliquidität gesetzt und geeignete Kontrollvariable verwendet. Eines der herausragendsten Ergebnisse dieser Analyse ist, dass der Gleichlauf der Aktien in Bezug auf die Liquidität in der Finanz- und Wirtschaftskrise am höchsten war. Das sind schlechte Nachrichten für Asset Mana- ger, da niedrige Renditen, eine geringe Marktliquidität und ein hoher Gleichlauf der der Liquidität der Einzeltitel dazu tendieren, simultan aufzutreten. Dadurch wird es schwierig und teuer, in turbulenten Börsen- zeiten Positionen zu liquidieren. Dabei ist dieser Gleichlauf der Liquidität von Einzelaktien nicht nur in einem Land, sondern auch länderübergreifend zu beob- achten. Für die Wissenschaftler war dies Anlass, den Gleichlauf des deutschen und des US-amerikanischen Aktienmarktes zu untersuchen. Dabei wurde die Methodik von Brockman, Chung und Périgon an- gewendet, die diese 2009 in „Communality in liquidity: A global perspective“ veröf- fentlicht haben, und sie fanden heraus, dass die Liquidität am US-Aktienmarkt Progno- secharakter für jene am deutschen Markt besitzt. Im Einklang mit den eigenen Resul- taten bezüglich des Gleichlaufs auf dem nationalen Level fanden sich Belege dafür, dass der Gleichlauf in der Liquidität zwi- schen den USA und Deutschland zu Zeiten der Finanzkrise stärker war. Die vorliegende Studie liefert zur beste- henden wissenschaftlichen Literatur in mehrerer Hinsicht wertvolle Beiträge. Ein- mal benutzt sie ein neues Datenset, das der akademischen Forschung nun unentgeltlich zur Verfügung steht. Dann hat das Autoren- quintett die bis dato umfangreichste Analy- se zur Liquidität des deutschen Aktien- marktes erstellt. Des Weiteren handelt es sich um die erste Untersuchung des Gleich- laufs von Liquidität in Aktien mit Fokus auf den deutschen Aktienmarkt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sind sowohl für alle Marktteilnehmer als auch für Regu- latoren interessant, denn der verstärkte Gleichlauf von Aktien in Krisenzeiten stellt eine Bedrohung für die Stabilität des Finanzsystems dar. DR. KURT BECKER » Am deutschen Aktienmarkt konnten wir systematisch Wochentagsmuster beobachten und auswerten. « Dipl.-Inf. Dipl.-Vw. Dr. Christian Westheide, Dozent am Institut für Finanzwirtschaft der Universität Wien FOTO : © UN I V. W I EN T H E O R I E & P R A X I S : MARK T L I QU I D I T Ä T

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