Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

schied lässt sich bei Fonds- und Fondsfami- liengröße, der Performance und beim Port- folioumschlag finden. Wohl aber ist das Risiko der Fonds, die von den traumatisier- ten Managern verwaltet werden, signifikant geringer in Bezug auf das Gesamtrisiko, das Marktrisiko und das Downside-Risiko. In einem weiteren Schritt wurden die von familiärer Disruption betroffenen Manager in zwei Gruppen unterteilt, und zwar jene, die im prägenden Alter von fünf bis 15 Jahren dem Verlust eines Elternteils durch Tod oder Scheidung ausgesetzt waren, und die anderen, die entweder davor (null bis vier Jahre) oder danach (16 bis 19 Jahre) mit diesem Schicksalsschlag konfrontiert waren. Eine andere Unterscheidung fand nach sozialen Gesichtspunkten zum Zeitpunkt von Tod oder Scheidung statt. Tatsächlich zeigte sich, dass die Konsequenzen in Be- zug auf die Risikofreudigkeit als Fonds- manager deutlich ausgeprägter waren, wenn der Schicksalsschlag intensiver war, also wenn er die Person in einer prägenden Le- bensphase ereilte (siehe Tabelle „Schick- salsschläge: Intensität entscheidet“) bezie- hungsweise wenn die soziale Lage schlecht war. Schränkt man die Stichprobe nur auf jene Fondsmanager ein, die den Tod eines Elternteils in der Jugend erlitten. und sieht man von Scheidungskindern ab, ändern sich die Ergebnisse nicht. Bedenken gegenüber den Ergebnissen der Studie könnten daher rühren, dass die auslösenden Ereignisse nicht notwendigerweise exogen sind. So könnte eine schwierige Elternbezie- hung eine Scheidung auslösen und simultan die Neigung zur Risikoübernahme beim Kind beeinflussen. Durch eine Einschrän- kung der Stichprobe auf solche Fälle, wo ein Elternteil plötzlich infolge Unfalls, schnell verlaufender Krankheit oder aus ähnlichen Gründen verstarb, kann man die- ses Argument ausräumen, denn diese Ereig- nisse traten unerwartet ein. Aber auch hier stellt sich heraus, dass die künftigen Fonds- manager später signifikant weniger Risiko beim Management in Bezug auf alle vier Risikomaße nehmen. Weitere Konsequenzen Abschließend gelingt es dem Quartett auch noch zu zeigen, dass disruptive Verän- derungen in der Adoleszenz auch andere Auswirkungen auf die Portfolioaktivitäten von Fondsmanagern haben,. So investieren die Leidgeprüften später seltener in Lotterieaktien, weisen einen niedrigeren Tracking Error auf, führen in Rezessionspe- rioden seltener ein Faktor-Timing durch und haben einen geringeren Portfolioumschlag. Keine Unterschiede finden sich in Bezug auf den „Active Share“ und das Stock- picking. Diese Resultate sind vereinbar mit jenen Belegen, die sich bezüglich der Risi- kofreudigkeit finden. Schließlich finden sich keine signifikanten Unterschiede in der risi- koadjustierten Performance von Fondsma- nagern mit den genannten Schicksalsschlä- gen in ihrer Jugend und solchen ohne. Das ist konsistent mit der Hypothese, dass Fondsmanager, die familiäre Disruption als Kinder oder Jugendliche erleiden mussten, dazu neigen, auf mögliche „Upside“-Mög- lichkeiten zu verzichten, um damit Abwärts- risiken zu vermeiden. Insgesamt präsentiert die vorliegende Studie wichtige Erkenntnisse über den Ein- fluss des familiären Hintergrunds auf das Fondsmanagerverhalten. Damit liefert sie einen Beitrag zu der Literatur, die sich mit dem Einfluss von tragischen Ereignissen auf das Risikoverhalten von Menschen be- schäftigt und bisher keinen eindeutigen (ne- gativen oder positiven) Effekt identifiziert. Interessant ist auch noch eine soziale Dimension: die Tatsache, dass die Bildungs- anstrengungen der Scheidungs- und Wai- senkinder, die zu Fondsmanagern heranreif- ten, trotz der wirtschaftlich schwierigeren Verhältnisse größer waren. Ihre PhD-Quote lag signifikant höher, und sie konnten ver- mehrt Abschlüsse an US-Eliteuniversitäten vorweisen. Da eine ältere Fondsmanager- kohorte untersucht wurde, die schon 1949 geboren war, scheint der Schluss zulässig, dass das Bildungssystem in den 70er-Jahren durchlässig genug war, um auch weniger privilegierten Talenten hochwertige Bil- dungschancen zu eröffnen. Ob das heute auch noch so ist, wird vielerorts infolge exorbitant gestiegener Studienkosten in den USA bezweifelt und wäre Gegenstand einer weiteren Studie. Diese würde aber wohl an Grenzen bei der Datenbeschaffung stoßen, da jüngere Zensusdaten erst viel später publik gemacht werden. Für Asset Manager ist die Erkenntnis der vorliegenden CFR-Studie insofern von Bedeutung, als man bisher wahrscheinlich dem familiären Hintergrund kaum oder nur sehr wenig Aufmerksamkeit gewidmet hat und nun die Handlungsweisen seiner Fondsmanager speziell in Bezug auf das Risk-Taking besser verstehen kann. Analog könnte dieser Punkt auch bei der Mitar- beitersuche im institutionellen Investment in Zukunft etwas mehr Beachtung finden. DR. KURT BECKER Im Osten der USA konzentrierte Stichprobe Spätere Fondsmanager mit familiären Problemen in der Jugend stammen aus den Ballungsräumen. Aus welchen US-Bundesstaaten die gescreenten Fondsmanager kommen: Die Stichprobe ist vor allem im Nordosten und im Mittleren Westen der USA beheimatet. Ausnahmen stellen Kalifornien und Texas dar; die Südstaaten sind unter- repräsentiert. Quelle: Studie 5 56 4 27 0 0 0 0 1 3 24 4 6 7 15 0 Fondsmanager 1–2 3–5 6–10 11–25 26–50 51–100 Fonds- manager 124 N o. 4/2019 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : R I S I KOMANAGEMENT

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