Institutional Money, Ausgabe 4 | 2019

Aufwendige Datenbeschaffung Psychologen und Neurowissenschaftler gehen davon aus, dass der Verlust der Eltern beziehungsweise eines Elternteils die psy- chologischen Eigenschaften eines Kindes wie dessen Emotionen langfristig verändert. So können Verluste zu langfristig erhöhten Angst- und Stressniveaus – unter anderem in Form eines erhöhten Kortisolspiegels – führen und die Verlustangst steigern. Ängstlichere Menschen wiederum neigen zu einer erhöhten Risikoaversion. Da der Literatur zufolge speziell Scheidungskinder an der Herausforderung der Trennung ihrer Eltern charakterlich aber auch wachsen können, bleibt der Effekt von elterlichem Verlust auf das spätere Risikoverhalten eine empirische Fragestellung. Ausgangspunkt der Datensammlung wa- ren Morningstar-Daten zu Fondsmanagern über den Zeitraum von 1980 bis 2017. Die- se umfassen von jedem Manager die Aus- bildung, den bisherigen Karriereweg sowie Beginn und Ende der Übernahme des Ma- nagements eines konkreten Fonds. Die Stichprobe beschränkte sich dabei auf beste- hende und mittlerweile aufgelöste aktive US-Aktienfonds. Indexfonds, Spezialitäten- und Sektorfonds wurden ausgeschlossen. Anhand der US-Wertpapierkennnummern (CUSIP Numbers) erhielt man diverse Fondscharakteristika und Renditen vom Center for Research in Security Prices (CRSP). Von Teams gemanagte Fonds wur- den ebenfalls eliminiert sowie Jahre, in de- nen ein Fonds von mehr als einer Person gemanagt wurde. Am Ende dieses Schritts blieben insgesamt 2.139 Fondsmanager übrig. Um den genauen Fondsmanagerna- men zu erfahren, ging man in die elektroni- schen Archive der FINRA (Financial Indus- try Regulatory Authority), weitere Daten- quellen über die Fondsmanager waren Bloomberg, Capital IQ, die SEC-Meldun- gen der Fonds, Webseiten der Arbeitgeber. LinkedIn-Profile und Marquis-Who’s-Who- Aufzeichnungen. Manchmal gelang es so, auch an die Vornamen der Eltern eines Fondsmanagers heranzukommen. Dabei wurden nur Fondsmanager analysiert, die 1949 oder früher geboren sind. Hier stehen nämlich Volkszählungsdaten zur Verfügung, die die familiäre Situation eines Fondsma- nagers wiedergeben. Die US-Regierung gibt personenbezogene Daten erst 72 Jahre, nachdem diese gesammelt wurden, heraus. Somit sind die letzten im Dekadenabstand ermittelten Volkszählungsdaten, die öffent- Wäre aus Charles Dickens’ Oliver Twist ein guter Fondsmanager geworden? Psychologen und Neurowissenschaftler versuchen nach wie vor herauszufinden, wie sich traumatische Erlebnisse auf das spätere Risikoverhalten von Menschen auswirken Eine aktuelle Arbeit zeigt, dass Fondsmanager, die Scheidungs- oder Waisenkinder sind, tendenziell risikoaverser agieren. N o. 4/2019 | www.institutional-money.com 119 T H E O R I E & P R A X I S : R I S I KOMANAGEMENT

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