Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

bankkonto auf das Konto der Baufir- ma bei einer klassischen Geschäfts- bank veranlasst. Diese Transaktion vergrößert die Reserven der Bank genauso wie den Kontostand der Baufirma. Dadurch erhöhen sich die Reserven der Kommerzbanken bei der Zentralbank – also die monetäre Basis – ebenso wie die Geldmenge M 1 sowie die Einlagen der privaten Haushalte und Unternehmen bei den Geschäftsbanken.“ Die so eintreten- de Erhöhung der Geldmenge spie- gelt sich im IS-LM-Modell in einer nach unten gerichteten Verschiebung der LM-Kurve wider (siehe rechtes Diagramm der Grafik) . Mehr Expansion Allgemein gesprochen multipli- ziert die direkte Notenbankfinanzie- rung also die expansive Wirkung zu- sätzlicher Staatsausgaben. Außerdem verhindert die Finanzierungsform zu- mindest teilweise einen Zinsanstieg, der bei einer Finanzierung über den Kapitalmarkt gemäß diesem Modell infolge der unveränderten LM-Kurve eingetreten wäre. Das Verdrängen (Crowding-out) von privaten Investo- ren, das Paul Krugman in seinen Kommentaren zur MMT befürchtet, kann so zumindest teilweise verhindert wer- den, meint Bofinger und verweist auf die verschobene LM 1 -Kurve. Abhängig vom Ausmaß der Verschiebung der IS- und LM- Kurven kann dieses „Crowding-out“ auch zur Gänze vermieden werden – siehe die Kurve LM 2 . Sogar ein Zinsrückgang ist vor- stellbar (LM 3 ), wodurch es zu mehr privaten Investitionen käme. Abba Lerner, der 1943 die Theorie der Functional Finance aufge- stellt hat, hat im Übrigen explizit die Mög- lichkeit eines „Crowding-in“ angesprochen. Blaupause Japan Interpretiert man die MMT auf diese Art, so unterscheiden sich ihre Auswirkungen nicht fundamental von der Geldpolitik, die Japan seit vielen Jahren betreibt. Dort haben hohe Budgetdefizite, die durch die Ausgabe von Staatsanleihen (JGBs) finanziert werden, bereits Tradition. Indem die Zentralbank diese Anleihen dann von Nichtbanken wie etwa Versi- cherungen und Pensionsfonds im Rah- men ihres QE-Programms kauft, vergrö- ßert die Bank of Japan (BoJ) die Geld- menge und die monetäre Basis via hö- herer Reserven der Kommerzbanken bei der Zentralbank als Folgeerscheinung der gestiegenen Verbindlichkeiten ge- genüber Nichtbanken. Besagte Nicht- banken verfügen wiederum über höhere Einlagen bei den Kommerzbanken. „Diese Kombination traditioneller Fi- nanzierungen von Defiziten über den Dass eine Finanzierung des Staatshaushalts über die Notenpresse gefährlich ist, liegt auf der Hand. Bei entsprechender Vorsicht könnten die diesbezüglichen Spielräume aber größer sein, als gemeinhin angenommen wird. Entwicklung der Haushaltssalden Haushaltsabgänge in den USA, Großbritannien und Japan Trotz Ausweitung der Haushaltsdefizite und der Geldmengen nach der großen Finanz- und Wirtschaftskrise kam es zu keiner beschleunigten Inflation oder steigenden Zinssätzen. Quelle: socialeurope.eu -14 % -12 % -10 % -8 % -6 % -4 % -2 % 0 % 2 % 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 Budgetsalden in % des BIP +1,38 % –12,74 % –4,66 % UK USA Japan N o. 2/2019 | www.institutional-money.com 83 T H E O R I E & P R A X I S : MODE RN MONE TAR Y THEOR Y

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