Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

zu raten. Neben dem Aktiensegment sind wir auch im Bereich Immobilien schon sehr weit. Hier haben wir eine Systematik ent- wickelt, mit der wir die einzelnen Immo- bilien ESG-bewerten können. Betreiben Sie denn auch Impact-Investing? Stanislas Pottier: Ja, aber das Segment bezieht sich bisher lediglich auf Private Equity. Im Rahmen unserer Global-Responsible-In- vestment-Aktivitäten haben wir mit dem „Social and Solidarity“-Fonds ein Produkt, das aktuell 220 Millionen Euro groß ist und kontinuierlich wächst. Impact Investing und das dazugehörige Reporting sind ein Trend, der zunimmt. Immer mehr Investoren möchten wissen, was mit ihrem Geld ge- schieht. Daher wollen wir den Bereich Im- pact Investing und Social and Solidarity aus der Private-Equity-Nische herausheben und auch auf andere Assetklassen übertragen. Das bringt, wie Sie sich vorstellen können, eine Reihe von Herausforderungen mit sich. Wo liegen hier die Schwierigkeiten? Stanislas Pottier: Bisher sprechen viele Inves- toren darüber, ob sie das eine oder andere Sustainable Development Goal (SDG) be- rühren. Wenn Sie aber tiefer in das Thema Impact Reporting einsteigen, müssen Sie die Wirkung messen und sowohl die Kau- salität als auch die Additionalität prüfen. Bei diesen Themenbereichen handelt es sich um ein ziemlich neues Forschungsgebiet, und es muss weiteres Data-Mining betrieben werden. Haben Sie auch Social-Impact-Bond- Fonds? Stanislas Pottier: Wir haben zwar einen Green Bond Impact Fund, aber bisher noch keinen Social-Impact-Bond-Fonds. Sie müssen sich das wie eine Matrix vorstellen – mit ver- schiedenen Impact-Stufen und Intentiona- litäten. Wir haben Fonds für erneuerbare Energien, Abfallmanagement, Wasser-Treat- ment und so weiter. Hier wissen wir zwar, dass wir Finanzmittel in die richtigen Wirt- schaftsbereiche lenken, aber bisher können wir hier den Impact noch nicht genau beziffern. In welchen Bereichen gelingt die Impact- Messung schon besser? Stanislas Pottier: Beispielsweise haben wir einen Green-Bond- und einen Emerging- Impact-Fonds, wo wir die vermiedenen Emissionen und die lokalen gesellschaft- lichen Auswirkungen messen können. Dort haben wir präzise Kriterien und berichten auch detailliert darüber. Wir arbeiten daran, weitere Produkte im Bereich Social and Solidarity aufzulegen und diesen Bereich zu vergrößern, um präzise Informationen zum Impact der getätigten Investments zu liefern. Wie gehen Sie bei Amundi das Thema in der Praxis an? Wie funktioniert Ihr Sco- ring-Prozess? Stanislas Pottier: Seit Amundis Gründung im Jahr 2010 sammeln wir Daten für unser Nachhaltigkeits-Screening und entwickeln es laufend fort. Wir wollten dazu ein haus- eigenes Scoring-System entwickeln, das sowohl qualitativ als auch quantitativ funk- tioniert. Dazu aggregieren wir Daten von spezialisierten externen Datenanbietern und Ratingagenturen wie z. B. MSCI, ISS Oekom, Sustainalytics, Vigeo Eiris oder RepRisk. Unsere ESG-Analysten kennen die Stärken und Schwächen all dieser An- bieter und führen die Informationen zusam- men, bestimmen aber selbst die Kriterien, » Der Verkauf ist für Amundi das letzte Mittel, denn wenn wir investiert bleiben, haben wir immer noch die Möglichkeit, die Dinge zu ändern. « Stanislas Pottier, Chief Responsible Investment Officer, Amundi A L L E F OTO S : © S TA N I S L A S E R MA N 68 N o. 2/2019 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : STANI S LAS POTT I ER | AMUNDI

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