Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

Einen Tribut, der dazu führen wird, dass ei- nige Mitbewerber in diesem Geschäft künf- tig nicht mehr werden mithalten können? Vorbeck: Davon bin ich überzeugt. Nach un- seren Schätzungen wird eine Master-KVG, die weniger als 200 Milliarden Euro in Wertpapieren verwaltet, auf Dauer nicht überleben können. Das Gleiche gilt für spe- zialisierte Private-Label-Anbieter mit weni- ger als 20 Milliarden Euro unter Verwal- tung. Allein aus harten kommerziellen Er- wägungen heraus ist nach meiner Wahrneh- mung die Zeit reif für eine Konsolidierung, die in Luxemburg schon sehr viel deutlicher vorangekommen ist als in Deutschland. Hierzulande verharrt der Markt noch in einer Art Wartestellung, was aber nichts daran ändert, dass die Zeiten für kleinere und mittlere Plattformen aus unserer Sicht zunehmend schwierig werden. Nicht nur aufgrund des gestiegenen Regulierungs- drucks, der sich im Wesentlichen als Kos- tendruck äußert. Allein die Umsetzung eines Projekts wie der Investmentsteuerreform hat uns mehr gekostet als die für die Euro-Ein- führung und die Millenniumsumstellung notwendigen Maßnahmen zusammen – wie gesagt, nur weil die Steuergesetzgebung geändert wurde. Von dem Aufwand zur Umsetzung einer MiFID-II-Richtlinie will ich gar nicht sprechen. Und das war mit Sicherheit nicht die letzte Regulierung die- ses Ausmaßes. Hinzu kommen höhere Kun- denanforderungen und nötige Investitionen in die Digitalisierung. In den nächsten fünf Jahren wird in unserer Branche noch sehr viel passieren. Dafür wollen wir nicht nur gerüstet sein, sondern davon wollen wir profitieren. Deswegen sind für uns durchaus auch Übernahmen denkbar, wenn sie dabei helfen, unsere Wachstumsstrategie abzu- runden. Ich denke dabei aber auch an zu- sätzliche Produkte, aber auch bestimmte Spezialthemen oder einen Markteintritt im Ausland. Den Schritt ins Ausland haben Sie ja vor Kurzem vollzogen. Aber warum fiel die Ent- scheidung eigentlich für Polen? War es vor allem der Kostenaspekt, oder hat dabei eventuell auch die Expansion in Richtung Osteuropa eine Rolle gespielt? Vorbeck: Sie können davon ausgehen, dass wir nicht zufällig auf Polen als weiteren Standort gekommen sind. Dieser Entschei- dung ging ein sehr intensiver Auswahlpro- zess voraus, in dem wir wirklich sehr viele mögliche Standorte im In- und Ausland unter die Lupe genommen haben. Dass wir uns am Ende dieses Prozesses sehr bewusst für Polen entschieden haben, hatte eine gan- ze Reihe von Gründen. Einer davon war die Tatsache, dass es in dem Land schon heute einen vergleichsweise großen und etablier- ten Dienstleistungssektor gibt, speziell auch in unserem eigenen Geschäftsfeld. Was vie- le Leute nicht wissen: In Krakau leben zig- tausend gut ausgebildete Menschen, die über sehr viel Erfahrung im Bank- und Fondsgeschäft verfügen. Zum Teil bringen diese Leute gerade im Hinblick auf ihre Ausbildung und ihre internationale Erfah- rung ein berufliches Profil mit, wie man es in Deutschland nicht immer findet. Die dor- tigen Universitäten – die zu den größten des Landes zählen – schicken jedes Jahr weit über 10.000 frischgebackene Absolventen in den Arbeitsmarkt und bieten auch Kurse in Fondsadministration an, wonach man im » Nach offiziellen Zahlen des Branchenverbandes BVI konnten wir über die vergangenen zehn Jahre hinweg rund 22 Prozent aller neuen Mittelzuflüsse branchenweit verbuchen. « Bernd Vorbeck, Universal-Investment A L L E F OTO S : © CH R I S TO P H H E MM E R I CH 58 N o. 2/2019 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : BERND VORBECK | UNI VERSAL - INVESTMENT

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=