Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

Prof. Christoph Schmidt ist Präsi- dent des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und Professor an der Ruhr-Universität Bochum. Im März 2009 wurde er in den Sachverständigenrat zur Begutach- tung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung berufen, seit März 2013 ist er dessen Vorsitzender. M it Prognosen zur Wirt- schaftsentwicklung kennt sich Christoph Schmidt, Präsident des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und Professor an der Ruhr-Universität Bochum, wie kaum ein anderer aus. Seit 2009 gehört er dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – gemeinhin als die Wirt- schaftsweisen bekannt – an, seit März 2013 ist er dessen Vorsitzender. Die Redaktion hat mit ihm über generelle Probleme von Konjunkturprognosen, aber auch über die Rolle der Haushaltspolitik und über aktuelle Fragen der Geldpolitik gesprochen. Herr Prof. Schmidt, können Sie verstehen, dass einige Marktteilnehmer schon alar- miert waren, als der Sachverständigenrat in seiner Frühjahrsprognose die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum nahezu hal- biert hat? Christoph Schmidt: Natürlich kann ich das ver- stehen. Unsere Prognose gibt aber keinen Anlass zur Panik, denn die prognostizierten Wachstumsraten sind in allen Quartalen moderat positiv und nah am Potenzial- wachstum. Die Halbierung der erwarteten jahresdurchschnittlichen Wachstumsrate hat vor allem zwei Gründe: Erstens entwickelte sich die deutsche Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2018 etwas schwächer als erwar- tet. Die Informationen, die wir zum Zeit- punkt unserer Prognose im November hat- ten, basierten lediglich auf Schätzungen, denn erste amtliche Zahlen für das dritte Quartal lagen noch nicht vor. Damals zeich- nete sich zwar schon ab, dass Produktions- probleme im Automobilsektor eine Rolle spielen würden, sie haben aber länger an- gehalten, als zunächst anzunehmen war. Diese Information hat sich erst um den Jah- reswechsel herum herausgeschält. Hinzu kam eine nachlassende Grunddynamik der Konjunktur, zum einen aufgrund eines sich abschwächenden weltwirtschaftlichen Um- felds, die eine Exportnation wie Deutsch- land besonders zu spüren bekommt, zum Christoph Schmidt erläutert im Interview nicht nur die Hintergründe der Entstehung von Konjunkturprognosen, wie sie die fünf Wirtschaftsweisen zweimal im Jahr abgeben. Er erklärt auch, warum Deutschland in der Eurozone eine besondere Verantwortung zukommt. A L L E F OTO S : © I N A FA S S B E ND E R » DIE SCHWARZE NULL I 42 N o. 2/2019 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : CHR I STOPH SCHMIDT | RWI – L E I BNI Z- INST. F. WI RT SCHAFT SFORSCHUNG

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