Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

U nseres Erachtens ist dieses Umfeld posi- tiv für aktives Management. Wir sehen dabei fünf spezifische Argumente für Ab- solute-Return-Strategien, die sowohl Potenzial für eine Steigerung der Erträge als auch für die Diversifizierung eines breiteren Portfolios bieten können, insbesondere während Marktturbulenzen. 1) Die Zinsentwicklung befindet sich an einem Wendepunkt Die zukünftige Entwicklung der Zinsen ist ungewisser geworden. Die Zentralbanken haben jüngst ihre lange erwartete Rückkehr zu norma- leren geldpolitischen Bedingungen verschoben und stattdessen wieder eine expansivere Hal- tung eingenommen. Grund ist die Sorge, dass die Wirtschaft nicht gut auf restriktivere Finan- zierungsbedingungen vorbereitet ist. Es gibt daher eine große Spanne von Möglichkeiten für die nächsten Schritte der Zentralbanken. In diesem Umfeld kann es für bestimmte An- leger sinnvoll sein, einen Teil der traditionellen Rentenallokation gegen eine Allokation in Abso- lute-Return-Rentenstrategien auszutauschen. Diese Strategien sollen flexibel und unabhängig von der Entwicklung der Zinsen und anderer Märkte sein, weshalb sie den negativen Effekt steigender Zinsen auf eine traditionelle Anlei- henallokation teilweise ausgleichen und gleich- zeitig in Phasen hoher Volatilität immer noch einen Diversifizierungseffekt für ein Gesamt- portfolio bieten könnten. 2) Die Bewertungen erscheinen teuer Risikoreiche Anlagen haben mehrere Jahre lang außergewöhnlich hohe Erträge verzeichnet. Jetzt sind die Credit Spreads aber eng, und die Bewertungen erscheinen gemessen an histori- schen Durchschnitten recht teuer. Wir rechnen daher mit schwächerem Ertragspotenzial an den Credit-Märkten. Absolute-Return-Rentenstrategien können nützliche Alternativen oder Ergänzun- gen zu Credit-Allokationen darstellen. Zum einen erscheinen Credit-Anlagen momentan zwar relativ teuer, doch hat sich die Möglichkeit zum Erzielen von Zusatzerträgen in den vergange- nen sechs bis zwölf Monaten deutlich erhöht, da die Korrelation der Anlage- preise allmählich sinkt (weitere De- tails hierzu im Folgenden). Dies legt nahe, dass Absolute-Return-Strategien von einer erfolgreichen Titelauswahl profitieren können. Zum anderen stre- ben diese Strategien niedrige Korre- lationen mit traditionellen Marktbetas, einschließlich Credit, an. Dementspre- chend kann eine Allokation in solche Strategien dabei helfen, ein breiteres Portfolio zu diversifizieren. 3) Mehr Volatilität ist wahrscheinlich Die Märkte haben sich im Allgemeinen nach den Turbulenzen im vergangenen Dezember wieder beruhigt, doch wächst der Konsens, dass die Volatilität einen Aufwärtstrend zeigen könnte. Von Wachstumsverlangsamungen bis zu Handelskonflikten, von wechselhafter Zen- tralbankpolitik bis zu populistischer Politik – es besteht sehr viel Ungewissheit, was in der Regel zu höherer Volatilität in den Anlagepreisen führt. Durch eine höhere Volatilität reduziert sich für gewöhnlich die Vorhersehbarkeit der Er- tragsentwicklung einer Anlage, was diese we- niger attraktiv macht. Volatilität kann unseres Erachtens aber aufgrund der Anlagechancen, die durch stärkere Schwankungen der Anlage- preise entstehen können, positiv für Absolute- Return-Strategien sein. Flexible Ansätze mit Fokus auf die absoluten Erträge versuchen von Fehlbewertungen zu profitieren, und zwar unabhängig davon, ob mit einem Preisanstieg oder -rückgang der jeweiligen Anlage gerechnet wird. In durch höhere Volatilität geprägten Pha- sen können Absolute-Return-Strategien daher eine zusätzliche Alternative darstellen, um in- nerhalb eines Rentenportfolios Erträge zu ge- nerieren. 4) Die Differenzierung nimmt zu Die Zentralbankpolitik hat mehrere Jahre lang für Preisverwerfungen und dafür gesorgt, dass sich die Anlagepreise größtenteils in die- selbe Richtung entwickeln. Allmählich sind hier aber zunehmend Unterschiede zu ver- zeichnen, da die Zentralbanken die Geldpolitik wieder straffen und länder- oder emittenten- spezifische Themen wieder in den Fokus rücken. Dies zeigt sich auch anhand der stärkeren Renditeunterschiede bei den Staatsanleihen von Industriestaaten (siehe Grafik), was mit dem Rückgang der monatlichen Anleihenkäufe der Zentralbanken seit Mitte 2016 zusam- menfiel. Fünf Argumente für Absolute-Return- Rentenstrategien INVESTIEREN IN EINER SPÄTEN ZYKLUSPHASE: Die Marktbedingungen verändern sich, weil die Weltwirtschaft in eine späte Zyklusphase eintritt. Da die Zentralbanken bestrebt sind, ihre extrem lockere Geldpolitik zurückzufahren, ist eine größere Differenzierung bei den Anlagepreisen zu beobachten. Hierdurch bietet sich erfahrenen Managern die Gelegenheit, potenzielle Gewinner und Verlierer zu identifizieren. RENDITEUNTERSCHIEDE bei Staatsanleihen nehmen zu Standardabweichung der 5-jährigen Anleihenrenditen 1 in der durch QE-Maßnahmen geprägten Zeit nach der Finanzkrise Höhepunkt der QE-Anleihenkäufe (USD 268 Mrd.) 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2,0 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 Langfristiger Durchschnitt 1 Für diese Analyse wurden die Renditen 5-jähriger Staatsanleihen der folgenden Länder ver- wendet: Australien, Deutschland, Großbritannien, Japan, Kanada und USA. | DIE IN DER VER- GANGENHEIT ERZIELTE WERTENTWICKLUNG BIETET NICHT ZWANGSLÄUFIG EINEN HINWEIS AUF ZUKÜNFTIGE ERGEBNISSE. Nur zur Veranschaulichung. Nicht repräsentativ für eine tatsäch- liches Mandat oder Investment. Quellen: Bloomberg,Wellington Management; Datenspanne 31. Januar bis 31. Dezember 2018

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=