Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

dessen Startvermögen jährlich um einen bestimmten Betrag aus dem kommunalen Haushalt erhöht werden sollte. Verbunden mit den langfristig erzielten Renditen war das aus Sicht der Stadt der beste Weg, even- tuell später auftretende Haushaltslücken aufgrund von städtischen Pensionszahlun- gen zu vermeiden. Im Grunde ja kein ungewöhnlich komplexer Vorgang wie er sicher häufig vorkommt. Etterer: Im Prinzip gebe ich ihnen recht. Aus der Perspektive eines Stadtkämmerers sieht das etwas anders aus. Denn er muss am Ende regelmäßig Rechenschaft in Bezug auf eine solche Maßnahme ablegen und steht anfangs vor einer ganzen Reihe von Fragen, mit denen er sich vorher noch nie beschäftigt hat. Das betrifft nicht nur die Frage, wie man ein solches Projekt am bes- ten so transparent wie möglich gestaltet. Es muss auch geklärt werden, wer mit der Ka- pitalanlage beauftragt werden soll, wie das Vermögen eigentlich angelegt werden soll und welche Ergebnisse aus der Vermögens- verwaltung zu erwarten sind. Es muss lau- fend kontrolliert werden, ob das gewählte Vermögensmanagement wirklich effizient ist oder ob man das Geld nicht eventuell besser anders einsetzen sollte. Das alles sind Fragen, die so ein Stadtkämmerer nicht nur gegenüber den eigenen Gremien, sondern auch gegenüber Politik und Öffentlichkeit regelmäßig beantworten muss. Und wie nehmen die Fondsgesellschaften Ihr Angebot eines Transparenzberichts an? Etterer: Für einen kommunalen Spezialfonds haben wir 2008 den ersten Transparenz- bericht erstellt. Vier Jahre später kamen mit den Stiftungsfonds von Privatbanken wie Bethmann und Merck Finck die ersten Publikumsfonds hinzu. Inzwischen erstellen wir jedes Quartal für 30 Publikumsfonds von 21 Fondsgesellschaften sowie für zahl- reiche Spezialfonds einen entsprechenden Transparenzbericht. Wer nutzt denn Ihre Berichte am Ende? Etterer: Die Praxis zeigt, dass die Nachfrage nach Investmentfonds mit Transparenzbe- richt, insbesondere seit der Finanzkrise 2008, steigt. Vor allem immer mehr semi- professionelle Anleger begrüßen eine erwei- terte Informations- und Transparenzkultur, die weit über die Vorstellungen des Gesetz- gebers hinausgeht. Da wir zur Veröffentli- chung verpflichtet sind, kann übrigens jeder die Publikumsfondsberichte über die dafür eigens eingerichtete Internetseite www.trans- parenzbericht.com kostenlos einsehen. Ein Transparenzbericht soll nicht wichtige Infor- mationsquellen wie Verkaufsprospekte oder Jahres- und Halbjahresberichte und wesent- liche Anlegerinformationen ersetzen. Was auf Seiten der Nutzer aber daran geschätzt wird, das ist eine deutlich klarer und in Prosa formulierte Zusammenfassung bezie- hungsweise Übersetzung der vielen „Zah- lenfriedhöfe“, wie sie die gesetzlich vorge- schriebenen Fondsdokumente in aller Regel auszeichnen. Auch die höhere zeitliche Fre- quenz und die zeitnahe Bereitstellung von sich ständig ändernden Informationen über das Innenleben der Fonds wird als klarer Vorteil für die Leser identifiziert. Bleibt am Ende noch die Frage nach den Kosten für einen Transparenzbericht. Etterer: Viele Fondsgesellschaften haben die Thematik erkannt und zeigen Interesse an diesem Zusatzdokument. Die Honorierung ist abhängig von der Berichtsfrequenz, der Komplexität des Fondskonzepts und der Prüfungshandlungen sowie der inhaltlichen Schwerpunkte. Je nachdem kann die Erstel- lung eines Transparenzberichts ab etwa jährlich 25.000 Euro in Auftrag gegeben werden. Wir danken für das Gespräch. HANS HEUSER » Transparenz ist in der Geldanlage ein entscheidendes Kriterium – für Investoren wie Vermögensverwalter gleichermaßen. « Alexander Etterer, Rödl & Partner A L L E F OTO S : © F LOR I A N T R E T T E N B ACH | E Y E C ATCHM E 246 N o. 2/2019 | www.institutional-money.com PRODUK T E & S T RA T EG I EN : AL EXANDER ETTERER | RÖDL & PARTNER

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