Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

meinte dann, ich solle mich entspannen. Der Vertrag würde wahrscheinlich fünf Minuten vor Mitternacht zugestellt. Und genau so war es dann auch.“ Lohn der Angst Stellt sich die Frage, ob die Erträge sol- che Momente, die sich wohl nicht positiv auf die verbleibende Lebenszeit auswirken, rechtfertigen. Die Antwort: wahrscheinlich schon. Denn die in Kooperation mit den Restrukturierungsspezialisten Orrick und THM Partners entstande- ne Debtwire-Studie „European Dis- tressed Debt Market Outlook 2019“ weist aus, dass 44 Prozent der DIs (Distressed Investors) im Jahr 2018 einen Jahresertrag von 16 bis 20 Pro- zent erwirtschaftet haben. 51 Prozent schafften immerhin zehn bis 15 Pro- zent. Die Aussichten für das laufende Jahr sind in der Spitze noch optimis- tischer: 64 Prozent der Investoren erwarten, in Europa mit Distressed Debt einen Jahresertrag von 16 bis 20 Prozent zu erzielen. Die beiden Regionen, die derzeit laut Branchenumfrage am aussichts- reichsten erscheinen, liegen mit Nordameri- ka und Asien zwar nicht unbedingt um die Ecke, aber der nahe liegende Osten Europas erzielt laut dem Bericht mit 45 Prozent die dritte Position unter den potenziell lukra- tivsten Weltgegenden. Wobei das Beispiel Agrokor zeigt, wie ruppig es ebendort zu- gehen kann. Es scheint sich dabei auch um keinen Einzelfall zu handeln, so berichtet ein Berater aus Bulgarien: „Man muss im- mer hart und entschlossen auftreten. Jedes Entgegenkommen, jedes Zögern wird als Schwäche ausgelegt.“ Werkzeugkasten Für den Investor stellt sich in einem derartigen Wildwest-Szenario die Frage nach der Zugänglichkeit zum Markt. Tat- sächlich ist die Angebotspalette im Distres- sed-Debt-Segment relativ breit. Während mit 23 Prozent zwar die meisten DIs den direkten Zugang über Berater oder vor Ort agierende Investmentbanken suchen, gehen fast ebenso viele Investoren ihr Exposure über den High-Yield-Markt ein. Wobei der erste Blick zu kurz gefasst scheint. Denn die Art des Marktzugangs hängt nicht unwesent- lich vom Sektor ab, in den man in- vestieren will. Wenn man die im Distressed-Bereich beliebteste Bran- che, den Bausektor, herausgreift, su- chen gleich 60 Prozent ihr Exposure über den direkten Kauf von Schul- den mit einem Abschlag. 34 Prozent wollen ihr direktes Engagement mit strategischen Mitspracherechten ver- bunden wissen. Wenn die herkömmliche Schuldenmechanik nicht mehr greift, wird es kompliziert – für Investoren ergibt sich in der Folge das alternative Geschäftsfeld von Distressed Debt. Das Geschäft mit notleidenden Krediten ist komplex, aber lukrativ. Derzeit ortet die Branche – neben den USA oder Asien – den Osten Europas als Region mit überdurchschnittlich hohem Potenzial. Der Werkzeugkasten für den Bausektor Wie in der beliebtesten Branche für Distressed Debt-Investoren agiert wird.* Bei notleidenden Krediten in der Bauwirtschaft läuft der überwiegende Teil der Investments direkt ab. Der Zugang über Derivate oder den CDS- Markt folgt mit Respektabstand. *Mehrfachnennungen möglich | Quelle: Debtwire 0 % 20 % 40 % 60 % Schuldenkauf & Engagement Credit Default Swaps (CDSs) Frische Direkt-Finanzierung Derivate Direkter Schuldenkauf mit Abschlag 60 % 36 % 34 % 2 % 36 % 34 % N o. 2/2019 | www.institutional-money.com 237 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : D I S T R E S S ED DEB T

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