Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

banken haben sich die Schulden der afrikanischen Frontier Markets in kürzester Zeit mehr als verdop- pelt. Es gab dort unglaublich viele Anleihenemissionen. Die Spreads auf afrikanische Anleihen sind derzeit nicht mehr so interessant wie früher, obwohl das Risiko durch die Neuverschuldung stark gestiegen ist. Daher haben wir unsere Positionen weitgehend zu- rückgefahren. Das Chance-Risiko- Verhältnis dort ist nicht mehr gut, und beim ersten wirtschaftlichen Schock werden einige Länder sehr leiden. Ein prägnantes Beispiel: Benin kam im März mit einer Euro-Anleihe auf den Markt. Es ist die erste Emission dieses klei- nen westafrikanischen Landes, das stark von einem einzigen Rohstoff – Baumwolle – abhängt. Der Ku- pon für sieben Jahre beträgt sechs Prozent. Das ist nichts für die Erstemissionen eines der ärmsten Länder Afrikas, in dem das Pro- Kopf-BIP bei etwa 800 US-Dollar liegt. Vor drei oder vier Jahren hätte Benin niemals mit einem so niedrigen Kupon auf den Markt kommen können; in so etwas kann man doch nicht inves- tieren! Sie werden für die Risiken in Afrika derzeit nicht entschädigt – wir müssen hier geduldig abwarten. Das Erdölland Nigeria hat nicht ganz so hohe Schulden aufgebaut, aber Angola – ein weiteres Erdölland – hat eine deut- lich höhere Schuldenquote, und es gibt Gerüchte über versteckte Schulden, die nicht konsolidiert sind. In der Ukraine haben Sie auch eine starke Gewichtung. Wie se- hen Sie das Land derzeit? Jean-Jacques Durand: Hier gibt es zwar auch noch politische Risi- ken, aber das Momentum für wirt- schaftliche Reformen und die Transformation des Landes zu einer Demokratie sind deutlich sichtbar. Das gilt insbesondere nach der Präsidentschaftswahl am 21. April, bei der Schauspieler Wolodymyr Selenskyj haushoch gewonnen hat. Er ist mit dem Ver- sprechen angetreten, sich gegen die Korruption im Land einzuset- zen, und die Bevölkerung in der Ukraine möchte sich Richtung Westen orientieren. Die Ukraine hat gut ausgebildete Arbeitskräfte, und die Lohnkosten sind die nie- drigsten in Osteuropa. Das alles sehen wir positiv, und die Ren- diten der ukrainischen Anleihen sind attraktiv. Vielleicht wird die Ukraine ein nächstes Polen! Investieren Sie in Emerging Mar- kets in lokaler Währung oder in Dollar oder Euro? Jean-Jacques Durand: Wir können beides. Wir sind aber überwiegend – etwa zu zwei Dritteln – in Hart- währungen investiert, weil hier einfach das höchste Emissionsvo- lumen ist. Insbesondere Erstemit- tenten kommen eigentlich immer mit einer Anleihe in US-Dollar auf den Markt. Sie brauchen erst mal ein Pensionssystem oder eine an- dere lokale Investorenbasis, bevor ein Markt für ausländische Inves- toren geöffnet wird. Viele Lokalwäh- rungsmärkte sind für ausländische Marktteilnehmer gar nicht zugänglich, weil es keinen liquiden Markt gibt. Glo- bal gibt es über 80 Emerging Markets, die Anleihen in Hartwährungen emittie- ren, aber nur 15, deren Lokalwährungs- märkte für Ausländer gut zugänglich sind. Dazu gehören so große Märkte wie Brasilien, Türkei und Russland. Was ist die Benchmark Ihres Fonds, und inwieweit können Sie mit Ihrer Allokation davon abwei- chen? Jean-Jacques Durand: Der Edmond de Rothschild Fund Emerging Bonds ist ein Total-Return-Fonds, insofern haben wir keine Bench- mark. Im Performancevergleich stellen wir uns mit dem EMBI Global Index dar, der die am häufigsten verwendete Benchmark im Bereich Emerging Market Debt ist. Mit unserer Gewichtung können wir aber stark vom Index abweichen, was wir auch tun. Wir danken für das Gespräch. ANKE DEMBOWSKI A L L E F OTO S : © PAT R I C K S OR DO I L L E T | E DMOND D E ROT H S CH I L D » Sie werden für die Risiken in Afrika derzeit nicht entschädigt – wir müssen hier abwarten. « Jean-Jacques Durand, Senior Portfolio Manager des Edmond de Rothschild Fund Emerging Bonds Länderallokation – Top 10 des Edmond de Rothschild Fund Emerging Bonds (per 31.3.2019) Land des Allokation Emittenten- Emittenten im Fonds Rating Rendite Duration Venezuela 24,90 % D 0 % 3,3 Türkei 21,20 % B+ 9,40 % 8,4 Argentinien 10,80 % B 8,40 % 2,1 Ukraine 9,80 % B- 4,10 % 1,3 Mexiko 2,80 % BBB- 7,40 % 12 Kroatien 2,60 % NR 0 % 0 Belize 1,90 % B- 10,20 % 8,4 Mosambik 1,90 % D 0 % 3,3 Aserbaidschan 1,60 % B+ 6,80 % 4,9 Brasilien 1,40 % CCC- 8,40 % 4,6 Der Fonds hat eine klare Übergewichtung in den Märkten Venezuela, Türkei, Argentinien und der Ukraine. Quelle: Edmond de Rothschild 206 N o. 2/2019 | www.institutional-money.com PRODUK T E & S T RA T EG I EN : J EAN- JACQUES DURAND | EDMOND DE ROTHSCHI LD

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