Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

J ean-Jacques Durand verwaltet den Emerging-Markets-Bonds-Fonds der Investmentgesellschaft Edmond de Rothschild Asset Management. Schon bevor er 2011 bei den Franzosen an- heuerte, sammelte er nützliche Erfahrungen im Trading mit Emerging-Market-Debt-Pa- pieren und Commodity-Strukturen in Paris, London und New York. Herr Durand, in einigen Ländern wie etwa Venezuela geht es drunter und drü- ber. Können Sie als Fondsmanager eines Emerging-Market-Bond-Fonds da noch ruhig schlafen? Jean-Jacques Durand: Wissen Sie, ich habe meine Karriere in den 1990er-Jahren be- gonnen, wo wir fast jedes Jahr eine Krise hatten. Ich habe dabei gelernt, in einem chaotischen Umfeld zu leben und auch dort noch die Opportunitäten zu sehen und ent- sprechend zu nutzen. Das zeigt sich in der Anlagepolitik unseres Fonds, wo wir das gesamte Spektrum der Emerging Markets nutzen wollen. Seit der letzten Finanzkrise leben wir in einer anderen Welt, denn die bedeutenden Zentralbanken fahren eine äußerst künstliche Geldpolitik. Seit der Finanzkrise und der dann folgenden Regu- lierung können die Banken auch nicht mehr so einfach Risikopapiere auf ihre Bücher nehmen. Das schränkt die Liquidität ein, sodass die Marktbewegungen stärker in die eine oder andere Richtung laufen. Sorgt aber nicht ebendiese Geldpolitik mit ihren niedrigen Zinsen für Zuflüsse in den Emerging-Market-Debt-Markt? Jean-Jacques Durand: Ja, durchaus! Ein wei- terer Grund, weshalb mehr Gelder in die Emerging Markets fließen, ist, dass es heute viel mehr Emittenten gibt als noch vor ein paar Jahren. Die Investitionsmöglichkeiten sind einfach viel breiter geworden. Heute ist es für Institutionelle durchaus normal, auch in Emerging Markets zu investieren, was vor zehn Jahren eher noch als exotisch galt. Aber angesichts der breiter und größer werdenden Märkte kann und sollte das Ex- posure vieler Investoren unserer Meinung nach hier durchaus noch ansteigen. Nach welchen Kriterien wählen Sie Emer- ging Markets und darin Debt-Papiere aus? Jean-Jacques Durand: Als ich im Jahr 2011 zu Edmond de Rothschild Asset Manage- ment kam, habe ich gesehen, dass Asset Manager oft einen sehr starken fun- damentalen Bias haben. Die meisten Analysten und Portfolio Manager haben Wirtschaftswissenschaften studiert und handeln daher nach ähnlichen Kriterien, die überwiegend auf Makro-Daten ba- sieren. Sie betrachten die Inflation, die Leistungsbilanz, die Zentralbankpolitik und so weiter. Das birgt Gefahren, denn es reicht nicht, einfach nur zuzuhören, was die Zentralbankvertreter von sich geben. Die Welt der Emerging Markets ist viel kom- plexer. Was haben Sie für einen Background? Jean-Jacques Durand: Ich habe Ingenieurwis- senschaften studiert und dann eine Vertie- fung in Finanzwissenschaften gemacht. Und meine langjährige Erfahrung im Trading hat mir gezeigt, dass die Flows und der Auf- und Abbau von Positionierungen der Markt- teilnehmer sehr wichtig sind. Als ich den Fonds 2011 übernommen habe, hatte er ein Volumen von lediglich 30 Millionen Euro. Die von mir eingeführte Strategie hat dann A L L E F OTO S : © PAT R I C K S OR DO I L L E T | E DMOND D E ROT H S CH I L D » DIE GRÖSSTE GEFAHR IST CHINA « Bei Emerging-Markets-Anleihen sind Investoren traditionell zwischen attraktiven Kupons und besorgnis- erregenden Nachrichten über politische Risiken hin- und hergerissen. Und an dieser volatilitätsträchtigen Situation wird sich kurzfristig wenig ändern. Darüber, wie sich Schwellenländeranleihen derzeit aus Anlegersicht präsentieren, sprach Institutional Money mit Jean-Jacques Durand von Edmond de Rothschild. 200 N o. 2/2019 | www.institutional-money.com PRODUK T E & S T RA T EG I EN : J EAN- JACQUES DURAND | EDMOND DE ROTHSCHI LD

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