Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

E hrlich gesagt, habe ich vor allem Glück.“ Es ist selten, dass man eine derartige Antwort hört, nachdem man sein Gegenüber nach der Ursache seines Erfolgs gefragt hat. Im konkreten Fall geht es um den in der Nähe von Los Angeles ansässigen bekennen- den Quant Meb Faber, der nicht nur Firmen- gründer, Trader und CEO, sondern in gewis- ser Weise auch Bestsellerautor ist. 221.641- mal wurde seine Arbeit „A Quantitative Approach to Tactical Asset Management“ von der Wissensdatenbank SSRN herunter- geladen. Es ist somit das meistkonsumierte Paper seit Bestehen der Site – wir reden hier immerhin von einem Vierteljahrhundert. Man darf also die Frage stellen, was die Stu- die so erfolgreich gemacht hat: War es der lockere Stil? War es die grafische Aufberei- tung? War es der Titel? Und dann kommt eben diese Antwort: „Vor allem Glück.“ Natürlich ist das ein wenig tiefgestapelt. Denn was das Interesse an dem Paper Jahre nach seinem Erscheinen anfachte, war der Umstand, dass es bereits 2006 eine Anleitung zur Vermeidung der Auswirkungen von 2008 beinhaltete. „Hätte man das gelesen und beherzigt, hätte man sich 2008 eine Menge Geld und Nerven gespart“, erklärt Faber von seinem Büro im sonnigen El Segundo, einem Vorort von Los Angeles, aus. Die Räumlich- keiten stellen die Schaltzentrale der auf quan- titative Modelle spezialisierten Fondsbou- tique Cambria Investments dar. Dass in dem Unternehmen zwar regelbasiert agiert wird, ansonsten aber wenig von einem allzu engen Regelkorsett gehalten wird, deutet bereits der Firmenname an. „Cambria“ ist die antiquier- te Bezeichnung von „Wales“ – einer Welten- gegend, die jahrhundertelang als Freibeuter- brutstätte galt. Gegen den Strom Vielleicht hat man das Papier bei seinem Erscheinen auch nicht ernst genug genom- men, weil es formal dem akademischen Mainstream widerspricht: Es ist nämlich leicht zu lesen. Hat man eine Affinität zur Materie, ist es sogar unterhaltsam. Wurde er deswegen kritisiert? „Na ja, teils, teils“, er- klärt Faber. „Die einen fanden es toll, aber Sie haben schon recht, es gab auch Leute, die den Stil nicht so großartig gefunden haben.“ Eine informelle Note zieht sich bei Faber nicht nur durch seinen akademischen Stil. Anders als so mancher Kollege in New York verzichtet er gern auf die Krawatte, sein Gür- Mebane Faber hat die Finanzkrise von 2008 zwar nicht vorhergesagt, aber bereits 2006 eine Anleitung zur Vermeidung ihrer Auswirkungen verfasst. Der ETF-Fan hebt sich mit dem Lebens- und Arbeitsmittel- punkt L.A. nicht nur geografisch, sondern auch professionell vom herkömmlichen Asset Management ab. FOTO : © DAWN BOWE RY P HOTOGR A P HY Kalifornisches Quant-Feeling Mebane Faber frei assoziierend zu … … Emotionen: „Einer der wichtigsten und gefährlichsten Treiber im Investmentbereich.“ … Isaac Newton: „Paradebeispiel, dass Genialität nicht unbedingt Talent beim Investieren bedeutet.“ … Bitcoin: „Bin ich hoffnungsfroh. Juble aber lieber von der Seitenlinie aus zu.“ … aktivem Management: „Tolle Sache, aber meistens zu teuer.“ … künstlicher Intelligenz: „TBD. To be determined. Man wird sehen.“ … Crash: „Wir kommen. Die Frage ist, wann. Kann 2020 sein. Kann 2030 sein.“ … Hebel: „Sehr gefährlich und meistens gar nicht notwendig.“ … Wall Street: „Eine der großartigsten Reichtums- maschinen – und ein gefährlicher Platz.“ … Notenbanken: „Ich finde, dass die Fed gut gearbei- tet hat. Aber da bin ich anscheinend der Einzige.“ … Blackrock oder Vanguard? „Vanguard! Wir nützen rund ein Dutzend Produkte von ihnen.“ » Man hätte sich 2008 eine Menge Geld und Nerven sparen können. « Mebane Faber, Co-Gründer, CEO und CIO von Cambria Investment, Autor & Podcaster 188 N o. 2/2019 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : POR T RÄ T MEBANE FABE R

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