Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

I n gewisser Weise könnten Krypto- währungen den Heiligen Gral für institutionelle Investoren darstellen – nämlich insofern, als sie keine Korrelation zu herkömmlichen Assetklassen wie Aktien, Anleihen oder Rohstoffe auf- weisen. Das Problem: Die Assetklasse ist noch vollkommen ungezähmt. Niemand scheint wirklich zu wissen, wie sie funktio- niert, ob sie überhaupt einen Wert hat, als Transaktionsmittel und Aufbewahrungsmit- tel taugt oder einfach nur ein Spekulations- objekt ist. Dieser Zustand scheint sich aber Schritt für Schritt zu ändern. Denn auf allen relevanten Ebenen – Regulatorik, Wissen- schaft, aber auch Markt – hat es in den ver- gangenen Wochen und Monaten ernst zu nehmende Bändigungsversuche der Bestie Kryptowährung gegeben. Fundamentale Fragestellung So haben etwa Siddhart Bhambhwani, Stafanos Delikouras und George Korniotis, allesamt von der University of Miami, die Ende Februar erschienene Arbeit „Do Fun- damentals Drive Cryptocurrency Prices“ verfasst. Die Frage, der in diesem Projekt nachgegangen wurde, spiegelt sich im Titel ziemlich klar wider: Gibt es Fundamental- daten, auf deren Basis sich ein fairer Wert für Kryptowährungen messen lässt? Wäre das der Fall, müsste man beispielsweise die Frage klären können, wann der Bitcoin- Kurs fundamental gerechtfertigter war: Ende 2017, als der Kurs Richtung 20.000 US-Dollar kletterte, oder sechs Monate spä- ter, als die Kryptowährung bei etwas über 3.000 US-Dollar aufschlug und mehr als zwei Drittel ihres Wertes verloren hatte. Gäbe es zu Bitcoin Fundamentaldaten, könnte man außerdem klären, ob man diese Daten auch als Grundlage für ein Progno- setool verwenden oder nur zur rückblicken- den Analyse nutzen kann. Dazu muss man aber zuerst herausfinden, welcher Assetklas- se Kryptowährungen am nächsten kommen: Bezugnehmend auf die vorhandene Litera- tur stellen die Autoren in diesem Zusam- menhang fest, dass bereits die Bezeichnung „Kryptowährung“ irreführend ist, da sie die drei Hauptanforderungen an eine Fiat-Wäh- rung – Tauschmedium, Verrechnungseinheit und Aufbewahrungsmittel – nicht ausrei- chend erfüllt. Die Autoren schließen sich der Ansicht an, dass Bitcoin und Co. spe- kulativ sind und am ehesten an die Asset- klasse Aktien erinnern. Sie nehmen aber eine interessante Verfeinerung vor. So er- klärt Co-Autor Bhambhwani: „Es gibt eine hohe Bewertungsunsicherheit, weil es sich um eine neue Assetklasse handelt, die eine neue Technologie einsetzt – nämlich die Blockchain. Das erinnert an die Bewer- tungsprobleme, die rund um die Jahrtau- Aufgewendete Rechenleistung vs. Kurs der beiden wichtigsten Kryptowährungen Die Rechenleistung der Bitcoin-Blockchain nimmt stetig zu, während Ethereum stärkeren Schwankungen unterliegt. Ist die Rechenleistung tatsächlich ein zuverlässiges Fundamentaldatum, so ist der Crash von Bitcoin Ende 2017 plötzlich nicht mehr nur mit dem Platzen einer Spekulationsblase zu erklären, sondern im Rückblick fundamental gerechtfertigt und war sogar eine übertriebene Gegenreaktion. Quelle: Studie Kryptowährungen korrelieren nicht mit traditionellen Assetklassen. Wären sie nicht ganz so volatil, gäben sie hervorragende Diversifikationsinstrumente ab. Von verschiedenen Seiten gibt es deshalb Initiativen, die „Kryptos“ berechenbarer zu machen. -2 -1 0 1 2 Ethereum Price Computing Power Punkte skaliert 2018 2017 2016 2015 -2 -1 0 1 2 Bitcoin Price Computing Power Punkte skaliert 2018 2017 2016 2015 FOTO : © F R ANCE SCO A B R I GNAN I | S TOCK . ADOB E . COM » Es gibt eine hohe Bewertungsunsicherheit, weil es sich um eine neue Assetklasse handelt, die eine neue Technologie einsetzt. « Siddhart Bhambhwani, University of Miami Versuche einer Bändigung 184 N o. 2/2019 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : KR Y P TOWÄHRUNGEN

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