Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

nen“, so Hegde. Da es sich bei Handelsfinanzierungen um ei- ne bilaterale Darlehensform handelt, ist der Markt weniger standardisiert und transparent als im Bereich gelisteter Wert- papiere. „Sie müssen die Co- venants beziehungsweise die bilateralen rechtlichen Verein- barungen sehr genau lesen und verstehen, wenn Sie hier selbst unterwegs sein wollen“, meint Hegde. Credit Suisse bietet mit dem Credit Suisse (Lux) Supply Chain Finance Fund einen entsprechend speziali- sierten Fonds an, der im April 2017 aufgelegt wurde. Die Informationsbeschaffung im Bereich Trade Receivables ist nicht leicht. Gute aggregier- te Daten bietet hier die Interna- tionale Handelskammer (Inter- national Chamber of Commer- ce, ICC). Nach ICC-Daten lag im Jahr 2017 die volumensge- wichtete Ausfallsrate bei 0,22 Prozent, und der Verlust bei Ausfall bei 34 Prozent. Somit beträgt der erwartete Verlust le- diglich 0,07 Prozent. NN Investment Partners ist im längerfris- tigen Exportfinanzierungsgeschäft seit rund zehn Jahren tätig und hat vor einiger Zeit begonnen, sich auch die Möglichkeiten im kurzfristigen Trade-Finance-Bereich anzu- sehen. „Bisher waren wir überwiegend im Bereich der staatsgarantierten Exportfinan- zierung und in der besicherten kurzfristigen Finanzierung tätig. Hier sind die Risiken niedrig, und die Renditen liegen bei 0,5 bis zwei Prozent. Wir wollen uns jetzt aber auch in den Bereich der nicht garantierten Trade-Finanzierung begeben, vor allem be- sicherte Post-Export-Transaktionen, wo die Laufzeiten mit bis zu einigen Monaten län- ger sind, da man auch die Zeit während des Transports der Ware finanziert“, erklärt Hegde. „Je nachdem, wie riskant die beiden Handelspartner und die betroffenen Länder eingeschätzt werden, kommt man hier auf eine Rendite von bis zu fünf Prozent.“ Es geht aber sowohl vom Risiko als auch von der Rendite noch höher, insbesondere wenn auch Teile der Rohstoffförderung bezie- hungsweise der Produktion finanziert wer- den. „In dem Fall wollen Sie als Investor die Beziehung zwischen Produzent und Käufer kennen und wissen, wie erfolgreich der Produzent in der Vergangenheit bei der Produktion des jeweiligen Gutes war“, er- klärt Hegde. Da der Großteil des Welthandels in US- Dollar läuft, sind auch Trade Receivables überwiegend in US-Dollar denominiert. Während der kurzen Laufzeit des Darlehens sind sie nicht handelbar. Einsatzmöglichkeiten Manche Investoren, wie etwa Kessler, setzten Trade Receivables zur Diversifika- tion als Portfoliobestandteil ein, einfach weil ein interessanter Kupon draufsteht. „Versichert erhalten wir hier einen Kupon zwischen 1,7 und zwei Prozent, unversi- chert sind es sogar zwischen 4,7 und fünf Prozent“, erklärt Kessler. Diesen Zins nimmt Kessler gern mit, und die deutlich längere Duration, die er in seinen Versiche- rungs- und Pensionskassenportfolios benö- tigt, stellt er über Swaps dar. Unter Solven- cy-II-Aspekten sind Trade Receivables auf- grund der extrem kurzen Laufzeiten sehr eigenmittelschonend. Andere Investoren setzen diese Vehikel ein, um Gelder, die in einer illiquiden Asset- klasse bleiben sollen, lukrativ zwischenzu- parken. „Wir erhielten kürzlich eine Anfrage eines großen Investors, der Rückflüsse aus Private Equity und Immobilieninvestments erwartete. Er wollte zwar grundsätzlich seine Positionierung in illiquiden Assetklassen bei- behalten, aber bis das jeweilige Anschluss- investment getätigt werden konnte, wollte er die Gelder zwischenparken und sprach uns auf Trade Receivables an“, erzählt Thomas Wendt aus seiner Vertriebspraxis. Er ist Senior Sales Director Institutionals bei NN Investment Partners. Managementintensiv Um angemessen in Trade Receivables investieren zu können, sollten Investoren in der Lage sein, Credit-Risiken einzuschät- zen. Dabei geht es in erster Linie um die Bonitätsbeurteilung der beiden Handelspart- ner – welchen Track Record hat der Pro- Bis ein Rohstoff oder ein sonstiges Handelsgut verschifft und ausgeliefert wird und der Käufer die Rechnung bezahlt hat, vergehen oft bis zu 180 Tage. Dieser Part wird durch Trade Finance finanziert. N o. 2/2019 | www.institutional-money.com 181 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : HANDE L S F I NANZ I E RUNG

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