Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

V or einigen Jahren kam ein sauber recherchierter Bericht über ETFs nicht ohne den Hinweis darauf aus, dass der kluge Investor physisch replizierende Pro- dukte synthetisch replizierenden vorziehen sollte. Zu frisch war da die Erinnerung an den Ausfall von Lehman Brothers, als dass man sich den Swaps der Investmentbanken bedenkenlos anvertraut hätte. Inzwischen dürften diese Ängste weitgehend abge- flaut sein, denn Warnungen vor Swap- ETFs liest man seltener. Viel wichtiger ist aber eine andere Entwicklung: Ausge- rechnet Anbieter von Swap-ETFs haben neue Wege und Möglichkeiten gefunden, das Ertragspotenzial ihrer Produkte so zu steigern, dass damit im Idealfall mehr verdient wird als mit den Indizes, die sie abbilden. „Das Management eines ETFs ist der Erfolgsschlüssel zu mehr Perfor- mance. Überrenditen passiver Fonds sind möglich“, erklärte Christoph Mellor, Head of Product Management Equity & Commo- dities, Invesco, im Rahmen eines ETF- Workshops für professionelle Marktteilneh- mer kryptisch. Was soll man sich unter „Management eines ETFs“ vorstellen? Erst die nähere Be- schäftigung mit dem Thema macht klar, worum es geht. Nach Einschätzung von Ferdinand Haas, bei DWS Head of Product EMEA & APAC, wurde das Thema „Swap-Renditeverbes- serung“ von Investoren bisher viel- fach übersehen. Swaps wurden, das ist auch Haas’ Eindruck, lange Zeit dämonisiert, und nachdem diese Ängste nun in den Hintergrund rücken, wird hier möglicherweise ein ganz neues Kapitel aufgeschla- gen. Haas: „Wir sehen, dass das Thema in letzter Zeit plötzlich hoch- gradig relevant wird, und zwar so- wohl in Bezug auf die existierenden ETFs als auch bei Mandaten.“ Was die angesprochene mögliche Outper- formance passiver Produkte wirklich be- merkenswert macht, ist die Tatsache, dass sie nicht durch das Eingehen zusätzlicher Risiken erkauft wird. Wenn Mellor von „Management“ spricht, meint er eine Reihe von Optimierungen, die in Summe bewir- ken, dass man die Benchmark schlagen kann. Aus Anbietersicht ist dabei wichtig, dass dennoch Verwaltungskosten verrechnet werden können. Damit das allerdings funk- tioniert, muss an bis zu vier unterschiedli- chen Stellschrauben gedreht werden. Zual- lererst müssen natürlich die Kosten, die dem ETF-Vermögen verrechnet werden, niedrig sein, um nicht schon vom Start weg ins Hintertreffen zu geraten. Weiters benö- tigt man ETF-Portfolio-Manager, die die Benchmark mit möglichst wenig Kosten verursachenden Wertpapiertransaktionen ab- bilden. Darüber hinaus spielt die Wertpa- pierleihe eine zentrale Rolle, weil damit vor allem in illiquiden Märkten interessante Zusatzerträge für das Fondsvermögen er- wirtschaftet werden können. Der wohl wichtigste Faktor besteht aber darin, Quel- lensteuern zu vermeiden. Hier kommt ETFs ein Umstand entgegen, der wahrscheinlich nicht allen Marktteilnehmern bekannt ist. Wenn man im Bloomberg-Terminal einen ETF mit einer Benchmark vergleicht, wählt das System automatisch die Indexvariante „Net Total Return“. Diese berücksichtigt die Indexperformance inklusive Dividenden- ausschüttungen abzüglich Steuern. Auf die- se Weise soll ein sinnvoller Vergleich er- möglicht werden. Wenn Fonds Dividenden erhalten und Steuern bezahlen, muss man diese logischerweise auch für den Index unterstellen, daher gehen In- dexrechner von einer Quellensteuer- belastung von 30 Prozent aus. ETF-Anbieter versuchen nun im- mer häufiger, die auf Dividendenzahlun- gen erhobene Quel- lensteuer durch Ausnutzung günstig ausgestalteter Doppelbesteuerungs- abkommen (DBA) zu reduzieren beziehungsweise diese Steuern auf- grund von DBAs vom Finanzamt zu- rückzuholen. Besonders gut geht dies im Fall „USA/Irland“. Das zwi- schenstaatliche Doppelbesteuerungs- Manche ETFs fassen ein Ziel ins Auge, das ihnen – eigentlich – prinzipiell verwehrt ist: Sie wollen ihre Benchmark outperformen. Um das zu schaffen, nutzen die Anbieter eine umfangreiche Klaviatur möglicher Optimierungsmaßnahmen. Ironie am Rande: Bei Swap-ETFs funktioniert dies tendenziell besser. FOTO : © I NV E SCO, ME R K L I CH T. DE | S TOCK . ADOB E . COM » Das Management eines ETFs ist der Erfolgsschlüssel für mehr Performance. « Dr. Christoph Mellor, Head of Product Management Equity & Commodities, Invesco Unmögliche Erträge Investoren und ETFs Was Anlegern bei Indexfonds wichtig ist Investoren können entweder physisch oder synthetisch replizierte ETFs kau- fen. Laut einer Onlineumfrage von Institutional Money bevorzugen Institutio- nelle derzeit ETFs, die die im Index enthaltenen Wertpapiere auch direkt im Fonds halten. Abgesehen von der Frage der Indexreplikation sind Investoren aber auch andere Kriterien wichtig. Quelle: Institutional Money Online physisch | 50 % Bei ETFs bevorzuge ich die Replikationsmethode synthetisch (Swaps) | 21,4 % Mir sind andere Kriterien wichtiger | 28,6 % 176 N o. 2/2019 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : E T F S

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