Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

An dieser Stelle könnte man polemisieren und fragen: Ist nicht auch ein Volkswagen kosteneffizienter als ein Porsche? Trotzdem bestehen beide nebeneinander. Ähnlich verhält es sich mit diskretionären und algo- rithmusgetriebenen Ansätzen zum Einfan- gen alternativer Risikoprämien. Dass sich gut gemachtes diskretionäres Risikoprämienmanagement keineswegs zu verstecken braucht, gerade auf der Lang- strecke seine Diversifikationseigenschaften bestens ausspielen und dabei noch mit aus- kömmlichen Renditen aufwarten kann, zeigt die auf der vorigen Seite abgebildete Grafik „Diskretionär voran“ : Verglichen wird der TAO-Alternatives-Ansatz mit Aktien-, Ren- ten- und Hedgefondsindizes. TAO am nächsten kommt über fast zwölf Jahre noch der Eurekahedge Multi-Factor Risk Premia Index, der 2018 ein „Annus horribilis“ mit einem Minus von 10,19 Prozent durchzuste- hen hatte. TAO schlug sich da mit einem Minus von vier bis fünf Prozent wesentlich besser. DR. KURT BECKER Alternative-Risikoprämien-(ARP)-Fonds im Überblick Das globale Bild zeigt Licht und Schatten in einer schnell wachsenden Branche. I n der „MJ Hudson Allenbridge Alterna- tive Risk Premia Fund Review 2019“ schätzen Experten, dass zwischen 150 und 200 Milliarden US-Dollar in globalen alternativen Risikoprämienfonds geparkt sind. Nicht enthalten sind hierin Strategie- angebote von Investmentbanken, sodass wohl noch deutlich mehr Assets in alterna- tiven Risikoprämien-(ARP)-Lösungen inves- tiert sind. MJ Hudsons Untersuchungen basieren auf einer Umfrage, die sich an 25 Asset Manager richtete, die mit einem verwalteten Vermögen von 120 Milliarden US-Dollar für die Mehrheit der in ARP verwalteten Strategien stehen. Trotz der performancemäßigen Her- ausforderung im letzten Jahr – man den- ke nur an den Vola-Spike Anfang Fe- bruar 2018 und an die schrecklichen letzten Wochen des vergangenen Jahres – konnten 46 Prozent der Antwortenden ein Wachstum der verwalteten Vermögen von mehr als 20 Prozent melden. Dabei wuchsen größere Manager schneller als kleinere. Das durchschnitt- liche Niveau der Managementgebühren blieb mit 82 Basispunkten gegenüber der letzten Umfrage von MJ Hudson von 2017 stabil. Pensionsfonds stellen nach wie vor die wichtigste Investorengruppe für ARP- Manager dar, wobei der Anteil der Asset Manager unter den Klienten zunimmt. Hedgefondsallokationen bilden die wich- tigsten Zuflüsse, während die Befragten geringere Zuflüsse von risikoaverseren Investoren erwarten als 2017. Maue Performance 2018 als Hemmnis Die 2018 beobachtete Performance von ARP-Fonds stellt das größte Hindernis für weitere Investments dar. Auch wird die Industrie angesichts einer großen Zahl ähnlicher Strategien als unübersichtlich eingestuft. Allerdings haben sich die Be- denken bezüglich „Crowded Trades“ ge- genüber 2017 etwas abgeschwächt. Der durchschnittliche ARP-Fonds verlor gegen- über Cash 2018 7,5 Prozent, wobei die Volatilität bei 6,1 Prozent lag. Die Spreizung der Renditen erwies sich dabei als groß, lagen diese doch zwischen minus 13,6 Prozent und einem Plus von 3,4 Prozent. Mehr als 75 Prozent der Per- formance der ARP-Branche können auf- grund von sechs einzelnen Strategien er- klärt werden. Dies sind drei Aktienfakto- ren, eine Short-Aktienvolatilität-Strategie, FX Carry und Multi-Asset Trendfolge. Ein- zelne Fonds weisen große Schwankungen bezüglich ihrer Sensitivität zu diesen Haupt- strategien auf und erzielten 2018 annua- lisierte Alphas in einer Bandbreite von mi- nus 11,5 Prozent bis plus 2,8 Prozent. Analyse der Performancetreiber der ARP-Fonds Laut Odi Lahav, CEO von MJ Hudson Allenbridge, verfolgt sein Haus den Fak- tor-Investing-Markt seit 2014. Ziel sei es, institutionellen Klienten wie Pensionsfonds, Versicherern, Staatsfonds und anderen Gruppen marktführendes Research und Beratungslösungen anzubieten. Antti Suhonen, einer der Autoren der vorliegen- den Studie und Direktor bei MJ Hudson Allenbridge, meint, dass der Review 2019 ein umfassendes Update des ARP-Marktes darstellt und Entwicklungen der Asset-Ma- nagement-Industrie sowie den Risikoappe- tit der Investoren und die Natur der Zu- und Abflüsse beinhaltet. Dazu gehöre auch die Analyse der Per- formancetreiber der ARP-Fonds. Diese gründe sich auf Vergleiche mit selbst ent- wickelten Indizes, die wiederum auf Basis der Alternative-Beta-Strategien von Invest- mentbanken entwickelt wurden. Grundsätzlich schätzten Investoren dem- nach den Wert von ARP-Fonds als Baustein der Portfoliodiversifikation, aber auch de- ren Liquidität und Transparenz. Trotz der schwierigen Zeiten im letzten Jahr konnte fast die Hälfte der Befragten einen Zu- wachs an Assets vermelden. Auch vergrö- ßert sich die Vielfältigkeit, da sich die Grenzen zwischen Alpha und Alternative Beta verschieben. Angesichts der steigen- den Komplexität und der beschränkten Verfügbarkeit von Live-Track-Records ist der Rat eines Experten vor der Implemen- tierung von ARP-Strategien in institutionel- len Portfolios wohl geboten. Obwohl das Versprechen von Diversifikation verlockend ist, sei es nicht leicht, die für einen spezi- fischen Investor geeigneten Strategien be- ziehungsweise Anbieter herauszufiltern, sagt Odi Lahav. » Unsere Analyse der Performance- treiber der ARP-Fonds basiert auf selbst entwickelten Indizes. « Odi Lahav, CEO von MJ Hudson Allenbridge in London FOTO : © MJ HUD SON 160 N o. 2/2019 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : R I S I KOPRÄMI EN

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