Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

schon in unserer langfristig orien- tierten Philosophie eine gehörige Portion Nachhaltigkeit, was zudem auch in unserem Angebot an Pro- dukten und Lösungen, auf die wir uns konzentrieren, zum Ausdruck kommt. Inwiefern? Hengster: Ein Investor, der ange- sichts einer anhaltenden Niedrig- zinswelt, in der er mit traditionel- len Investments nicht mehr die für seinen Zweck notwendigen Ren- diten erzielen kann, steht vor der Herausforderung, nach Alternati- ven Ausschau zu halten. Deshalb konzentrieren wir uns auf Bereiche wie Real Assets, Infrastruktur und Liquid Alternatives unter besonde- rer Berücksichtigung des Aspekts Nachhaltigkeit. Denn wir sehen uns bewusst in einer gewissen Ver- antwortung – allein schon weil wir aus eigener Erfahrung wissen, dass von Geld eine oft unterschätzte enorme Kraft ausgeht. In der Fi- nanzbranche und im Asset Ma- nagement werden Milliarden von Euro bewegt. Dessen sollte man sich immer bewusst sein bei der Entscheidung, welche Geschäfts- modelle man unterstützt und wel- che eben nicht. Aber solche Ent- scheidungen sollten in der Hand des jewei- ligen Investors liegen. Deshalb sehe ich die ESG-Pläne der Brüsseler EU-Behörden mit großer Skepsis, die schon jetzt unter einem enorm gestiegenen Regulierungsaufwand ächzende Finanzbranche durch zusätzliche Vorgaben in Bezug auf nachhaltige Invest- ments zusätzlich zu belasten. Poestges: Ich plädiere auch für einen prag- matischen Weg. Natürlich sollte sich ein institutioneller Investor darüber im Klaren sein, dass seine investierten Gelder einen bestimmten Impact beziehungsweise eine Lenkungs- und Leitungsfunktion haben. Gerade deshalb sollten die Prozesse, die zu entsprechenden Entscheidungen führen, klar definiert und nachvollziehbar sein. Nur kön- nen die verfolgten Ziele solcher Investments natürlich je nach Trägerunternehmen, je nach Verpflichtungsseite durchaus sehr unterschiedlich sein. Für eine Versicherung sind andere Kriterien entscheidend als für eine Pensionskasse oder eine kirchliche Institution. Einerseits kann ich durchaus verstehen, dass man händeringend nach einer Lösung sucht, um allgemein gültige Parameter vorzugeben. Ich glaube nur, dass es sehr schwer sein wird, solche Vorgaben so zu definieren, dass sie für alle Marktteil- nehmer ohne Weiteres passen werden. Das wird einer Mammutaufgabe gleichkommen. Deshalb sollte der Weg zu einer Lösung als Prozess verstanden werden, den jedes Unternehmen für sich selbst unternimmt, indem es die für seinen Bereich relevanten Risiken identifiziert beziehungsweise defi- niert. Dafür brauche ich aber keine euro- päische Behörde. Herr Köberlein hat eben gesagt, dass heute keine Anlageausschusssitzung mehr stattfin- det, ohne dass über das Thema Nachhal- tigkeit gesprochen wird. Mir stellt sich die Frage, ob wir heute an diesem Punkt wären, wenn es nicht diesen inzwischen starken Druck von politischer Sei- te gegeben hätte. Reichmuth: Hier muss man meiner Ansicht nach zwei Aspekte unter- scheiden, die Angebotsseite und die Anlegerseite. Hätte es den Druck seitens der deutschen Re- gierung und später der ganzen EU und im Rahmen des Pariser Ab- kommens der ganzen Welt nicht gegeben, dann hätte es diesen enormen Anstieg des Sektors er- neuerbare Energien tatsächlich nicht gegeben. Auf Investorenseite sehe ich das etwas differenzierter. In Holland war der politische Druck relativ groß, was dazu ge- führt hat, dass die großen Pen- sionskassen früh in das ESG-The- ma eingestiegen sind und sich heu- te auch in Bezug auf ihre Renditen sichtbar wohl damit fühlen. Die Unternehmen investieren immer noch renditegetrieben, sehen aber Nachhaltigkeit und Rendite sozu- sagen im Einklang und überer- füllen sogar die staatlichen Vorga- ben, auch was das Reporting be- trifft. In einem Markt wie Schwe- den war das vollkommen anders. Hier gab es eigentlich keinen Druck von der dortigen Regierung, dennoch nehmen schwedische In- vestoren das Thema Nachhaltig- keit durchaus sehr ernst. In Deutschland haben wir einzelne Investoren, die ESG- Faktoren sehr früh als wichtige Parameter der eigenen Due Diligence erkannt haben. Inzwischen ist das zu einem regelrechten Trend geworden, den es so vor einem Jahr noch nicht gegeben hat. Es ist auf Investo- renseite also nicht so, dass Kapital nur auf politischen Druck bereitgestellt wird – viel- mehr investieren heute vielen Investoren nachhaltig, weil sich auch sehr gute Rendi- ten mit nachhaltigen Infrastrukturanlagen generieren lassen. Köberlein: Allerdings muss man ja davon ausgehen, dass eine Lenkung in Bezug auf die Ausrichtung der Kapitalanlage, ganz gleich wie und von wem sie politisch mo- tiviert ist, durchaus nicht immer auf das gleiche Verständnis auf nationaler, euro- päischer und internationaler Ebene stößt. Beim Thema Atomstrom herrscht bekann- termaßen ein unterschiedliches Verständnis, » Ich glaube, dass wir schneller sind in Bezug auf das Erreichen etwa von Klimazielen, als wir es ursprünglich gewesen wären. « Manfred Köberlein, Ampega Investment A L L E F OTO S : © COR N E L I S GO L L H A R D T 146 N o. 2/2019 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : ROUNDTABL E | NACHHALT IGKE I T

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