Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

nen Standardindex erzielbar war als ohne. Das ist insofern erfreu- lich, als wir meiner Ansicht nach nicht weiter mit diesem Zielkon- flikt arbeiten können in Bezug auf entweder ESG oder Rendite. In der aktuellen Kapitalmarktlage kommt es auf jeden Basispunkt an. Es sollte deshalb so sein, dass man damit mehr Rendite erzielen kann. Das ist sozusagen unser kleiner Beitrag an dieser Stelle. Wobei sich Ihre Arbeit zunächst einmal auf den Aktienbereich konzentriert hat. Für die meisten institutionellen Investoren wären natürlich gerade auch vergleich- bare Ergebnisse für den Rentenbe- reich interessant. Hesse: Auch damit können wir in- zwischen dienen. Denn wir haben das gleiche Prinzip auf den Be- reich Corporate Bonds angewen- det. Und die Ergebnisse zeigen auch da eine klar erkennbare Out- performance bei Übergewichtung besonders nachhaltig agierender Unternehmen und Untergewich- tung von Unternehmen, auf die das nicht zutrifft. Das sind annua- lisiert zwischen fünf und zehn Basispunkte – ein Effekt, den wir nicht so stark erwartet hätten. Das ist aus meiner Sicht insofern interessant, als der Bereich Fixed Income natürlich eine deutlich größere Rolle und ein deutlich hö- heres Volumen gerade im institutionellen Bereich hat. Das müsste doch für ein Haus wie die Am- pega interessant sein, Herr Köberlein? Manfred Köberlein: Im Prinzip schon, denn wir haben ja nicht nur als Ampega Invest- ment Berührungspunkte mit dem Thema Nachhaltigkeit, sondern auch als Asset- Management-Tochter des Talanx-Versiche- rungskonzerns. Als Kapitalverwaltungs- gesellschaft ist für uns das institutionelle Geschäft in mehrfacher Hinsicht von beson- derer Bedeutung, sei es über Management- mandate für institutionelle Anleger, sei es, dass wir Portfolios oder Spezialfonds für institutionelle Kunden administrieren. Aus dieser Erfahrung heraus kann ich berichten, dass es inzwischen keinen Anlageausschuss eines institutionellen Investors mehr gibt, in dem das Thema Nachhaltigkeit nicht expli- zit, um nicht zu sagen intensiv diskutiert wird. Parallel dazu haben wir zudem Publi- kumsfonds – sowohl eigengemanagte wie auch sogenannte Labelfonds –, die wir ver- walten. Und auch da ist es so, dass Nach- haltigkeit zunehmend an Bedeutung ge- winnt. Was bedeutet das konkret? Köberlein: Wir haben aufgrund eines beson- deren, vielleicht auch glücklichen Umstands einen Nachhaltigkeitsfonds unter Verwal- tung, der bereits 1995 für das Missionswerk des Franziskaner-Ordens aufgelegt wurde. Bei diesem Fonds gab es vor über zehn Jahren eine Art Relaunch, bei dem das Investmentkonzept unter anderem durch die Kooperation mit Ökom Research als Part- ner noch einmal etwas modifiziert und aktualisiert worden ist. Seitdem erzielen wir damit sehr zufriedenstellende Perfor- manceergebnisse, die es uns unter anderem ermöglicht haben, in Vertriebska- näle vorzustoßen, die uns sonst im Grunde verschlossen geblieben wären. Geben Sie uns ein Beispiel? Köberlein: Gerade Sparkassen grei- fen natürlich in der Regel auf das Angebot des Deka-Konzerns zu- rück. Für bestimmte Nischenpro- dukte, und als solches betrachten die meisten Sparkassen einen Fonds wie eben unseren Terrassisi Aktien immer noch, sind aber vie- le Institute durchaus offen. Aus meiner Sicht ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass nachhaltiges Investieren durchaus an Breite gewinnt. Wobei, auch das zeigen unsere Erfahrungen, das institutio- nelle Geschäft dem Privatkunden- geschäft in diesem Bereich ein gu- tes Stück zeitlich voraus ist. Nach meiner Einschätzung beträgt der Vorsprung der Großanleger in die- ser Hinsicht zwischen drei und fünf Jahre. Ist das eine Einschätzung, die Sie bestätigen können, Herr Dr. Hengster? Als Consultant oder Placement Agent müssten Sie doch einen durchaus breiteren Blick auf die Branche haben. Rupert Hengster: Im Grunde schon. Mit der Bezeichnung Placement Agent bin ich aller- dings nicht so glücklich. Denn wir wollen bewusst nicht einfach nur eine Art Türöff- ner sein. Wir haben unser eigenes Ziel des- halb unter der griffigen Formel „Investment Agents for Long Term Return“ formuliert. Darin steckt zum einen unser Fokus auf die Langfristigkeit, und zwar nicht nur der Kapitalanlage selbst, sondern auch im Hin- blick auf die Beziehung zwischen Investor und Asset Manager. Wie meinen Sie das? Hengster: Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass die Investorenseite durchaus daran interessiert ist, möglichst lange in bestimm- ten Themen oder Assetklassen investiert zu bleiben, solange das damit verbundene Leistungsversprechen eingehalten wird. Und genauso freuen sich die Asset Mana- ger, wenn sie einen Investor möglichst lang an sich binden können. Von daher steckt » Das Thema Nachhaltigkeit spielt für uns nicht erst seit Kurzem eine wesentliche Rolle. « Andreas Poestges, Barmer Pensionskasse A L L E F OTO S : © COR N E L I S GO L L H A R D T 144 N o. 2/2019 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : ROUNDTABL E | NACHHALT IGKE I T

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