Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

nig, wenn man an einem Montag- morgen um drei Uhr zwar eine sehr große Menge an Strom aus Windkraft zur Verfügung hat, die- ser aber zu dieser Zeit kaum ab- gerufen wird. Deshalb wird dezen- trale Energiespeicherung benötigt – dies ermöglicht es, die Energie- wende wirklich umzusetzen. Bei unserer Unternehmensgründung vor rund zehn Jahren war das The- ma noch nicht investierbar, da die Technologie noch nicht weit genug war, zumindest nicht für die Inves- tition institutioneller Gelder. Das ist heute anders, denn inzwischen bieten Unternehmen wie General Electric oder auch Panasonic gro- ße Speicherbatterien, für die sol- che Firmen inzwischen auf zehn und mehr Jahre angelegte Garan- tien aussprechen. Damit ist das Thema Energiespeicherung finan- zierbar und als Infrastrukturthema auch investierbar geworden. Ent- sprechend haben wir einen ersten Energiespeicherfonds aufgelegt, mit einem zugegeben relativ klei- nen Investitionsvolumen von 250 Millionen Euro, bei dem aber inzwischen schon gut die Hälfte allokiert ist. Aber was sagt uns das in Bezug auf meine Ausgangsfrage nach dem Zu- sammenhang zwischen nachhaltigem Inves- tieren und einer entsprechenden Rendite? Reichmuth: Dass es zum einen sinnvoll sein kann, die Rolle eines Wegbereiters für bestimmte Investments einzunehmen. Vor dem Hintergrund der ja auch uns immer wieder gestellten Frage nach der Rendite von nachhaltigen Investitionen lohnt es sich für Investoren, sich so ein wenig abseits des Mainstreams der erneuerbaren Energien nach attraktiven Investments umzuschauen, die auch in Zeiten extrem niedriger Zinsen noch attraktive Renditen generieren können. Wenn man früher als andere in neue Märkte investiert – wie eben zum Beispiel Energie- speicherung oder Energieeffizienzsanierun- gen – und so gewissermaßen ein wenig vor der Kurve agiert, dann sind gerade mit nachhaltigen Investitionen auch durchaus attraktive Renditen erzielbar. Der Markt für Energiewende-Investitionen wächst sehr schnell – entsprechend bieten sich hier mehr Opportunitäten als in klassischen Infrastruk- turthemen. Axel Hesse: Ich kann das nur bestätigen, zu- mal eine Gesellschaft wie die von Herrn Dr. Reichmuth gegründete Susi Partners ja durchaus auch schon entsprechende Ergeb- nisse vorzuweisen hat. Aber nicht nur für Themen wie Energieeffizienz oder Energie- speicherung gilt, dass nachhaltiges Investie- ren und eine auskömmliche Rendite durch- aus im Einklang stehen können und keines- wegs einen Widerspruch darstellen, wie das gern von interessierter Seite kritisiert wird. Ich beschäftige mich mit dem Thema Nach- haltigkeit insgesamt bereits seit rund 25 Jah- ren. Um dem Problem der immer noch weit verbreiteten Einzelbetrachtung in diesem Bereich zu entgehen und einen möglichst breit angelegten Standard zur Messung von Nachhaltigkeit zu erarbeiten, haben wir uns in den vergangenen 15 Jahren, unter ande- rem imAuftrag der Bundesregierung, damit auseinandergesetzt, wie eigentlich ein solcher Standard für Nachhal- tigkeitsindikatoren auszusehen hat. Dementsprechend haben wir für insgesamt 68 verschiedene Bran- chen drei für die jeweilige Bran- che spezifische Indikatoren defi- niert, die eben nicht nur wesentlich für deren Geschäftstätigkeit sind, sondern mit denen speziell auch die finanzielle Performance dieser Unternehmen abgebildet werden kann. Denn wie schon angespro- chen geht es auf Investorenseite ja letzten Endes auch immer darum, welche Finanzperformance ein bestimmtes Investment zu erzielen in der Lage ist. Wie muss man sich das genau vor- stellen? Ist das eine Datenbank? Hesse: Zunächst wurde der er- wähnte Standard definiert. Darin sind jeder der genannten 68 Bran- chen jeweils drei spezifische Nachhaltigkeitsindikatoren zuge- ordnet, die wir Sustainable Deve- lopment Key Performance Indica- tors nennen, abgekürzt SD-KPI. Auf Basis dieser Standards ist inzwischen eine Datenbank ent- standen, die Daten zu rund 5.000 Unternehmen weltweit enthält, denen jeweils die drei relevantes- ten Nachhaltigkeitsindikatoren für deren erwartete Geschäftsentwicklung zugeordnet sind. Und schließlich sind mithilfe dieser Datenbank eigene Indizes entstanden, denn machen wir uns nichts vor: Für die meisten institutionellen Investoren in der Welt spie- len entsprechende Standardindizes in der einen oder anderen Form eine zentrale Rol- le in der Erarbeitung ihrer Asset Allocation und beim Management ihrer Portfolios. In unserem Fall haben wir die gängigen Stoxx- Indizes als Basis genommen und entspre- chende Über- oder Untergewichtungen an- hand unserer SD-KPI Standards vorgenom- men. Mit welchem Ergebnis? Hesse: Mit dem Ergebnis, dass nach fünf Jahren, aber auch über längerfristige Zeit- räume von bis zu neun Jahren durch die entsprechende Über- oder Untergewichtung unserer genannten Nachhaltigkeitsindikato- ren eine höhere Rendite gegenüber dem rei- » Die ESG-Pläne der Brüsseler EU-Behörden sehe ich mit großer Skepsis. « Rupert Hengster, Dr. Hengster, Loesch & Kollegen A L L E F OTO S : © COR N E L I S GO L L H A R D T 142 N o. 2/2019 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : ROUNDTABL E | NACHHALT IGKE I T

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