Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

dentliche Kaufmann schon immer getan hat. Im Grunde ist nachhal- tiges Investieren zunächst einmal nichts anderes als abzuwägen, ob man ein bestimmtes Investment kauft oder eben aus bestimmten Gründen lieber darauf verzichtet. Ich nenne das implizite Nachhal- tigkeit, die im Übrigen mit dem gesunden Menschenverstand Hand in Hand gehen sollte. Es geht in der Praxis darum, bestimmte Risi- ken einer Kapitalanlage von vorn- herein für sich zu bewerten und dann ein Investment für geeignet oder eben weniger geeignet zu de- klarieren. Daher glaube ich nicht, dass man in einem freien oder li- beralen Kapitalmarkt viele Inves- toren finden wird, die absichtlich gegen ethische und moralische Grenzen verstoßen, wie zum Bei- spiel Kinderarbeit. Für diese Er- kenntnis braucht es aber keine be- sondere Legislative, um in dieser Hinsicht besondere Begrenzungen zu schaffen. Bedeutet das, dass Sie eine stär- kere Regulierung von nachhaltigen Investments im institutionellen Sektor ablehnen? Poestges: Es ist sicherlich hilfreich, dass die Europäische Kommission eine stärkere Mobilisierung der Finanzkraft insbesondere auf Seiten von Banken, Ver- sicherern und anderen Finanzinstituten spe- ziell in Bezug auf die CO 2 -sensiblen Be- reiche durch mehr Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage unterstützen möchte. Aber Nachhaltigkeit ist für uns ein sehr viel brei- ter angelegter Prozess, der im Wesentlichen auf allen drei Säulen fußt, die durch die inzwischen im Grunde jedem Marktteilneh- mer geläufige Abkürzung ESG charakteri- siert werden. Denn unter demAspekt Nach- haltigkeit darf es eben nicht nur um das Thema CO 2 -Reduzierung gehen. Dabei spielen auch Aspekte wie eine Equal-Pay- ment-Strategie über entsprechende Gover- nance-Richtlinien bis hin zum Umgang mit dem Thema Whistleblowing eine bedeuten- de Rolle. Dabei mag unser Verständnis in Bezug auf nachhaltiges Investieren viel- leicht noch nicht so ausgereift sein, wie die Regulierungsbehörde EIOPA das gern sehen möchte. Aber auch in dieser Beziehung gilt aus meiner Sicht, dass der Weg das Ziel ist. Auf diesem Weg sehe ich auch unser eige- nes Unternehmen. Denn auch für die Pen- sionskassen setzen wir uns jährlich strate- gische Ziele in Bezug auf den Nachhaltig- keitsfaktor. Das fängt bei der Reduzierung des Papierverbrauchs an und reicht von mehr E-Mobilität bei Dienstwagen von Führungskräften bis hin zu einer stärkeren Nutzung von Ökostrom und einer insgesamt höheren Energieeffizienz. Energieeffizienz ist das richtige Stichwort für Herrn Dr. Reich- muth, denn das war der Startpunkt Ihres Unternehmens, wenn ich es richtig beurteile. Tobias Reichmuth: Als wir unser Unternehmen gegründet haben, sind wir mit der klaren Mission gestartet, die Finanzierung der Energiewende zu unterstützen und voranzutreiben. Daher haben wir unsere Rolle schon immer als die eines Innovators oder eines Pio- niers betrachtet. Die ersten Fonds haben aber in erneuerbare Ener- gien investiert, der SUSI Energy Efficiency Fund kam erst als zwei- te Initiative. Mit Energieeffizienz bewirkt man je investierten Euro die größten CO 2 -Einsparungen – im Kontext der Energiewende er- gibt also gerade dieses Thema sehr viel Sinn. Deshalb haben wir be- reits in Energieeffizienzprojekte – wie etwa den Ersatz von alten Straßenlampen durch moderne LEDs – investiert, als das Thema erneuerbare Energien noch klar im Vordergrund stand. Das hatte den Vorteil, dass wir die Ersten waren, die sich intensiv mit Energieeffi- zienzsanierungen, der technischen Machbarkeit und vor allem der bilanzneutralen Finanzierung aus- einandergesetzt haben. Mit der vollständi- gen Investition des ersten Energieeffizienz- fonds haben wir unter Beweis gestellt, dass ein solches Geschäftsmodell sehr gut funk- tionieren kann. Inzwischen haben wir be- reits den zweiten Energieeffizienzfonds am Markt. Mittlerweile haben Sie sich aber auch dem Thema Energiespeicherung zugewandt? Reichmuth: Das war aus unserer Sicht gewis- sermaßen der nächste logische Schritt. Denn es leuchtet ja nun einmal jedem ein, dass zwar inzwischen sehr viel an erneuerbarer Energie produziert wird, dass diese aber eben nicht immer dann den Strom liefert, wenn dieser gebraucht wird. Es bringt we- » Nachhaltiges Investieren und eine auskömmliche Rendite können durchaus im Einklang stehen und stellen keineswegs einen Widerspruch dar. « Axel Hesse, SD-M GmbH ER ODER MONSTER? « N o. 2/2019 | www.institutional-money.com 141 THEOR I E & PRA X I S : ROUNDTABL E | NACHHALT IGKE I T

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