Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

N o. 2/2018 | www.institutional-money.com 133 T H E O R I E & P R A X I S : Z ENT RA L BANKPOL I T I K rung erst dann wieder höher gewichtet wer- den dürfte, wenn die Zinsen gestiegen sind. Von jenen Notenbanken, die sich so detail- liert äußern, ist zu erfahren, dass sie dem Brexit und damit dem britischen Pfund mo- mentan viel Aufmerksamkeit widmen. We- nig überraschend wird die aktuelle Situation als „unsicher“ eingestuft, daher verlor das Pfund in der Gunst der Anlageverantwortli- chen. Etliche Statements lassen aber darauf schließen, dass die Situation weiter beobach- tet wird, ohne die Pfundgewichtung vorläufig zu verändern. Dass Chinas Währung in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung ge- winnen wird, daran besteht nach Ansicht der an der Umfrage teilnehmenden Notenbanken hingegen wenig Zweifel. Sie zählt schon heute zu den am stärksten gewichteten Wäh- rungen – sieht man von den klassischen Reservewährungen US-Dollar, Euro und Yen ab. Etwas mehr als die Hälfte investiert be- reits in Renminbi, weitere 30 Prozent wollen dies in näherer oder zumindest fernerer Zu- kunft tun, nur etwa ein Fünftel gibt an, aus heutiger Sicht kein Interesse daran zu haben. Aktiengewichtung steigt Ein Blick auf die Wertpapierinvestments der Notenbanken zeigt, dass diese überwie- gend aus Staatsanleihen guter bis sehr guter Bonität bestehen. Die Bereitschaft, riskante- re Anleihen von Staaten und Unternehmen zu berücksichtigen, wächst aber auch bei dieser Anlegergruppe, wobei die Zahl der Zentralbanken, die angeben, Unternehmens- anleihen zu halten, leicht gesunken ist. In der Umfrage aus dem Jahr 2018 lag der Prozentsatz bei 48, in der jüngsten Befra- gung fiel er auf 46 Prozent. Nach zehn Pro- zent im Vorjahr gaben 2019 nur mehr acht Prozent an, kurzfristig in Corporate Bonds investieren zu wollen. Die grundsätzliche Bereitschaft dazu hängt von den Bonitäten ab. Unternehmensanleihen guter Bonität sind nur für 36 Prozent der Umfrageteilneh- mer völlig ausgeschlossen. Die Gruppe, die Schwellenländeranleihen hält, wurde im Jahresabstand geringfügig größer. Gaben 2018 nur 28 Prozent an, die- se Anleihenkategorie bereits zu gewichten, hat sich dieser Anteil auf 32 Prozent vergrö- ßert. Weitere 34 Prozent wollen in diesem Bereich aber demnächst oder in den kom- menden fünf bis zehn Jahren aktiv werden. Deutlich gewachsen ist der Prozentsatz der Umfrageteilnehmer, die angegeben, im Zentralbankportfolio auch Aktien zu halten. 2018 gaben 17 Prozent an, in Aktien inves- tiert zu sein, weitere 13 Prozent kündigten an, demnächst kaufen zu wollen. Bemer- kenswerterweise dürfte dies kein leeres Ver- sprechen gewesen sein, denn den aktuellen Daten entnimmt man, dass 26 Prozent Ak- tien halten und weitere fünf Prozent dem- nächst einsteigen wollen. 68 Prozent der Notenbanken halten laut Umfrage Gold, weitere 13 Prozent denken kurz- oder längerfristig an Zukäufe, und nur 19 Prozent schließen ein Goldinvestment völlig aus. Interessant ist die Bandbreite an Motiven, die für die Goldinvestments der Reserve Manager angegeben wird. Sie reicht vom simplen Diversifikationsinstrument über eine „symbolische Funktion“ bis zum „sicheren Hafen“ und „letzten Mittel“. Wesentlich unpopulärer sind bei dieser Investorengruppe Hedgefonds, Rohstoffe sowie Staats- und Unternehmensanleihen schwacher Bonität (schlechter als BBB). Diese Anlagealternativen sind für jeweils mehr als 80 Prozent überhaupt kein Thema. Bei der Frage, was in nächster Zeit auf der Kaufliste steht, erhielten inflationsgesicherte Anleihen übrigens den höchsten Wert. 23 Prozent gaben an, hier demnächst Käufe zu planen, 38 Prozent sind schon engagiert. GERHARD FÜHRING Historische Entwicklung der Notenbankenreserven Der Anteil der Schweiz steigt deutlich, China verliert. Rest d. Welt China* Japan Schweiz EU Saudi-Ar. Russland 2005 47,71 % 20,49 % 18,04 % 1,23 % 8,04 % 0,62 % 3,88 % 2006 47,79 % 21,67 % 15,86 % 1,14 % 7,60 % 0,54 % 5,38 % 2007 47,21 % 23,87 % 13,57 % 1,05 % 7,11 % 0,52 % 6,67 % 2008 43,55 % 28,70 % 13,69 % 0,98 % 6,94 % 0,46 % 5,67 % 2009 42,28 % 29,02 % 11,16 % 1,44 % 7,07 % 4,36 % 4,68 % 2010 35,57 % 32,78 % 11,21 % 2,77 % 8,08 % 4,70 % 4,90 % 2011 38,66 % 30,67 % 11,13 % 2,87 % 7,60 % 4,78 % 4,29 % 2012 33,28 % 32,45 % 11,06 % 4,64 % 7,99 % 5,88 % 4,69 % 2013 34,65 % 34,28 % 10,40 % 4,40 % 6,13 % 5,96 % 4,18 % 2014 35,76 % 34,47 % 10,14 % 4,33 % 5,69 % 5,92 % 3,69 % 2015 37,12 % 34,46 % 10,36 % 5,12 % 4,67 % 5,19 % 3,07 % 2016 40,10 % 30,63 % 10,30 % 5,73 % 5,36 % 4,64 % 3,24 % 2017 42,48 % 28,25 % 9,68 % 6,21 % 6,15 % 3,90 % 3,32 % 2018** 42,40 % 28,09 % 9,70 % 6,17 % 6,05 % 4,02 % 3,56 % * inkl. Hongkong und Macao | **Stand August 2018 Quelle: HSBC Reserve Management Trends 2019 Der relative Anteil der chinesischen Währungsreserven hat sich zuletzt weiter verringert. Spektakulär hoch sind hingegen nach wie vor die Reserven der Schweiz. 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 China Japan B EU Saudi-Arabien China Schweiz Japan Brasilien EU Mrd. USD* 14.000 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 *Gegenwert inMrd.USD,Stand:August2018 Rest

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