Institutional Money, Ausgabe 2 | 2019

ßen Volatilitäten gibt, über das Jahr hinweg summieren – darauf bezieht sich Pirrong, wenn er von den Münzen spricht, die vor einer Dampfwalze eingesammelt werden. Durch Hebeleinsatz hatte Cordier es über mehrere Jahre geschafft, Jahreserträge im 20-Prozent-Bereich zu kumulieren. „Das ist die Risikoprämie, die man mit dieser Stra- tegie lukriert“, so Pirrong. „Es handelt sich aber um keinen Free Lunch, son- dern vielmehr um eine Belohnung dafür, dass man in periodisch auf- tretenden Abständen große Verluste realisiert.“ In Cordiers Fall nicht nur groß, sondern total und darüber hinaus. Alles verpufft Anekdotisch ist zu berichten, dass von Optionsellers.com nichts übrig geblieben ist. Die Website wurde auf eine Landing Page mit Kontaktdaten reduziert. Auf der sozialen Plattform Linkedin findet man nach einer entsprechenden Suchanfrage nur noch die Gruppe „Optionsellers Clients & Victims“, die zu Redaktionsschluss gerade einmal aus einem Mitglied bestand. Optionsellers selbst hatte laut Till bis zu 290 Kunden. Muss man sich als institutioneller Anle- ger mit dem Fall beschäftigen? Auf den ers- ten Blick lautet die Antwort nein, denn mehrheitlich interessieren sich Großinvesto- ren schon aus regulatorischen Gründen nicht für derlei Derivatewetten. Sieht man sich die zugrunde liegende Problematik an, wird es hingegen interessant, denn dann stellt man fest, dass man als Investor in Ver- sicherungsgesellschaften und Rückversiche- rungsgesellschaften davon betroffen sein könnte, und auch Cat-Bond-Käufer sollten die Mechanismen kennen. Extremwetter Konkret geht es um realwirt- schaftliche Folgen extremer Wet- terphänomene beziehungsweise um die Charakteristik sogenannter „Weather Fear Premia Trades“. Der Begriff wurde 2005 von Hilary Till, Research Associate beim EDHEC- Risk Institute, geprägt und umfasst jede Art von Strategie, die die Furcht der Investoren vor Wetter- phänomenen nützt. „Es gibt kleine statistische Vorteile, wenn man Fu- tures, die ,Weather-Fear-Prämien‘ in sich tragen, leer verkauft. Die Prämien lösen sich auf, wenn diese gefürchteten, aber selten auftreten- „Reden wir übers Wetter.“ Eine solche Aufforderung kann mitunter – und oft nicht zu Unrecht – als gefährliche Drohung verstanden werden. Geht es jedoch um das Abschätzen von Portfolio- risiken, die mit ausgeprägten Wetterphänomenen einhergehen, kann sich genaues Zuhören durchaus lohnen. Geringe Lagerbestände Was zur Auslöschung von Optionsellers.com geführt hat Die Lagerbestände befanden sich 2018 weit unter dem langjährigen Durchschnitt. Als es zu einem Kaltwettereinbruch kam, war ein Preisanstieg de facto unausweichlich. Quelle: Premia Research LLC. 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 Lagerbestände in Mrd. Kubikfuß U Feb Jan April März Juni Mai Aug Juli Okt Sept Dez Nov U.S. Erdgas Lager | wöchentlicher Durchschnitt 2004 bis 2017 U.S. Erdgas Lager bis 18. Nov. 2018 N o. 2/2019 | www.institutional-money.com 109 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : WE ATHE R- F E AR- PRÄMI EN

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