Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

84 N o. 3/2017 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : BEHAV I ORA L F I NANC E V erhaltenspsychologen haben wiederholt experimentell nachgewiesen, dass wir Menschen, die uns ähnlich sind, mehr Sympathien entgegenbringen als Personen, bei denen wir keine Übereinstim- mung wahrnehmen. Die Ähnlichkeit kann das Äußere, das Verhalten oder andere Eigenschaften wie Humor, Interes- sen, Bildung oder ein gemeinsames Schicksal betreffen. Die Erklärung dafür liegt auf der Hand. Nach hun- derttausenden von Jahren, in denen man beim Zusammentreffen mit anderen Menschen blitzartig erken- nen musste, ob es sich um Feind oder Freund handelte, überlebten jene, die dazu entsprechend schnell in der Lage waren. Obwohl man das weiß, ist doch die Frage interessant, wie tief dieses Muster sitzt. Wird man als Inves- tor davon auch bei Anlageentscheidungen beeinflusst? Stefan Jaspersen, wissenschaft- licher Mitarbeiter am Seminar für ABWL und Finanzierungslehre der Universität zu Köln, und Peter Limbach, ebendort Junior- professor für Investment am Centre for Financial Research (CFR), sind dieser Frage nachgegangen. Sie wollten wissen, ob sich Fondsmanager bei ihren Investmentent- scheidungen vom Prinzip „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ leiten lassen. Die Autoren untersuchten, ob Fondsmanager die Aktien von Unternehmen präferieren, deren CEOs die gleichen demografischen Eigen- schaften wie sie selbst aufweisen, und ob sie im Falle des Ausscheidens eines solchen CEOs ihre Aktien verkaufen, sofern ihnen der neue CEO weniger ähnlich ist. Fonds als ideales Testgelände Investmentfonds eignen sich gut als Test- gelände, wenn man die Rolle der Ähnlich- keit von Fondsmanagern und CEOs analy- sieren will, weil Fonds – im Unterschied zu Venture-Capital-Teams, Banken und eini- gen anderen Investoren – meist keine Aktienpakete erwerben, die mit Einfluss auf die Unternehmensführungen verbunden sind. Die Fondsmanager haben in der Re- gel auch keinen persönlichen Kontakt zu den Firmen, sie werden nicht nach dem Kauf der Aktien kontaktiert. Die meisten haben auch keinen oder kaum Kontakt zu den Topmanagern der Firmen in ihren Port- folios. Immerhin haben deren Entscheidun- gen eine unmittelbare Auswirkung auf die Vermögenssituation der Investoren, die leicht messbar ist. Per Ende 2016 waren laut dem Investment Company Institut 16,3 Billionen US-Dollar in amerikanischen In- vestmentfonds angelegt, sodass es wichtig ist zu verstehen, wie Fondsmanager ihre Anlageentscheidungen treffen und welche Konsequenzen für die Performance daraus entstehen. Ähnlichkeiten wirken anziehend Arbeiten wie jene von Bertrand und Schoar von 2003 oder jene von Perez-Gon- zalez und Wolfenzon von 2010 haben ge- zeigt, dass Chief Executive Officers (CEOs) einen Einfluss auf die Performance eines Unternehmens haben. Jaspersen und Limbach hatten den Verdacht, dass Infor- mationen über das Topmanagement einer Firma von Relevanz bei der Kapitalanlage sein sollten. Bis dato ist jedoch wenig be- kannt darüber, ob und wie Investoren das Management des Zielunternehmens bei ih- ren Investitionsentscheidungen berücksich- tigen. Frühere Studien haben sich beispiels- weise mit den Auswirkungen der Berufser- fahrung und des Netzwerks professioneller Investoren oder auch mit deren räumlicher Nähe zur Zielgesellschaft beschäftigt. Jas- persen und Limbach gehen einen anderen Weg. Sie schlagen einen anderen Faktor vor, nämlich die demografische Ähnlich- keit zwischen Fondsmanagement und Un- ternehmensführung. Diese Ähnlichkeiten könnten Investoren helfen, Informationsasymmetrien zu über- winden, indem sie die Investmentmöglich- keiten effizienter screenen. Investoren, die aus dem gleichen Holz geschnitzt sind wie die Unternehmenslenker, könnten eventuell das Verhalten und die Äußerungen von CEOs besser interpretieren und daraus ex- aktere Informationen über deren Entschei- dungen und über die Aussichten der Unter- nehmen ableiten. Zudem könnten Fonds- manager, die gleich einem CEO getaktet sind, über CEOs auf der gleichen Wellen- länge zusätzliche Informationen und leich- teren persönlichen Zugang erhalten, wo- durch sich das Monitoring erweitern würde. Dagegen lässt sich einwenden, dass Ähn- lichkeiten auch nachteilige Effekte auf In- vestmententscheidungen haben könnten, wenn dies etwa zu einem Vertrautheits-Bias Bevorzugen Fondsmanager bei der Aktienauswahl Unternehmen, deren Vorstandsvorsitzende ihnen ähnlich sind? Dieser Frage gingen zwei Wissenschaftler am CFR in Köln nach. FOTO : © FOTOL I A | V I ACHE S L AV I A KOBCHUK » Die Aktienauswahl von Fondsmanagern ist tatsächlich von ihrer Ähnlichkeit zum CEO geprägt. « Stefan Jaspersen, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzierungslehre an der Universität zu Köln Aus gleichem Holz geschnitzt

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