Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

dem Hersteller, dass er das Objekt zu einem festen Betrag zurücknimmt. Aber wir nehmen auch in solchen Fällen Restwertrisiken – das verste- hen wir unter „Asset Management“. Über wen machen Sie Ihre Refinan- zierung? Meier-Tanski: Im Prinzip sind wir hier offen, es gibt zumindest keine grund- sätzlichen Einschränkungen. Natür- lich gehen wir gern zu unseren Spar- kassen, weil das die geborenen Finan- ziers für uns sind: Die Sparkassen haben in der Regel Liquiditätsüber- schüsse aus ihrem Kundengeschäft, und wir sind dann dankbare Abneh- mer dafür. Wir arbeiten aber auch mit ganz normalen Geschäftsbanken zusammen – und auch mit Förderbanken. Einer unser größten Kreditgeber ist beispielsweise eine Förderbank, die KfW. Und wie sieht es international aus? Meier-Tanski: International sind wir sehr breit aufgestellt. In 22 Ländern betreiben wir Leasinggeschäft, und in den Ländern, die außerhalb des EU-Raums liegen, refinan- zieren wir uns auch weitgehend lokal. Bei- spielsweise arbeiten wir mit allen großen chinesischen Banken zusammen. China ist unsere größte Auslandsgesellschaft. Dort betreiben wir vor allem das „Vendoren- geschäft“. Das ist das Absatzfinanzierungs- geschäft für deutsche Exporteure, das wir dort gemeinsam vor Ort machen. In China arbeiten wir viel mit Syndicated Loans mit chinesischen Banken. Refinanzieren Sie sich im Regelfall in den Ländern, in denen Sie das Leasinggeschäft machen? Meier-Tanski: Im Euro haben wir einen klaren Vorteil, denn die Refinanzierung bei unseren Gesellschaftern ist verhältnismäßig attraktiv. Finanzierungen in Euro machen wir daher am liebsten über die Sparkassen in Deutsch- land. Teilweise läuft das auch über unsere Finanzierungsgesellschaft in Amsterdam, die Deutsche Leasing Funding BV. Dort orga- nisieren wir die Finanzierung unseres aus- ländischen Leasinggeschäfts mit lokalen Treasury-Mitarbeitern. Alles, was in ungari- schen Forint, in polnischen Zloty oder erst recht in chinesischen Renminbi oder im brasilianischen Real passiert, versuchen wir möglichst lokal zu refinanzieren. Um das Währungsrisiko rauszuhedgen? Meier-Tanski: Wir wollen beides raushedgen: Währungsrisiken und politische Risiken. Und wir können damit spezifische Risiken in einem Land kapseln als eine Form von „Ringfencing“. Ich nehme an, Sie matchen die Duration Ihres Anlageportfolios mit der Laufzeit Ihrer Leasingverträge. Wie lange laufen denn die Leasingverträge im Schnitt? Meier-Tanski: Unsere Leasingverträge sind wirklich Kurzläufer, da müssen unsere Kol- legen im Vertrieb immer rennen. Im Schnitt läuft so ein Vertrag im Durchschnitt vier bis fünf Jahre. Das heißt, wenn wir zwei Jahre nichts machen, dann ist unser Portfolio schon fast zur Hälfte runtergelaufen. Wir müssen also immer neue Geschäfte tätigen, um unser Leasingportfolio zu erhalten. Unsere Refinanzierung versuchen wir fris- tenkongruent zu gestalten, und auch die Duration des Refinanzierungsportfolios orientiert sich am Leasingportfolio. Dann haben Sie in Ihrem Leasingportfolio eine Duration von etwas über zwei Jahren – die Hälfte von vier bis fünf Jahren? Meier-Tanski: Ja, genau! Berücksichtigen Sie Nachhaltigkeits- kriterien auf der Aktiv- oder der Pas- sivseite? Meier-Tanski: Da haben wir uns selbst Regeln auferlegt. Beispielsweise wol- len wir keine Kinderarbeit unterstüt- zen, auch nicht, wenn wir Refinanzie- rungen in der Dritten Welt vorneh- men. Wir sparen auch alles aus, was mit Drogen, Waffen oder Glücksspiel zu tun hat. Einen Graubereich gibt es bei Dual-Use-Themen. Auf einen Lkw können Sie z.B. eine Lafette montie- ren, aber Sie können damit auch Hilfs- mittel transportieren. Da muss jeder im Einzelfall entscheiden, was verant- wortlich ist. In der Anlage selbst ist Nachhaltigkeit bei uns bisher noch kein The- ma, das wäre aber eine Überlegung wert. Syndizieren Sie auf der Aktivseite? Meier-Tanski: Wir machen das gesamte Packaging von der Kundenakquise bis zum Abschluss des Vertrags und verkaufen dann die Forderung aus dem Leasingvertrag an Dritte. Das heißt, wir sind Eigentümer des Leasingobjekts, aber die Forderung aus die- sem Vertrag wird an Dritte verkauft, also syndiziert. Wie verpacken Sie die Forderungen, die Sie an Dritte verkaufen? Meier-Tanski: Es gibt verschiedene Namen dafür, etwa Forfaitierung oder Forderungs- verkauf. Das wäre auch ein ideales Produkt für institutionelle Investoren. Wir prüfen aktuell auch, inwieweit wir Nichtbanken unsere Schuldscheindarlehen anbieten wol- len. Inwieweit man das regulatorisch hin- bekommt, darüber haben wir z.B. intensiv mit Versicherungen gesprochen, auch mit dem Verband öffentlicher Versicherungen. Aber leider ist er nicht auf der BaFin-Posi- tivliste, und deswegen können diese Instru- mente nur Investoren erwerben, die tatsäch- lich einen eigenen Kreditprozess haben. Aber solche von der BaFin genehmigten Kreditprozesse haben nur die großen Ver- sicherungen. Daher bleibt diese einfache Möglichkeit, direkt in Private Debt zu investieren, den meisten institutionellen Investoren leider verschlossen und ist nur den Banken und einigen wenigen großen Versicherungsunternehmen vorbehalten. Wir danken für das Gespräch. ANKE DEMBOWSKI » In den Ländern, die außerhalb des EU-Raums liegen, refinanzieren wir uns auch weitgehend lokal. « Helmut Meier-Tanski, Deutsche Leasing 82 N o. 3/2017 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : HE LMUT ME I ER-TANSK I | DEUT SCHE L EAS ING A L L E F OTO S : © D E U T S CH E L E A S I NG Finanzen + Risiken im Blick Helmut Meier-Tanski (59) arbeitet seit über 30 Jahren im Finanzbereich großer deutscher Unterneh- men, davon die letzten 20 Jahre in leitender Tätig- keit. Seit 2009 ist er Bereichsleiter Konzern Treasury bei der Deutsche Leasing AG, Bad Homburg. Seine beruflichen Stationen davor waren bei der Deutschen Post AG (Head of Group Finance), der BGAG Betei- ligungsholding (Direktor Finanzen) und bei der KfW Bankengruppe (Senior Risk Controller).

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