Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

das Einwerben von Zustiftungen das Ver- mögen erhöht oder weitere, dann aber ex- terne Erträge für die Stiftungszwecke er- wirtschaftet. Vom Ergebnis her macht aus Stiftungssicht ein Asset Manager nichts anderes. Ich meine, dass man Stiftungen generell viel ganzheitlicher sehen muss, um die Verzahnung zwischen Wirkungsebenen zu optimieren. Zurück zur eigentlichen Vermögensanlage. Was kann eine Stiftung mit der Vorgabe einer konservativen Anlagestrategie heut- zutage machen? Seifart: Eines vorangeschickt: Das Wort kon- servativ halte ich in diesem Zu- sammenhang für falsch. Stiftungen haben normalerweise zwei Vorga- ben, die sie in der Vermögensanla- ge beachten müssen. Das ist ein- mal der Kapitalerhalt und zum Zweiten das Gebot der ertragrei- chen Vermögensanlage. Es ist also dafür Sorge zu tragen, dass für die eigentliche Stiftungsarbeit genü- gend Mittel zur Verfügung stehen. Wie und auf welchem Wege Stif- tungen dies zu erreichen versu- chen, steht ihnen eher frei. Das kann man nicht ernsthaft konservativ nen- nen. Richtiger wäre es aus meiner Sicht, da- von zu sprechen, ob eine Anlagestrategie stiftungsgeeignet ist oder eben nicht. Ohne- hin gibt es keine generell geeignete Strate- gie für jede Stiftung. Es kommt vielmehr auf die individuellen Kennzahlen wie das aktuelle Risikobudget einer Stiftung und deren Ziele an, sprich: ob der Fokus nun eher auf den Kapitalerhalt oder die aus- schüttungsfähigen Erträge gelegt wird. Der ehemalige Leiter der Stiftungsabteilung einer großen deutschen Geschäftsbank hat sehr treffend formuliert, dass eine profes- sionelle Stiftungsberatung auf der Bilanz und den Vorgaben der Satzung respektive denen der Anlagerichtlinie aufsetzen muss. Was würden Sie denn kleineren Stiftungen raten, die die Möglichkeiten einer großen Stiftung nicht haben? Überspitzt gefragt: Ist eine Stiftung mit einem Vermögen von unter einer Million Euro in der derzeitigen Markt- phase zum Scheitern verurteilt? Seifart: Selbstverständlich nicht! Wenn über- haupt, ist der Fehler an einer anderen Stelle, meist zum Zeitpunkt der Gründung, pas- siert. Viele der kleineren Stiftungen haben in der Tat ein Nachfolgeproblem, wenn ein Vorstand sein Amt nicht mehr ausüben kann oder will beziehungsweise wenn er sich mit der Komplexität der Vermögensanlage über- fordert fühlt. In solchen Fällen wäre eine schlanke Treuhandstiftung sicherlich die bessere Lösung gewesen. Das Argument der fehlenden Größe für eine erfolgverspre- chende Anlage von Stiftungsgeldern lasse ich auch nicht gelten. Keine Frage der Größe sind zum Beispiel die Festlegung der Anlageziele ausgehend vom langfristigen Finanzbedarf oder die Erarbeitung entspre- chender Richtlinien zur Vermögensanlage und ihre administrative Umsetzung ein- schließlich der internen Verant- wortlichkeiten. Auch kann sich jede Stiftung Klarheit über mögliche Reserven verschaffen, die eventuell zu heben wären, um so wenigstens mittelfristig mehr Freiheitsgrade zu haben. Aus meiner Sicht ist die Frage eher, ob eine ausreichende Pro- fessionalisierung der Gremien und Berater vorhanden ist. Wir danken für das Gespräch. HANS HEUSER » Viele der kleineren Stiftungen haben in der Tat ein Nachfolgeproblem. « Jörg Seifart, GfdS Gesellschaft für das Stiftungswesen THEOR I E & PRA X I S : JÖRG SE I FART | GESE L L SCHAFT FÜR DAS ST I FTUNGSWESEN Ausgewiesener Stiftungsexperte Jörg Seifart ist geschäftsführender Gesellschafter der GfdS Gesellschaft für das Stiftungswesen, ein Multi-Foun- dation-Office mit Sitz in Düsseldorf. Der Jurist ist Fachanwalt für Steuer- recht und gilt als Experte für komplexe Fragestellungen rund um das Stif- tungswesen, insbesondere auch die nichtjuristischen. Mit diversen preisge- krönten ehrenamtlichen Engagements in seiner Vita ist er seit vielen Jahren im Stiftungsmarkt aktiv. Jörg Seifart , Geschäftsführer der Gesellschaft für das Stiftungswesen A L L E F OTO S : © WO L F H E I D E R - S AWA L L 76 N o. 3/2017 | www.institutional-money.com

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