Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

troffene Stiftung in einer der nächsten Gre- miensitzungen dokumentieren, warum sie Negativzinsen in Kauf nimmt. Wie gehen Stiftungen denn grundsätzlich mit dem Thema Negativzinsen um? Seifart: Negativzinsen sind für viele Stiftun- gen gefühlt sozusagen nur noch das Tüp- felchen auf dem i. Selbst viele der großen Stiftungen mit einer eigenen Abteilung für die Vermögensverwaltung können das nicht hundertprozentig vermeiden. Die eigentli- che Herausforderung stellt aber die Niedrig- zinssituation insgesamt dar. Viele Stiftungs- verantwortliche tun sich schwer, Anlagen mit auskömmlichen Ausschüttungen zu allokieren. Hinzu kommt, dass es in den letzten Jahren diverse Urteile zur Haftung in der Vermögensanlage von Stiftungen gab, die Handlungsängste der Gremien, aber auch der Berater zur Folge haben. Nichts zu machen und zu hoffen, die Niedrig- oder gar Negativzinsphase aussitzen zu können, ist sicherlich keine Lösung, die rechtlich haltbar ist. Sehen Sie im Impact Investing, von dem man immer mehr hört, einen Lösungsansatz für Stiftungen? Seifart: Mit der Antwort mache ich mich teil- weise sicherlich nicht besonders beliebt. Zunächst einmal sehe ich im Impact Inves- ting – also Anlagestrategien, bei denen die gesellschaftlichen Aspekte der Anlage eine ebenso wichtige Rolle spielen wie die öko- nomischen – ein sehr spannendes Thema und eine gute Idee für denjenigen, der Din- ge nach seinem Gusto bewegen will. So können Sie beobachten, dass zum Beispiel Facebook-Gründer Mark Zuckerberg oder Amazon-Chef Jeff Bezos sich auf diese Weise engagieren. Genauer betrachtet enga- gieren sich beide aber nicht mittels Stiftun- gen, auch nicht nach amerikanischem Ver- ständnis, sondern sie haben eine Art Man- telgesellschaft gegründet. Diese ist zwar nicht gemeinnützig, erlaubt dafür aber ein Engagement ohne die Beschränkungen des Gemeinnützigkeitsrechts. Langer Rede kurzer Sinn: Aus meiner Warte ist Impact Investing eher als eine Alternative zur Gründung einer Stiftung als ein für Stiftun- gen geeigneter Anlagestil zu sehen. Aus unserem Bankenumfeld höre ich, dass es derzeit auch kein zufriedenstellendes Ange- bot für Stiftungen der verschiedenen Grö- ßenordnungen gibt. Sicherlich kann man über eine Beimischung nachdenken, aber die große Lösung aller Stiftungsprobleme sehe ich aktuell im Impact Investing nicht. Es ist ohnehin so, dass es das Asset Ma- nagement allein nicht richten kann. Für Stif- tungen gibt es neben der Vermögensanlage weitere Stellschrauben. Nennen Sie uns konkrete Beispiele? Seifart: Auf einen Nenner gebracht spricht man vomABC-Ansatz in der Beratung. Die Abkürzung steht für A(ccounting), B(argai- ning) und C(ampaigning). Dabei geht es für eine Stiftung darum, ihre Kennzahlen, das Ausgabeverhalten und das Mitteleinwerben zu optimieren, um sich darüber weitere Möglichkeiten zu eröffnen, ihre Stiftungs- ziele zu erreichen. Wenn Sie als Stiftung Ihre Kennzahlen, das Accounting, optimie- ren, haben Sie auch von der Risikostruktur einer denkbaren Allokation ganz andere Möglichkeiten, einmal dahingestellt, ob das nun sinnvoll ist. Die anderen Bereiche ha- ben mit der Vermögensverwaltung weniger zu tun, können aber genauso effizient sein. Beim Bargaining geht es darum, die inter- nen und externen Kostenstrukturen auf Ein- sparungs- oder Effizienzpotenziale kritisch zu hinterfragen. Das Fundraising wiederum ist für eine Stiftung fast vergleichbar mit der Vermögensanlage. Man bezahlt einen Mitarbeiter oder externen Berater, der durch » Es ist ohnehin so, dass es das Asset Management allein nicht richten kann. Für Stiftungen gibt es neben der Vermögensanlage weitere Stellschrauben. « Jörg Seifart, GfdS Gesellschaft für das Stiftungswesen 74 N o. 3/2017 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : JÖRG SE I FART | GESE L L SCHAFT FÜR DAS ST I FTUNGSWESEN A L L E F OTO S : © WO L F H E I D E R - S AWA L L

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