Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

Herr Willcox, Sie sind nun seit fast dreiein- halb Jahren als CEO von J.P. Morgan Asset Management in der Gesamtverantwortung für Ihre Gesellschaft. Was sind die größten Veränderungen in dieser Zeit? Chris Willcox: Als einer der größten und im- mer noch stark wachsenden Asset Manager weltweit war unsere Gesellschaft vor mei- nem Antritt als CEO an einem Punkt ange- langt, an dem es nötig geworden war, die verschiedenen Geschäftseinheiten wieder stärker miteinander zu verbinden, sie zu verzahnen. Viele Geschäftsbereiche waren zu einer Art Silo mit einem zu geringen Kontakt zu anderen Teams innerhalb des Asset Managements geworden. Ich glaube, dass wir auf diesem Weg durchaus ein immenses Stück vorangekommen sind. Das betrifft nicht nur die Integration eines heute einheitlichen und replizierbaren Investment- prozesses sowie eines konsistenten Risiko- managements, sondern auch die Art, wie und wo wir Schwerpunkte in unserer Arbeit sowie der internen und externen Kommu- nikation setzen. Auf die gesamte Invest- mentbranche bezogen, standen und stehen wir vor permanent neuen Herausforde- rungen, insbesondere was neue regulato- rische Vorschriften betrifft, die es zu beach- ten gilt. Aber auch die Art und Weise, wie heute Geld gemanagt wird, hat sich im Lauf der Zeit stark verändert. Dazu gehört unter anderem die an immer noch hohen Mit- telzuflüssen abzulesende starke Tendenz zu passiven Investments. Hier stehen wir im Grunde jeden Tag vor der Aufgabe, die aus meiner Sicht nach wie vor vorhande- ne Überlegenheit eines bewusst aktiven Fondsmanagementansatzes unter Beweis zu stellen. Bleibt es denn beim Fokus auf Multi-Asset- Lösungen? Willcox: Ich glaube sogar, dass es ein Fehler wäre, diesen Pfad nicht weiter zu beschrei- ten. Wir waren nicht nur einer der ersten Anbieter mit einem Fokus auf diesen Bereich, wir können aus meiner Sicht auch mit Fug und Recht behaupten, dass wir gerade beim Thema Multi-Asset eine klare und nachgewiesene Kompetenz aufweisen, die nach wie vor von einer besonderen Relevanz ist, nicht nur in Deutschland und Österreich, sondern auch in den meisten anderen Ländern und Regionen, in denen wir aktiv sind. Ohne diese Konzentration auf die damit verbundenen ertragsorientier- ten und risikokontrollierten Prozesse und Produkte wäre es sicher kaum möglich gewesen, Kunden mit einem sehr starken Fokus auf Sparanlagen, wie sie etwa in Deutschland und Österreich immer noch anzutreffen sind, von einem Wertpapier- investment zu überzeugen. Hier haben wir meiner Auffassung nach nicht nur Pionier- arbeit geleistet, sondern auch sehr viel er- reicht. Das wäre sicher nicht in dem Maße gelungen, wenn wir versucht hätten, die ent- sprechenden Kunden von einem Investment in Einzelstrategien oder Aktienfonds zu überzeugen. Wenn ich eine Prioritätenliste aufstellen müsste, dann stünde das Multi- Asset-Thema auch heute noch ganz vorn. Ihre vor rund zwei Jahren noch vorhandene Zurückhaltung gegenüber dem Thema ETF haben Sie aber inzwischen aufgegeben. Bedeutet das den großen Einstieg ins ETF- Business? Willcox: Das kann man so sicher nicht sagen. Zum einen ist es kein vollkommen neuer Geschäftszweig angesichts der Tatsache, dass wir in den USA schon seit Langem über eine Reihe von ETFs verfügen. Zum anderen werden wir bewusst klare Schwer- punkte in diesem Geschäftsfeld setzen. Denn unser Fokus wird auch künftig nicht auf rein nach Marktkapitalisierung gewich- teten Indexprodukten liegen, zumal schon eine ganze Reihe anderer Anbieter länger in diesem Feld aktiv sind. Aber wir werden deshalb nicht die Augen davor verschließen, dass tatsächlich eine Tendenz zur Kombi- nation von aktiven und passiven Strategien bei unterschiedlichen Kundengruppen exis- » Wenn ich eine Prioritätenliste aufstellen müsste, dann stünde das Multi-Asset-Thema ganz vorn. « Chris Willcox, J.P. Morgan Asset Management 60 N o. 3/2017 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : CHR I S WI L LCOX | J. P. MORGAN AS SET MANAGEMENT A L L E F OTO S : © GA R Y S P E C TOR

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