Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

44 N o. 3/2017 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : CHR I STOPHER S IMS | PR INCETON UNI VERS I TY E nde August traf die Redaktion Christopher Sims in Lindau am Bodensee zum Interview. Der Nobelpreisträger von 2011 war gemeinsam mit 16 weiteren Laureaten sowie 350 Nachwuchsökonomen zur sechs- ten Tagung der Träger des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften angereist. Zu den Kernthemen der Tagung, die von EZB-Prä- sident Mario Draghi mit einer Rede über die Wechselwirkungen zwischen Forschung und geldpolitischer Entscheidungsfindung eröffnet wurde, zählten in diesem Jahr neben der sozialen Ungleichheit und der Forschung im Bereich der Vertrags- und Organisationstheorie vor allem geld- und fiskalpolitische Themen. Christopher Sims hatte seinen eigenen Vortrag überschrieben mit „Der Mythos der eigenständigen Zentralbank“ und kritisierte darin, dass ein- fache Modelle zu den Zusammenhängen von Geldversorgung und Preisentwicklung suggerieren, dass eine Zentralbank, zu deren Aufgaben neben der Geldschöpfung die Aufrechterhaltung von Preisstabilität gehört, im Grunde nicht auf die Interaktion mit der Steuerpolitik angewiesen ist. In der Tat erziele eine Notenbank in einer wachsenden Wirtschaft Erträge aus der Schaffung von Zentralbankgeld, mit denen sie ihre eigenen Ausgaben bestreite, um den Überschuss an die Finanzbehörden zu überweisen. Tiefer- greifende Modelle, die zu erklären versu- chen, warum Geld überhaupt einen Wert trägt, gehen laut Sims davon aus, dass es sich dabei um einen glücklichen Zufall han- delt. Der Wissenschaftler widerspricht der These des glücklichen Zufalls; aber um zu verstehen, warum es keiner ist, müsse man die Verbindungen erkennen, die zwischen Fiskal- und Geldpolitik bestehen. Eine Er- kenntnis, die sich in der Europäischen Wäh- rungsunion erst nach und nach durchsetzt. Professor Sims, Sie haben in Ihrem Vortrag hier in Lindau unter anderem über multiple Gleichgewichte gesprochen. Erklären Sie uns kurz den Hintergrund? Christopher Sims gilt als einer der renommiertesten Makroökonomen weltweit. Er hat sich insbesondere mit Themen der Geldpolitik und den Wirkungen von Zinsentscheidungen auf Inflation und Wirtschaftswachstum auseinandergesetzt. A L L E F OTO S : © CH R I S T I A N F L E MM I NG » DIE GELDPOLITIK HAT EI » Geld hat nur deshalb einen Wert, weil es als Zahlungsmittel akzeptiert wird, obwohl im Grunde kein intrinsischer Wert oder Nutzen damit verbunden ist. « Christopher Sims, Nobelpreisträger, Princeton University

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