Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

BR I E F DER HERAUSGEBER 4 N o. 3/2017 | www.institutional-money.com A ktienindizes auf All-Time-High, praktisch alle Anleihenkategorien auf Rekordniveau und Immo- bilien so teuer, dass sich Investments kaum mehr rechnen können. Da stehen wir. Jeder, der beruf- lich trotzdem investieren muss, muss sich die Frage stellen, wie er weiter vorgehen soll. Vor ihrer Beantwortung erscheint es vernünf- tig, zuerst einmal alle verfügbaren Optionen aufzulisten. Der ame- rikanische Investmentveteran Howard Marks, Mitgründer der Fondsgesellschaft Oaktree Capital Management, hat das getan und war so freundlich, seine Erkenntnisse über seine in den USA weithin bekann- ten und sehr geschätzten „Oaktree Memos“ der Welt mitzuteilen. Der seit 1969 professionell Geld anlegende 71-Jährige machte insgesamt sechs Op- tionen für das Investieren in eine Niedrigrenditenwelt aus: 1. Investiere so wie bisher und erwarte dieselben Renditen. 2. Investiere so wie bisher und gewöhne dich an die aktuell tiefen Renditen. 3. Senke dein Risiko, bereite dich auf eine Korrektur vor und akzeptiere bis dahin die niedrigen Renditen. 4. Gehe in Cash nahe null Prozent Ertrag und warte auf bessere Rahmenbedingungen. 5. Erhöhe dein Risiko, um höhere Erträge zu erwirtschaften. 6. Investiere mehr in spezielle Nischen beziehungsweise Invest- ment Manager. Dass die Optionen 1, 4 und 5 wenig sinnvoll beziehungsweise für institutionelle Anleger gar nicht umsetzbar sind, muss nicht er- läutert werden. Variante 3 klingt nicht unvernünftig, krankt aber daran, dass man bekanntlich tanzen muss, so lange die Kapelle spielt. Und da die Renditen auch in den risikoreicheren Assetklas- sen im historischen Vergleich sehr tief sind, liegt Antwort 3 zu nahe bei Nummer 4. Somit bleiben Antwort 2 und Antwort 6. Erstere dürfte bei vielen die Realität sein, denn es ist kein zusätzlicher Aufwand damit verbunden. Solange die Altbestände im Portfolio noch ertragswirksam sind, „überlebt“ man mehr oder weniger gut. Spätestens dann, wenn sich das auch nicht mehr ausgeht, muss man wohl Variante 6 in Angriff nehmen. Wäre das nicht so schwie- rig, würde es aber wohl jeder Anleger tun. Die Suche nach beson- deren Opportunitäten in Marktnischen beziehungsweise das Auf- spüren von Managern und Investmentansätzen, denen es gelingt, abseits der ausgetretenen Pfade Erträge zu erwirtschaften, die ers- tens hoch genug sind, um den Aufwand zu rechtfertigen, und zwei- tens keine neuen – vielleicht unkalkulierbaren – Risiken mit sich bringen, ist, gelinde gesagt, schwierig. Wer glaubt, dass Märkte effi- zient sind, muss auch annehmen, das Mehrerträge zusätzliche Risi- ken mit sich bringen, daher ist Punkt 6 eine Variante von Punkt 5. Marks weiß das, er fügt auch hinzu, dass keine der Alternativen wirklich attraktiv ist; leider gibt es keine anderen, daher muss man sich damit arrangieren. Der Oaktree-Manager empfiehlt eine Kombination aus den Antworten 2, 3 und 6. Das heißt, mehrheitlich macht man weiter Dienst nach Vorschrift. Kurzfristig kann auch Marks nichts erken- nen, das darauf hindeutet, dass die – seiner Meinung nach – über- zogenen Bewertungsniveaus demnächst platzen werden. Parallel dazu bereitet man sich auf neue Kaufgelegenheiten vor, indem man sehr selektiv investiert und einen Teil des Risikos in den Portfolios senkt – auch um den Preis, die geringeren Er- träge noch weiter zu senken. Und schließlich glaubt er, dass es besonders empfeh- lenswert ist, sich auf die Su- che nach Investmentideen und Fondsmanagern zu ma- chen, die auch heute noch die Chance auf höhere Erträge bieten. Um Letzteres ein we- nig einfacher zu gestalten, stellen wir seit Jahren in jeder unsere Ausgaben so viele interessante Ideen und Anbieter wie möglich vor. Dabei bemühen wir uns, möglichst unterschiedliche Konzepte zu präsentieren, denn jedes institutionelle Portfolio ist einzigartig. Als weitere Unterstützungsmaßnahme veranstalten wir auch 2018 wieder einen Kongress, auf dem unsere Leser die Gelegenheit haben, sich von interessanten Investmentideen selbst ein Bild zu machen und diese vor Ort mit Anbietern, aber auch mit Kollegen zu diskutieren. Wir würden uns daher freuen, Sie ab 27. Februar in Frankfurt persönlich begrüßen zu dürfen. Das sind die Optionen Gerhard Führing Mamdouh El-Morsi Gerhard Führing Mamdouh El-Morsi

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