Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

38 N o. 3/2017 | www.institutional-money.com I NS T I TUT I ONA L MONE Y | ME INUNG Schwere Zeiten für Asset Manager? ——————————— GASTKOMMENTAR VON PETER SCHWICHT ——————————— W ie FONDS professionell ONLINE vor einiger Zeit berichtete, hat die globale Fondsindustrie im vergange- nen Jahr erstmals seit der Finanzkrise 2008 einen Rückgang bei Erlösen und Gewinnen verzeich- net. Das ist umso erstaunlicher, als die Assets under Management gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent gestiegen sind. Die Gründe für die schlechtere Ertragslage sind vielfältig. Es ist sicherlich richtig, was viele namhafte Consultants berichten, dass das Wachs- tum der Indexindustrie und der damit verbundene Mandatswechsel von vermeintlich teuren aktiven Produkten in niedrig bepreiste Passivprodukte einen nicht unwichtigen Anteil daran haben. Es vergeht keine Woche, in der nicht in einem Magazin oder Newsletter darüber berichtet wird. Aber Passivprodukte sind nicht an allen Proble- men dieser Welt schuld! Es wirken seit einiger Zeit auch andere Kräfte, die langfristig Einfluss auf die Branche haben. Es gibt mehrere Studien, die zeigen, dass sich über die letzten 20 Jahre trotz des Wachstums der Indexbranche die Gebühren im aktivenAsset Management nur wenig verändert haben. Ob- wohl die Asset Manager in einem intensiven Wettbewerb stehen, wurde dieser eher über Pro- dukt- und Leistungsdifferenzierung ausgetragen und weniger über den Preis. Und das scheint sich nun zu ändern. Gemäß einer Finance-Studie finden bei etwa der Hälfte der Neu- und Altmandate intensive Gebühren- diskussionen statt. Das liegt zum einen am jetzt schon sehr lang anhaltenden Niedrigzinsumfeld, denn 40 Basispunkte an Gebühren fallen bei einem Prozent Zinsen anders ins Gewicht als bei fünf Prozent, und jeder institutionelle Investor muss mehr denn je um jeden Basispunkt Ge- samtrendite kämpfen. Trotz des negativen Ge- bührentrends bei traditionellen Mandaten konn- ten die Asset Manager ihre Profitabilität bisher stabil halten, weil immer mehr Investoren Pro- dukte wie Unconstrained, Loans oder Emerging Markets nachfragten. Diese sind mit höheren Gebühren verbunden, aber nun ist der Teilmarkt mehr und mehr gesättigt und gerät ebenfalls unter Preisdruck. Der Druck kommt aber auch von einer ganz anderen Seite: Aufsichtsbehörden in Europa und den USA betrachten die Gebühren, die die As- set-Management-Branche in Rechnung stellt, sehr kritisch. Es besteht der Eindruck, dass Sparer und (zukünftige) Pensionäre wegen zu hoher Managementgebühren eine zu geringe Invest- mentrendite erzielen. Asset Manager müssen ver- mehrt den „Value for Money“ rechtfertigen. Hier spiegelt sich übrigens die veränderte Selbst- definition der Regulatoren von reiner Kontrolle und Aufsicht in Richtung Verbraucherschutz deutlich wider. Auch auf der Kostenseite kommt von zusätz- licher Regulierung nichts Gutes auf die Ver- mögensverwalter zu. Vordergründig scheint vor allem der zusätzliche Aufwand infolge der stark gestiegenenAnzahl von Compliance- und Risiko- management-Mitarbeitern ein Problem zu sein. Bei genauerer Analyse entdeckt man aber auch andere, direkt mit neuer Regulierung verbundene Kosten. Die Einführung von MiFID II ist ein gutes Beispiel dafür. Ursprünglich sollte die Peter Schwicht, vormals Chief Executive EMEA bei J.P. Morgan Asset Management, London. Seit 2014 Verwaltungsrat, Beirat und Aufsichtsrat verschiedener Investment Manager

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