Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

im Immobilienbereich eine Neuausrichtung vor. Die Verlagerung erfolgte zugunsten Europas und hier zunächst nach Deutsch- land. Konkret geschah dies Anfang des Jah- res in einem ersten Schritt über den 25-Pro- zent-Einstieg bei Competo Capital, ei- nem deutschen Immobilieninvestor, von dem die übrigen 75 Prozent zu gleichen Teilen weiterhin der Körber-Stiftung so- wie den Gründern Ralf Simon und Tho- mas Pscherer gehören. In weiterer Folge soll die Gewichtung der Vereinigten Staaten im Immobilienportfolio auf rund 50 Prozent verringert werden. Neue Strategie Weitere 12 bis 13 Prozent des Vermö- gens liegen in Anleihen und Aktien. Grundsätzlich darf der Wertpapierbe- reich bis zu 15 Prozent des Gesamtport- folios betragen. Auch hier hat das Ma- nagement in jüngerer Zeit Anpassungen vorgenommen. Man ist nun bereit, ein wenig mehr Risiko zu nehmen, indem man unter anderem die Aktienquote erhöht. Konsequenterweise hat man den Fixed-In- come-Bereich auf unter zehn Prozent gedrückt. Jede Art von festverzinslichem Engagement wird endfällig auf Zeithorizon- te von bis zu 30 Jahren gehalten. Bemer- kenswert ist die Aktienstrategie der Stiftung. Hier kreiert man quasi einen eigenen Joa- chim-Herz-Stiftungs-ETF. „Vielleicht brin- gen wir es ja eines Tages auf den Markt und lukrieren so ein Zusatzeinkommen“, erklärt Müller, nur um gleich klarzustellen: „Nein, Scherz.“ Analysiert wird der Markt quantitativ, am Ende hält man je nach Bewertung rund 60 Einzeltitel. Ausschließungkriterien sind zwar vorhanden, doch auch hier herrscht das Primat des Ökonomischen. „Wir neh- men keine Health-Titel, weil wir da eine viel zu starke Überlappung mit unseren ohnehin schon dominanten Beteiligungen hätten“, erklärt Müller. Auch Finanzwerte und Infrastruktur bleiben unberücksichtigt – Letztere weil man zu zehn Prozent am Schienen-Logistiker VTG beteiligt ist. Zurückhaltung bei ETFs Die Blockbuster-Assetklasse der ETFs spielt für Müller wiederum keine Rolle. „Die bilden meist ganze Indizes ab. Das funktioniert bei unseren Restriktionen nicht.“ Zwar sei es korrekt, dass ETFs eine günstige Investmentvariante darstel- len, man dürfe aber nicht vergessen, dass damit auch ein gewisser Analyseauf- wand verbunden ist, was den tatsächli- chen Inhalt der jeweiligen Produkte an- gehe. Oft stecke etwas anderes im ETF, als man glaube. Hinzu komme, dass Müller darauf achten müsse, jedes Jahr laufend Erträge zu erwirtschaften. Diese würden im Aktienbereich vor allem über die Divi- » Vielleicht bringen wir ja eines Tages einen eigenen ETF auf den Markt und lukrieren so ein Zusatzeinkommen. Nein, Scherz. « Ulrich Müller augenzwinkernd über die Anlagestrategie der Stiftung Beim Thema ETFs zeigt sich Ulrich Müller in Bezug auf die Anlagestrategie der Stiftung zurückhaltend. Er zieht die autonome Analyse von Einzelaktien nach fundamentalen Kriterien dem Kauf einer allfälligen Katze im Sack durchaus vor. 246 N o. 3/2017 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : POR T RÄ T | UL R I CH MÜL L E R FOTO : © U L R I K E SCHM I D T Kurzbiografie Ulrich Müller 1996: Abschluss Studium Betriebswirtschaft Im Anschluss bei der Allianz Gruppe als Referent unter ande- rem für Finanzplanung und -Controlling sowie Risikomanagement verantwortlich Danach drei Jahre lang Leitung des internen Controllings des Family Office Wilhelm von Finck bei München. Wechselte dann zur Munich Re: Als Abteilungsleiter unter anderem verantwortlich für die strategische Asset Allocation der Kapitalanlagen Zeitgleich Dozent an der Hochschule Ludwigshafen für „Kapitalanlage in Versicherungsunternehmen“ 2000: Munich Re, zuletzt Abteilungsleiter Allokation 2007: CORO Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH von Joachim und Petra Herz 2011: im Zuge der Stiftungsgründung Bereichsleiter für Kapitalanlage, Finanzen, Organisation und Personal 1. Oktober 2014: Mitglied Vorstand der Joachim Herz Stiftung

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