Institutional Money, Ausgabe 3 | 2017

der Finanzvorstand rückblickend und um- reißt damit auch den Einfluss, den die Familie auf die Stiftung hat. Der Stiftungszweck Vom Wesen her stellt diese zwei Dinge in den Vordergrund: zum einen den Stiftungs- zweck, der auf die Förderung von Bildung und Forschung ausgerichtet ist (siehe Infor- mationskasten), aber auch das Gebaren: „Am Ende geht es auch um das Ökonomi- sche, nicht nur um Philanthropie“, sagt Mül- ler. Allzu sentimental wird man also bei der eigenen Investitionstätigkeit nicht. Invest- mentpräferenzen in Richtung Nachhaltigkeit, Ethik oder Corporate Social Responsibility gebe es zwar, sie stehen aber nicht im Vor- dergrund. „Wir sind weder eine Umwelt- noch eine Friedensstiftung“, sagt Müller. „Wir verfolgen unseren Stiftungszweck über die Ausgaben, nicht die Investitionstätigkeit – wobei wir sehr genau hinschauen, damit hier keine Widersprüche entstehen.“ Nach- haltigkeit und Ethik werden also bis zu einem gewissen Maß berücksichtigt, aber eben aus einer ökonomischen Motivation. Wenn ein Unternehmen beispielsweise das Arbeitsrecht kontinuierlich verletze oder es zu konsequenten Unregelmäßigkeiten, wie derzeit etwa in der Automobilindustrie be- kannt geworden, komme, so überlege man sich dort ein Engagement zweimal. Und zwar aus der Überzeugung, dass ein Unter- nehmen, das „veraltete, umweltschädliche Technologien verwendet, wahrscheinlich nicht nachhaltig erfolgreich sein kann“. Mehr Dividenden Prinzipiell ist die Investmentstrategie schon dadurch eingeschränkt, dass der Großteil der Einnahmen über die historisch gewachsene Beteiligung am Beiersdorf- Konzern kommt. Hier versucht man, so weit es angesichts der Minderheitsbeteili- gung geht, den eigenen Einfluss geltend zu machen. Das geht auch in den Bereich der Ausschüttungspolitik. So erfährt man aus dem Umfeld, dass Wünsche hinsichtlich ei- ner höheren Gewinnausschüttung durchaus aktiv und wiederholt geäußert wurden, was angesichts der rund 0,8-prozentigen Divi- dendenrendite auch nicht weiter verwunder- lich ist. Dass die Aktie in den vergangenen Monaten stark an Wert gewonnen hat, ver- söhnt nur bedingt, darf die Stiftung die Be- teiligung doch nicht verringern und sie zu Cash machen. Die restlichen 25 Prozent Ertrag erwirt- schaftet man in etwa zur Hälfte mit Immo- bilienengagements. Hier lag der Fokus bis vor Kurzem fast zu hundert Prozent auf den USA. „Wir haben uns aber gefragt, ob wir das wirklich so wollen“, erzählt der CFO. Zum Jahreswechsel nahm man schließlich Ulrich Müller im Foyer der in Hamburg ansässigen Joachim Herz Stiftung. Klare Linien und ein nicht zu leugnender Hang zum Minimalistischen passen nicht nur zum Image der Hansestadt, sondern entsprechen auch dem Auftreten des in Bayern aufgewachsenen Finanzvorstands, der maßgeblich am Gründungsprozess der Stiftung beteiligt war. N o. 3/2017 | www.institutional-money.com 245

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